Dorfen:Eigenmächtig und rigide

Geheimniskrämerei statt Krisenmanagement: Der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner muss Kritik einstecken für sein Vorgehen im Fall des unverschuldet in Not geratenen Dorfener Zentrums für Integration und Familie

Von Florian Tempel

Dorfen: Weder über die Feuerbeschau in den Räumen des DZIF noch über die Konsequenzen für den Verein wollte Grundner nach Auffassung der Grünen den Stadtrat informieren

Weder über die Feuerbeschau in den Räumen des DZIF noch über die Konsequenzen für den Verein wollte Grundner nach Auffassung der Grünen den Stadtrat informieren

(Foto: Bauersachs)

Geheimniskrämerei statt Krisenmanagement: Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und die Stadtverwaltung haben nach Ansicht der Dorfener Grünen-Stadträtin Dorette Sprengel ein "Versteckspiel" mit den Problemen des Dorfener Zentrums für Integration und Familie (DZIF) betrieben. Grundner habe den Stadtrat weder über die Feuerbeschau in den Räumen des DZIF informiert noch über die schwerwiegenden Konsequenzen für den Verein, die sich aus den festgestellten Brandschutzmängel ergaben. Stattdessen hätten der Bürgermeister und die Verwaltung "rigoros" die Aktivitäten des DZIF beschnitten und dem Verein abgeraten, mit seinen Problemen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Wie berichtet, hat eine Stadtratmehrheit in seiner jüngsten Sitzung entschieden, dem Dorfener Zentrum mit einem Mietzuschuss unter die Arme zu greifen und dem Verein damit ermöglicht, seine Arbeit von September an wieder unter einem Dach fortzusetzen. Das DIZF bietet ein vielfältiges Programm für Neubürger, Familien und Kinder an und trage damit, so die Grünen, "entscheidend zur Lebensqualität in Dorfen bei". Das Zentrum sei "ein Verein, um den uns sicherlich viele andere Gemeinden beneiden".

Wäre es jedoch nach dem Wunsch von Bürgermeister und Verwaltung gegangen, hätte der Stadtrat bis heute nichts von den Problemen des DZIF erfahren, moniert Sprengel in einer "Stellungnahme". Der Stadtrat sei weder über die Ergebnisse der Feuerbeschau im September 2012 informiert worden, noch über die schwerwiegenden Folgen für den Verein. Obwohl es eigentlich die Aufgabe des Stadtrates gewesen wäre, über das weitere Vorgehen zu entscheiden, hätten Grundner und die Verwaltung eigenmächtig beschlossen, sich die Kosten der Gebäudesanierung zu sparen: "Stattdessen schränkten sie rigoros die vielfältigen Aktivitäten des Vereins auf einen einzigen Deutschkurs im Gebäude am Kugelfang ein und verlagerten die Hausaufgabenüberwachung in die Grundschule. Außerdem wurde dem Verein dringend abgeraten an die Öffentlichkeit zu gehen!"

Erst durch den "Hilferuf" des DZIF im Dezember 2012 seien diejenigen Stadträte, die dem Ruf folgten und in Zentrum am Kugelfang gekommen waren, vom Vereinsvorstand über die bedrohliche Situation informiert worden. Mit einem spontan formulierten Antrag erzwangen mehrere Stadträte eine Sondersitzung zum Thema DZIF im Januar 2013. Nur dadurch sei der ganze Stadtrat von der Problematik in Kenntnis gesetzt worden.

Als Übergangslösung bot die Verwaltung an, den dringend notwendigen zweiten Deutschkurs im Feuerwehrhaus abzuhalten. Die Grünen im Stadtrat hätten jedoch schon damals betont, dass dennoch so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden müsse, damit der Verein sein vielfältiges Angebot auch in vollem Umfang wieder anbieten könne. Sprengel verglich die Situation des Vereins mit einem Baum, dem man fast alle Äste abgehackt habe.

Als sich schließlich, dank des Engagements des Vereins im Frühjahr 2013, die Möglichkeit auftat, alternative Räume anzumieten, berief der Verein eine außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Wieder war ein spontaner Dringlichkeitsantrag der dort anwesenden Stadträte notwendig, um das Thema auf die Tagesordnung des Stadtrates zu bringen. In der Sprengels Presseerklärung heißt es dazu: "Erfreulicherweise konnte das enorme Engagement des Vereins, seine umfangreichen und kompetenten Vorarbeiten und die Attraktivität der Räume eine Mehrheit des Stadtrates in der Sitzung vom 8. Mai überzeugen, den Verein mit einem Mietzuschuss zu unterstützen. Erst mit dieser Sicherheit im Rücken ist es für den Verein und den Vermieter sinnvoll, weitere Planungsschritte zu unternehmen und zum Beispiel einen Architekten für die Raumplanung zu engagieren."

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