Dorfener Stadtwerke:Jetzt mischt sich auch der Bürgermeister ein

Dorfener Stadtwerke: Karl-Heinz Figl, der Geschäftsführer der Dorfener Stadtwerke. Sein Vertrag ist Gegenstand einer seltsamen Debatte

Karl-Heinz Figl, der Geschäftsführer der Dorfener Stadtwerke. Sein Vertrag ist Gegenstand einer seltsamen Debatte

(Foto: Renate Schmidt)

Figl-Kündigung: Heinz Grundner rügt den Aufsichtsrat

Von Florian Tempel, Dorfen

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) geht mit dem Aufsichtsrat der Stadtwerke Dorfen, aus dem er selbst per Stadtratsbeschluss im Juli 2014 abgewählt worden war, hart ins Gericht. Grundner sieht das städtische Unternehmen in einer "brisanten Situation", da Geschäftsführer Karl-Heinz Figl seinen Arbeitsvertrag zum 1. Januar 2016 gekündigt hat. Grundner ist der Ansicht, der Aufsichtsrat, insbesondere dessen Vorsitzender, der Zweite Bürgermeister Günther Drobilitsch (Landlisten), hätte den Ernst der Lage nicht erkannt.

Falls man sich mit Figl über einen Anschlussvertrag nicht einigen könne, würden die Stadtwerke bald führungslos dastehen. Die Stadt sei durch Versäumnisse des Aufsichtsrats in eine Position gebracht worden, in der man nur noch "eingeschränkt handlungsfähig" sei. Ein neuer Geschäftsführer sei schwerlich auf die Schnelle zu finden. "Wenn aber die Stelle vakant bleibt, kann das zu Schwierigkeiten führen", sagt Grundner, die letztlich "viel Geld" kosten könnten.

Drobilitsch bewertet die Kündigung des seit zehn Jahren unveränderten Arbeitsvertrags des Stadtwerkegeschäftsführers völlig anders als Grundner und weist dessen Kritik als unbegründet zurück: "Es gibt keine Krise. Es gibt sie deshalb nicht, weil weder der Aufsichtsrat noch der Geschäftsführer der Stadtwerke die Absicht haben, sich zu trennen."

Figls Ansinnen, als Geschäftsführer einen neuen Vertrag zu besseren Konditionen zu bekommen, sei im Aufsichtsrat zu keinem Zeitpunkt kritisiert, sondern einhellig als berechtigt betrachtet worden. Dem Aufsichtsrat gehören Stadträte aller Fraktionen an. Figl ist seit 13 Jahren Geschäftsführer der Stadtwerke. Seine Leistungsbilanz ist außerordentlich gut: Figl hat eine ökologisches Wärmeversorgungsnetz aufgebaut und die Gasversorgung in die Stadtwerke integriert.

Mehr als 90 Prozent des in Dorfen verbrauchten Stroms werden im Stadtbereich selbst oder über Beteiligungen an Wasser- und Windkraftanlagen aus erneuerbaren Energiequellen produziert. Die Energiewende beim Strom ist damit in Dorfen längst geschafft. Seit diesem Jahr bauen die Stadtwerke ein eigenes Glasfasernetz auf. Und: Unter Figls Führung hat sich der Jahresgewinn des städtischen Unternehmens verzehnfacht.

Auch wenn die Erfolge Figls offenkundig sind, wollte der Aufsichtsrat einen neuen Arbeitsvertrag nicht verhandeln, ohne vorher von dritter Seite eine neutrale Bewertung einzuholen, welche Dotierung angemessen sei. Dazu wandte sich der Aufsichtsrat an den kommunalen Prüfungsverband. Dieser habe jedoch die erbetene Bewertung nicht so schnell abgegeben, wie erwartet, sagt Drobilitsch. Nur wegen dieser zeitlichen Verzögerung habe Figl schließlich seinen Vertrag gekündigt.

Drobilitsch sieht darin kaum mehr als einen formalen Vorgang. Denn ohne eine Kündigung hätte sich Figls seit zehn Jahren bestehender Vertrag automatisch um fünf Jahre verlängert. Drobilitsch ist sich sicher, dass sich der Geschäftsführer, der seine Arbeit bei den Stadtwerken fortsetzen wolle, und der Aufsichtsrat, der ihn halten möchte, in Bälde über einen neuen Vertrag einigen werde. Die letzte Entscheidung obliegt dann dem Stadtrat.

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