Duales Studium:Lehrling und Hochschüler zugleich

Duales Studium: Die Gewo GmbH in Hörlkofen ist ein Hightech-Unternehmen.

Die Gewo GmbH in Hörlkofen ist ein Hightech-Unternehmen.

(Foto: Renate Schmidt)

Im Landkreis Erding steigt die Nachfrage nach einem Dualen Studium. Von September an bietet die Wörther Gewo Feinmechanik GmbH Abiturienten die Möglichkeit, studienbegleitend eine Ausbildung abzuschließen

Von Regina Bluhme, Erding

Studium oder Lehre? Immer mehr Abiturienten wählen beides und beginnen ein Duales Studium. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern vermeldet steigende Zahlen. Auch im Landkreis Erding bieten Unternehmen diese Kombination an, nicht zuletzt um Abiturienten eine Ausbildung schmackhaft zu machen. Unter anderem Bei der Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt und am Flughafen kann man bereits Studium mit Praxis verbinden. Von September an gibt es die Möglichkeit auch bei der Gewo Feinmechanik GmbH in Wörth, die Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen wird 2018 nachziehen.

Der Komponentenhersteller Gewo will mit zwei Studenten im September beginnen. Die beiden absolvieren dann parallel zum Mechatronikstudium an der Hochschule Rosenheim eine Ausbildung zum Feinmechaniker bei dem Unternehmen. "Die ersten 13 Monate werden die Studenten voll bei uns sein", berichtet Andreas Woitzik von der Gewo-Geschäftsleitung. Nach der abgeschossenen IHK-Zwischenprüfung starten sie ins Studium an der Hochschule Rosenheim. Von da an wechseln sich Hochschulzeiten und Praxisphasen ab. Insgesamt dauert das Studium circa viereinhalb Jahre und endet mit dem Bachelor. Noch während des Studiums schließen die Studenten ihre Ausbildung ab.

"Wir haben immer wieder das Problem, dass die Theoretiker sich oft Sachen ausdenken, die dann in der Praxis nicht umgesetzt werden können", sagt Woitzik. Im Studium lernten die Studenten schwierige komplexe Zusammenhänge kennen. "Bei uns sehen sie dann, wie das Ganze praktisch umgesetzt werden kann". Und natürlich gewinne man so einen Auszubildenden, mittlerweile eine Seltenheit auf dem Erdinger Arbeitsmarkt. Auf die ursprünglich drei angebotenen Plätze hätten sich zunächst zwischen zehn und 15 Bewerber gemeldet, berichtet Andreas Woitzik. Zwei junge Männer, einer aus Taufkirchen, einer aus Dorfen, hätten schließlich eine Zusage bekommen. Ein Platz für September wäre für Kurzentschlossene also noch frei. Verpflichtend ist zunächst aber eine Woche Praktikum bei Gewo, "denn da erkennt man gleich, ob jemand zwei linke Hände hat", weiß Woitzik. In einem Jahr soll es dann einen weiteren dualen Platz geben, diesmal für den Bereich Maschinenbau.

"In Bayern gibt es momentan 6991 dual Studierende, vor zehn Jahren waren es erst 650", schreibt IHK-Pressesprecherin Katharina Toparkus. Auch die Zahl der Betriebe, die ein duales Studium anbieten, sei stark angewachsen. Von 350 im Jahr 2009 auf aktuell 1336 in ganz Bayern. Im Landkreis Erding verzeichnet die IHK, die laut Toparkus für circa 60 Prozent aller Ausbildungen steht, aktuell vier Unternehmen. Als Beispiele nennt die Pressesprecherin die Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt sowie die Vereinsbank Erding. Auch der Flughafen München biete duale Studienmöglichkeiten an. Seit circa sieben Jahren gibt es bei der Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt die Möglichkeit, Studium mit Praxis zu verbinden. "Unsere Studenten studieren Wirtschaftswissenschaften, meist Betriebswirtschaftslehre", berichtet Stephanie Bauer, Personalfachbearbeiterin. "Wir haben immer super Leute da", die in alle Abteilungen hineinschnuppern und auch am Schalter Dienst tun. Jetzt will auch die Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen beim dualen Studium einsteigen. "In Kooperation mit der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe in Bonn soll der Studiengang im September 2018 starten", schreibt Stefan Fink, Leiter des Vorstandstabs. Für das Studium seien neun Semester vorgesehen, wobei die integrierte Berufsausbildung nach zwei Jahren abgeschlossen werde. Pro Semester sind laut Fink fünf bis sieben Tage Präsenzvorlesungen an der Sparkassenakademie Bayern in Landshut vorgesehen.

Von dem neuen Angebot erhoffe sich die Sparkasse zum einen, "dass wir durch dieses zusätzliche Angebot bei Schulabgängern auf Interesse stoßen, die sich ansonsten nicht für eine ,Lehre' entscheiden würden", erklärt Fink. Zum anderen könnte es somit auch gelingen, "diejenigen Abiturienten zu halten, die nach einer klassischen Lehre ansonsten in Richtung Uni abwandern würden." Das duale Studium sei "eine gute Chance für die Unternehmen, neue Bewerberkreise anzusprechen und damit ihren Fachkräftebedarf sehr passgenau im Hinblick auf die Anforderungen im Unternehmen zu sichern", sagt auch IHK-Sprecherin Katharina Toparkus. Hintergrund sei, dass immer mehr Schulabgänger in Richtung weiterführende Schulen und Studium tendierten. Für diesen Kreis sei ein duales Studium ein interessantes Angebot, sagt Toparkus. Und noch einen Vorteil nennt sie: Weil sie zugleich Auszubildende sind, erhalten sie während des Studiums auch ein Gehalt.

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