Dorfen:Besuch der kleinen Bühnen

Mit "The Black Rider" startet der Versuch, regelmäßig Gastspiele von Privattheatern im Jakobmayer stattfinden zu lassen. Im Dezember kommt das Metropoltheater mit "Emma in Love"

Florian Tempel

Dorfen- Wenn am Freitag das Belacqua Theater mit der legendären Freischütz-Adaption "The Black Rider" von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs in den Jakobmayer kommt, ist das nicht nur eine höchst sehenswerte Aufführung einer preisgekrönten Inszenierung von Belacqua-Chef Uwe Bertram. Das Gastspiel des Wasserburger Privattheaters ist auch der Auftakt zu einem ambitionierten Versuch, der durch den Förderverein Freunde des Jakobmayer getragen wird: Im Jakobmayer könnten und sollten, so die Idee, regelmäßig Gastspiele von professionellen Theatern stattfinden. Nach dem Belacqua Theater wird auf alle Fälle am 6. Dezember das Münchner Metropoltheater mit Mike Bartletts Stück "Emma in Love" in Dorfen gastieren. Wie es danach weiter geht, was vor allem daran liegt, wie das Publikum mitspielt, bleibt vorerst noch offen.

Black Rider

Das Wasserburger Theater Belacqua gastiert in Dorfen im Jakobmayer mit einer Inszenierung von "The Black Rider" von Tom Waits, William S. Burroughs und Robert Wilson (Musik, Text, Regiekonzept).

(Foto: Christian Flamm/OH)

Thomas Thalmeier, der beim Förderverein Freunde des Jakobmayer den ehrenamtlichen Posten eines Beirats für Theater inne hat, ist allerdings guter Hoffnung, dass die von ihm entwickelte Idee regelmäßiger Theater-Gastspiele in Dorfen angenommen wird: "Die Voraussetzungen sind doch eigentlich alle so, dass man meinen könnten, das sollte etwas werden." Die äußeren Bedingungen sind gut. Der große Saal im Jakobmayer hat eine passende Größe. Die Bühne ist zwar nicht allzu geräumig, aber auch nicht winzig. Es gibt ganz sicher eine Reihe privater Theater, in denen weniger Spielraum zur Verfügung steht. Gleiches gilt für die technische Ausstattung mit Licht und Ton, die nicht üppig, aber doch ausreichend sein sollte. Der Zuschauerraum, und das ist vielleicht das größte Plus, hat ein sehr angemessenes Fassungsvermögen. Rund 200 Zuschauer passen sitzend in den Jakobmayer. Das heißt, selbst wenn nur hundert Leute da sein sollten, funktioniert die Aufführungssituation für Künstler und Publikum. Ganz anders als in einer riesigen 80er-Jahre-Stadthalle stellt sich auch eine angenehme Atomsphäre ein, wenn der Saal nur zur Hälfte gefüllt ist. Doch die beiden sehr gut besuchten Produktionen der Kompagnie Opera Incoginta, "Die Fledermaus" und "La Cenerentola", haben gezeigt, dass es in Dorfen keineswegs ein nur kleines und schwer zu mobilisierendes Publikum gibt.

Thalmeier hat mit "The Black Rider" zum Beginn "einer hoffentlich längeren Zusammenarbeit mit benachbarten Bühnen" ein weiteres Musiktheaterstück nach Dorfen geholt. Dass die Inszenierung bei den Bayerischen Theatertagen in Augsburg in diesem Jahr mit dem Preis der Fachjury ausgezeichnet wurde, ist nicht nur den Leistungen des Regisseurs und der Darsteller zu verdanken. Auch das Bühnenbild, die Ausstattung und nicht zuletzt die Musik unter der Leitung von Georg Karger waren und sind überzeugend. Das Metropoltheater, das Ende des Jahres mit dem Kammerstück "Emma in Love" kommen wird, steht ebenso für hohe Qualität.

Beide Bühnen, das Belaqcua- und das Metropoltheater, sind Mitglieder im rund 30 Bühnen umfassenden Verband bayerischer Privattheater, ebenso wie das Kleine Theater aus Landshut, das Thalmeier auch einmal gerne für ein Gastspiel gewinnen würde. Für Dorfen ist die Existenz des Privattheaterverbandes ein Glücksfall. Denn seit drei Jahren fördert das bayerische Kultusministerium Gastspiele von privaten Theatern mit staatlichen Zuschüssen. Jedes Jahr stellen die Bühnen des Privattheaterverbandes nun einen gemeinsamen Katalog mit Stücken zusammen, die sie gerne auch andernorts zeigen wollen und können. Die Förderung von Gastspielen ist ein Gewinn für alle: Die Theaterbühnen machen dadurch sich und ihre Produktionen bekannter und eine Kleinstadt wie Dorfen profitiert von einem früher nicht vorhanden Angebot.

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