Dorfen:Günstig auf Kosten maroder Kanäle

Dorfen: "Wasserversorgung und Abwasser sind das Rückgrat einer jeden Kommune", sagte Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Abschlussveranstaltung.

"Wasserversorgung und Abwasser sind das Rückgrat einer jeden Kommune", sagte Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Abschlussveranstaltung.

(Foto: Renate Schmidt)

Im Jakobmayer werden die Ergebnisse des 5. Benchmarking Abwasser in Bayern vorgestellt: Die Reinigungsleistung ist gut, die Gebühren sind niedrig, aber die Schäden im Netz nehmen zu

Von Thomas Daller, Dorfen

Viele Kommunen in Bayern beteiligen sich an einem Kennzahlenvergleich bei der Abwasserentsorgung. Damit soll das Qualitätsmanagement verbessert werden. Mittlerweile ist die 5. Runde dieses "Benchmarking Abwasser Bayern" abgeschlossen. Bei einer Versammlung im Dorfener Jakobmayer-Saal wurden einige Entwicklungen vorgestellt. Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zog dabei eine positive Bilanz: "Bayern ist ein Wasserland. Wir sind stolz auf unser sauberes Trinkwasser, auf saubere Bäche, Flüsse und Seen. Damit das so bleibt, brauchen wir auch in Zukunft funktionierende Strukturen bei Wasserversorgung und Abwasser. Sie sind das Rückgrat einer jeden Kommune."

Benchmarking sei Teil der Modernisierungsstrategie der Wasserwirtschaft in Bayern. Ziel des interkommunalen Vergleichs sei es, die Leistungsfähigkeit der Kommunen bei der Abwasserentsorgung zu zeigen, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu steigern, das Qualitätsmanagement zu optimieren und die Transparenz zu erhöhen. Scharf: "Der Kennzahlen-Vergleich setzt Anreize, um sich weiter zu verbessern. Davon profitieren auch die Bürger, weil sie langfristig finanziell entlastet werden." Etwa 99 Euro müssten die Bürger in Bayern pro Jahr für die Abwasserentsorgung zahlen, sagte die Umweltministerin. Das entspreche dem Preis von zwei Maß Bier im Monat. Insofern habe man mit der Kostendeckung ohne Gewinnabsicht vieles richtig gemacht. Dieses kommunale Vorsorgeprinzip sei ein Erfolgsmodell.

Paul Kruck vom Bayerischen Städtetag betonte die steigende Reinigungsleistung bei der Abwasserentsorgung: Man müsse sich nur mal die Gewässergütekarten der vergangenen 30 Jahre ansehen, um die Auswirkungen zu sehen. Kruck sprach sich auch dafür aus, dass die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in kommunaler Hand bleiben müsse. "Da hört der Spaß auf. Hier ist kein Platz für Deregulierung und Privatisierung." Deswegen werde man der Europäischen Kommission immer wieder verdeutlichen müssen, dass man diesen Weg nicht verlassen wolle.

Jan Hendrik Schaper, Projektmanager der Firma aquabench, analysierte im Anschluss daran die Ergebnisse der 5. Runde Benchmarking Abwasser. Insbesondere im Bereich Wirtschaftlichkeit sei die Abwasserbehandlung auf einem sehr günstigen Niveau, sagte Schaper und erinnerte an die 99 Euro, die bereits Umweltministerin Scharf erwähnt hatte. Allerdings würden die Zahlen zeigen, dass es für größere Betriebe einfacher sei, kostendeckend zu arbeiten. Kleinere Abwasserentsorger seien stärker gefordert, damit ihre Aufwendungen die Kostendeckung nicht überschreiten. Der Auslastungsgrad der Abwasserentsorgung liege bei etwa 85 Prozent. Damit könne man auch die Belastungsschwankungen verkraften, die sich während der Tourismussaison in Bayern ergeben. Das Kanalnetz jener Kommunen, die sich am Benchmarking beteiligt haben, sei durchschnittlich 35 Jahre alt. Die sanierungsbedürftige Kanallängenrate liege im Median bei knapp 18 Prozent. Dieser Wert sei deutlich angestiegen und sei auch im Ländervergleich hoch. Unter sanierungsbedürftig verstehe in diesem Zusammenhang Schäden, die innerhalb der nächsten fünf Jahre behoben werden müssen. "Hier gibt es noch Einiges an Handlungsbedarf." Denn die Länge der öffentlichen Kanalisation in Bayern beträgt etwa 95 000 Kilometer; das entspricht mehr als dem doppelten Erdumfang.

Derzeit stehe es nicht besonders gut um die Nachhaltigkeit in diesem Bereich. Die mittlere jährliche Kanalsanierungsrate liege gerade mal bei 0,5 Prozent. Schaper: "Sie benötigen 200 Jahre, um ihr Netz einmal komplett zu sanieren." Bei der Kanalsanierung würden die Abwasserentsorger nicht aktiv agieren, sondern im Schadensfall reagieren. Schaper empfahl, die Kanalsanierungsrate von 0,5 auf mindestens ein Prozent anzuheben. Darüber hinaus müssten insbesondere kleine Entsorger dahingehend kalkulieren, kostendeckend zu arbeiten. Und nicht zuletzt müsse man auch darauf stärker achten, wie hoch der Energieverbrauch von Kläranlagen liege. Diese Thematik werde man bei den nächsten Runden Benchmarking Abwasser im Auge behalten. Ab sofort können kommunale Einrichtungsträger wieder am Benchmarking Abwasser teilnehmen. Weitere Informationen unter www.wasser.bayern.de.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: