Dorfen:Klinikum will Kurzzeitpflege loswerden

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Die Abteilung in Dorfen schreibt jedes Jahr rote Zahlen in Höhe von 300 000 Euro, weil sie nur in der Urlaubszeit ausgelastet ist. Wenn das Pflegeheim Marienstift nicht einspringt, könnte sie geschlossen werden.

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Kurzzeitpflege im Krankenhaus Dorfen steht auf dem Prüfstand: Weil sie ein jährliches Defizit von 300 000 Euro verursacht, sucht das Klinikum Landkreis Erding einen anderen Träger. Ansprechpartner ist dabei die Stadt Dorfen mit ihrem städtischen Pflegeheim Marienstift. Sollte Dorfen allerdings abwinken, könnte dass das Aus für die Kurzzeitpflege im Krankenhaus bedeuten.

Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen hat, den man Zuhause betreut, kennt die Situation: Es gibt Tage oder auch mal Wochen, in denen es schwierig ist, die Pflege zu gewährleisten. Das kann bei eigener Erkrankung der Fall sein oder wenn man selbst einmal eine Auszeit braucht und zwei Wochen in Urlaub fahren will. Im Krankenhaus Dorfen gibt es seit 1996 dafür die Kurzzeitpflege. Doch nun ist ihre weitere Zukunft fraglich, denn sie verursacht dem Klinikum Erding, dem Dorfen angeschlossen ist, Jahr für Jahr dieses Defizit. Das Klinikum hat sich aktuell an die Stadt Dorfen gewandt, ob das städtische Pflegeheim Marienstift diese Abteilung übernehmen könnte. Die Stadt arbeitet nun an einem Businessplan. Allerdings wird auch die Stadt nichts an der grundsätzlichen Problematik ändern können: Die Kurzzeitpflege boomt zwar während der Urlaubszeit, doch ansonsten bleiben zu viele Betten leer, als dass die Abteilung rentabel arbeiten könnte. Wenn aber die Stadt Dorfen nicht als Träger einsteigt, "könnte es theoretisch passieren, dass die Kurzzeitpflege geschlossen wird", sagte Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner.

Auf die Problematik hatte der CSU-Kreistagsfraktionssprecher Dr. Thomas Bauer bei einem politischen Stammtisch aufmerksam gemacht. "Über kurz oder lang kann das nicht so weiterlaufen", kündigte Bauer an. Diese Auffassung deckt sich mit der Haltung des Klinikums: "Es ist ein Gebot der Stunde, unwirtschaftliche Bereiche zu überprüfen und nach Möglichkeit zu verbessern; insbesondere, wenn es sich nicht um Bereiche handelt, die sich aus unserem Versorgungsauftrag ergeben", sagte Klinikum-Vorstand Sándor Mohácsi. Für die 20 Betten im Obergeschoss des Dorfener Krankenhauses müsse man "Krankenhausstrukturen vorhalten". Die Erlöse seien allerdings für Pflegeheime gedacht und lägen entsprechend niedriger. Außerdem sei die Auslastung zu gering.

Auch Bürgermeister Heinz Grundner sieht Kalkulationsrisiken in der Belegung, wenn das Pflegeheim Marienstift diese Abteilung übernehmen würde. Allerdings sei die Prüfung noch nicht abgeschlossen, ob das Marienstift ihren Bereich der Kurzzeitpflege auf den des Klinikums ausweiten könnte. Derzeit erstelle man aufgrund der Datenlage einen Businessplan, um auf dieser Basis so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen zu können. Grundner betonte, dass der Betrieb eines Pflegeheims eigentlich gar keine kommunale Aufgabe sei. In Dorfen bekenne man sich jedoch dazu, aber dabei müsse man auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten: "Wenn es sich nicht rechnet, können wir es nicht machen." Übt der Landkreis Erding moralischen Druck auf die Stadt aus, im Sinne dessen, dass das Klinikum Dorfen erhalten bleibe, aber die Stadt Dorfen auch ihr Scherflein dazu beitragen müsse? Nein, sagte Grundner. Es handele sich lediglich um eine Anfrage des Landrats.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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