Dritte Startbahn:Die Ungeduld wächst

"Aufgemuckt" wartet darauf, dass Seehofer eine Entscheidung trifft

Von Kerstin Vogel, Freising

Fast ein halbes Jahr ist der Besuch von Ministerpräsident Horst Seehofer in Attaching nun schon her - und damit auch dessen Versprechen, baldmöglichst über die dritte Startbahn für den Münchner Flughafen zu entscheiden. Geschehen aber ist nichts. Und so sehr die Gegner des Flughafenausbaus in der Region immer noch darauf hoffen, dass Seehofer selber gegen die Startbahn entscheiden wird, so ernüchternd sind die Signale, die zu diesem Thema aus der CSU-Fraktion im Landtag kommen.

Zwar schilderte Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz, am Donnerstag bei einer Mitgliederversammlung des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt" aus einem "parlamentarischen Frühstück" des BN, dass die Landtagsabgeordneten gar nicht so einhellig hinter den Ausbauplänen des Münchner Flughafens stünden, wie immer suggeriert werde. Bei einem Gespräch, das die Spitze von "Aufgemuckt" im Februar mit Vertretern der CSU-Fraktion geführt habe, seien jedoch alle Sachargumente der Startbahngegner einfach abgetan worden, berichtete Michael Buchberger, der Sprecher der Bürgerinitiative Attaching. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl berichtete seinerseits mit einiger Verwunderung, dass die Regierungspartei in der Startbahnfrage nach seinem Empfinden gerade "keinen Kompass" habe.

Anders als sonst habe er nicht den Eindruck, dass die Entscheidung bereits gefallen sei, so Magerl: "Mir scheint, die wissen nicht, wie sie zu einem Beschluss kommen sollen." Tatsächlich steht auch nach wie vor der Münchner Bürgerentscheid einem Baubeginn für die dritte Startbahn im Weg - und Magerl befürchtet, dass die momentane "Hängepartie" gut und gerne bis nach Pfingsten andauern kann. Dabei sprechen die Zahlen ihm zufolge nach wie vor gegen den Flughafenausbau. Zwar melde die Flugsicherung für das erste Quartal 2016 eine Steigerung von 1,1 Prozent bei den Flugbewegungen im Erdinger Moos, die FMG komme sogar auf 1,3 Prozent. Diese Steigerung sei jedoch auf das Schaltjahr 2016 zurückzuführen. Der zusätzliche Tag im Februar mache exakt 1,1 Prozent Wachstum bei den Starts und Landungen aus, so Magerl: "Das ist keine Trendwende."

Bei den Passagieren liege man trotz Wachstums um gut 700 000 Personen unter den für den Ausbau errechneten Prognosen der Firma Intraplan, sagte der Abgeordnete weiter. Gleichzeitig sinke der Anteil der Umsteiger. "Das passt nicht zu dem Argument, dass man eine dritte Startbahn wegen der Drehkreuzfunktion braucht und stellt deren Genehmigung auf den Kopf."

So oder so ist die Geduld der Startbahngegner ein wenig erschöpft, wie es in der Aufgemuckt-Versammlung weiter hieß. Lange diskutiert wurde die weitere Strategie in der beklagten Hängepartie. Während sich die einen eher große Zeichen wie eine Demonstration in München oder wenigstens am Flughafen wünschen würden, wollten andere eher auf kleine, sympathische Aktionen bauen, um den "Kampagnen der Flughafengesellschaft" etwas entgegenzusetzen.

"Wir sollten Druck aufbauen, unsere Ungeduld zeigen und den Bericht des Obersten Rechnungshofes zu den Deals mit der Lufthansa als Steilvorlage nutzen", sagte Reinhard Kendlbacher, während Manfred Drobny erklärte, dass man eigentlich gar keine "Entscheidung" zu fordern brauche: "Eine Entscheidung ist mit dem Münchner Bürgerentscheid bereits gefallen. Wir müssen fordern, dass diese endlich akzeptiert wird."

Welcher der zahlreichen Vorschläge konkret umgesetzt wird, das soll nun ein eigener Arbeitskreis möglichst zeitnah erarbeiten. Deutlich gemacht werden soll dabei auf jeden Fall, dass es keinesfalls nur um die Attachinger geht. Auch andere Orte, allen voran die Stadt Freising, wären von einer dritten Startbahn massiv betroffen, hieß es. Mehr Unterstützung im Abwehrkampf würden sich die Bürger ansonsten auch von den Stimmkreisabgeordneten der CSU und der Erdinger Umweltministerin Ulrike Scharf wünschen. Dem Freisinger Abgeordneten Florian Herrmann müsse man "penetrant auf die Eisen steigen", sagte Martin Bauer: "Der tut nichts, außer seine Karriere zu fördern."

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