Dorfen: Politikerderblecken:Schluss mit lustig

"Ikone des Seppelbayerntums" war wohl zu viel für den Dritten Bürgermeister in Dorfen. Martin Heilmeier beschwerte sich nach dem Politikerderblecken bei den Darstellern - nun steht der Satireabend vor dem Aus.

Florian Tempel

Das Dorfener Politikerderblecken - es war einmal. Nachdem sich der Dritte Bürgermeister Martin Heilmeier (Landlisten) massiv darüber beschwert hatte, wie er in diesem Jahr aufs Korn genommen wurde, ist den Organisatoren und Akteuren des Satire-Spektakels die Lust gründlich vergangen.

Starkbierfest Dorfen Politikerderblecken

Das letzte Halali: Weil sich der Dritte Bürgermeister Martin Heilmeier beim Dorfener Politikerderblecken persönlich beleidigt fühlte, soll jetzt Schluss damit sein.

(Foto: Tom Daller)

Nach elf Jahren wird es kein weiteres Derblecken mehr geben. Heilmeier und alle anderen Kommunalpolitiker - neben dem Dritten Bürgermeister hatte sich noch ein weiterer Stadtrat beklagt - müssen fortan nicht mehr befürchten, beim Starkbierfest noch einmal zur Zielscheibe pointierter Frotzeleien zu werden.

Am 18. und 19. März hagelten im Dorfener Streibl-Saal eine Menge bissiger, witziger und aktueller Seitenhiebe auf die politisch Verantwortlichen der Stadt ein. Wie es üblich ist, war der zentrale Programmteil eine gut gewürzte Fastenpredigt, in der nicht wenigen Mitgliedern des Stadtrats die Leviten gelesen wurden. Heilmeier musste sich von Klosterschwester Alexandra - dargestellt von Alexander Sperr - anhören, er sei eine "Ikone des Seppelbayerntums" mit erheblichen Defiziten in seinen Umgangsformen. Diese Sticheleien trafen ihn offensichtlich schmerzhaft. In einer impulsiven Reaktion tippte er sich an seinem Platz im Publikum unübersehbar mit dem Finger an den Kopf. Von der Bühne kam die strenge und situativ punktgenau passende Erwiderung: "Und das merkst du dir jetzt einmal: Einer Klosterschwester zeigst du keinen Vogel".

Heilmeier ließ nach jenem Samstagabend über eine Woche verstreichen, bis er erneut reagierte. Er suchte sowohl den Verfasser der Predigt, seinen Fraktionskollegen im Dorfener Stadtrat, Wolfgang Lanzinger, als auch Klosterschwester-Darsteller Alexander Sperr zu persönlichen Gesprächen auf. Dabei muss er den beiden offenbar gehörig seine Meinung gegeigt haben.

Lanzinger sprach bei der Übergabe des für gute Zwecke gespendeten Erlöses der beiden Satireabende von "massiven Beschwerden" und einem "Ärger, dem wir uns nicht länger aussetzen wollen". Lanzinger nannte weder Heilmeiers Namen noch den des zweiten Beschwerdeführers und verkündete resigniert das Ende des Dorfener Politikerderbleckens. Heilmeier sagte der SZ nun, er wolle "nichts mehr dazu sagen" und "keinen Streit". Er habe sich "mit Wolfgang Lanzinger ausgeredet - wir sind wieder Freunde".

Alles oberhalb der Gürtellinie

Reinhold Kuliga, der acht Jahre lang zum Team des Politikerderbleckens gehörte, betonte, dass man einen radikalen Schlussstrich ziehe, sei keine beleidigte Reaktion auf die Anfeindungen derer, "die sich auf den Schlips getreten fühlten". Unter solchen Umständen mache es aber einfach keinen Spaß mehr. Kuliga rechtfertigte noch einmal die Spötteleien auf Kosten von Dorfener Kommualpolitikern. Sie seien schließlich wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil eines Politikederbleckens - "und es war nichts dabei, was unter der Gürtellinie war".

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU), der beim Dorfener Starkbierabend viel mehr als jeder anderer aufs Korn genommen wurde, wollte zum Ende einer immerhin elf Jahre alten Dorfener Tradition keine Stellungnahme abgeben. Sein Ratschlag, satirische Kritik "mit heiterer Gelassenheit" hinzunehmen und "nicht alles so verbissen zu sehen", wird nun allerdings in Dorfen ungehört verhallen.

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