Dorfen:Kritiker machen gegen Ortsumgehung mobil

Die Dorfener Bevölkerung spaltet ein neues umstrittenes Straßenbauprojekt: Die Gegner einer Umfahrung warnen vor hohen Kosten.

Florian Tempel

Der jahrzehntelange Widerstand gegen die Zerstörung des Isentals durch den geplanten Weiterbau der Autobahn A94 ist zwar nicht endgültig zu Ende, scheint aber allmählich gebrochen zu sein. Doch schon spaltet die Dorfener Bevölkerung ein neues umstrittenes Straßenbauprojekt.

Gegen den Bau einer Ortsumgehung quer durch das Isental zwischen Oberdorfen und Dorfen formiert sich Widerstand. In der Stadt hängen bereits Plakate, auf denen Gegner ein "Nein zur Ortsumfahrung Dorfen" fordern. Sie treffen sich wöchentlich zu einem Stammtisch, und die Grün Alternative Liste (GAL) hat mit einem Infostand im Stadtzentrum die Bürger ermuntert, schriftliche Einwendungen gegen die Ortsumgehung zu verfassen.

Die Mehrheit im Stadtrat hält eine Umfahrung der Stadt für dringend notwendig. Nicht nur, weil die tägliche Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße B15 schon heute enorm ist. Wenn die A94 einst fertiggestellt ist, wird die Anschlussstelle Dorfen wohl erheblich mehr Verkehr in die Stadt ziehen. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass nur eine sogenannte ortsnahe Umgehung westlich der Stadt, die kaum länger wäre als der Weg auf der B15 durch Dorfen, eine spürbare Entlastung brächte. Diese Trasse wird nun weiter verfolgt, eine Änderung des Flächennutzungplans ist bereits beschlossen.

Dieser Beschluss gibt den Kritikern der Umfahrung einen ersten Ansatzpunkt, konkret zu handeln. Noch bis zum 6. September können Einwendungen gegen die Änderung des Flächennutzungsplans formuliert und bei der Stadt eingereicht werden. Neben den Einwendungen von Bürgern wird der Stadtrat - frühestens im Oktober - auch die Stellungnahmen von zahlreichen Behörden und Institutionen zur Ortsumgehung behandeln müssen, die insbesondere aus Natur- und Landschaftsschutzgründen massive Bedenken haben könnten.

Nach Ansicht der Kritiker ist jeder Dorfener Bürger, nicht nur Grundbesitzer und Anlieger der Ortsumgehung betroffen. Thomas Fleischmann, der den Widerstand mit dem Stammtisch, einer Internetseite (www.ortsumgehung-dorfen.de), Plakaten und Handzetteln organisiert, führt einen Umstand an, der seiner Meinung nach alle Dorfener betrifft: Die Ortsumgehung würde die Stadt viele Millionen Euro kosten. "Alle Dorfener werden für die enormen Schulden aufkommen müssen", prophezeit er. Investitionen in andere Projekte seien dann nicht mehr möglich.

Auch für die Dorfener SPD und die GAL ist das Kostenargument eines der wichtigsten Kritikpunkte. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung würde eine Ortsumgehung 20 Millionen Euro kosten. Der Bund, der wenn auch nicht mit Nachdruck, doch noch immer eine B 15 neu plant, wird kaum Geld in eine Ortsumgehung von Dorfen investieren. Staatliche Zuschüsse könnte es nur aus einem bayerischen Sondertopf für "kommunale Entlastungsstraßen" geben. Gut ein Drittel der Gesamtkosten müsste die Stadt aber selbst stemmen.

SPD-Stadtrat Heiner Müller-Ermann schätzt die Eigenbeteiligung der Stadt "vorsichtig auf mindestens sieben bis acht Millionen Euro". Das sei für die Kleinstadt niemals finanzierbar. "Was mich zudem so aufregt", sagt Fleischmann, sei, dass die Stadt Dorfen, die sich jahrzehntelang gegen die Zerstörung des Isentals durch den Autobahnbau gewehrt habe, nun selbst Hand anlegen wolle - mit einer Straße "quer durchs Isental" und "ihr wichtigstes Naherholungsgebiet".

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