Dorfen:Alles tanzt

Die Well-Buam laden zum Faschingsvolkstanz in den Jakobmayer. Mit bayerischen und mexikanischen Walzern, Zwiefachen und Siebenschritt, Square Dance und Sautanz

Von Florian Tempel, Dorfen

"Wir sind die dienstälteste Tanzlmusik Bayerns", sagt Michael Well, und wahrscheinlich hat er, wie so oft, auch damit recht. Der erste Auftritt der Well-Buam muss vor etwa 50 Jahre gewesen sein, sagt Michael Well. Die zeitliche Einordnung macht er am Alter seines jüngeren Bruders Stofferl fest, der im kommenden Jahr 58 wird. Stofferl Well hatte als achtjähriger Bub von seinem großen Bruder Albert die erste Trompete in die Hand gedrückt bekommen, mit der Aufforderung der Instrument sich möglichst zügig selbst beizubringen. Albert Well hatte, inspiriert von einem Lehrerkollegen, damals die Idee zur Gründung einer eigenen Tanzmusik-Kapelle. Denn was der Kollege konnte, "das können wir auch", entschied Albert Well. Da hatte er wohl recht, auch wenn Stofferl Well erst mal ganz schnell Trompete spielen lernen musste. Nach bald 50 Jahren ist eines sicher: Wenn die Well-Buam zum Tanz aufspielen - was sie nur vier bis sechs Mal im Jahr tun -, dann ist das ein Ereignis. Zu erleben ist es an diesem Freitag im Dorfener Jakobmayer, wenn von 20 Uhr an im großen Saal zum Faschingsvolkstanz aufgespielt wird.

Eine Tanzmusik-Band wie die der Well-Buam ist gewissermaßen die kammermusikalische Ausgabe einer Blasmusikkapelle. Wenn früher ein Dorf zu klein war und keine Blasmusik gründen konnte, habe man eben eine kleinere Besetzung zusammenstellen müssen, weiß Michael Well. Bei den Well-Buam sieht die Standardbesetzung so aus: Zwei Klarinetten und eine Trompete als Melodieinstrumente, Akkordeon und Harfe als Begleitinstrumente und eine Tuba als Bass.

Dorfen: Vor dreieinhalb Jahren waren die Well-Buam schon einmal im Jakobmayer, aber nicht im Fasching, sondern zum Kathrein-Tanz.

Vor dreieinhalb Jahren waren die Well-Buam schon einmal im Jakobmayer, aber nicht im Fasching, sondern zum Kathrein-Tanz.

(Foto: Renate Schmidt)

Eine ganz wichtige Rolle spielt Michael Well nicht nur an der Tuba, sondern auch als Zeremonienmeister. Denn eines ist ihm und seinen Mitspielern wichtig. Ihre Tanzabenden sind für alle, egal ob man Erfahrung im Volkstanz hat oder keine. Jeder soll und kann mitmachen. Am Anfang gibt es deshalb zum Aufwärmen und Abschütteln eventuell vorhandener Scheu einen "Auftanz", den Michael Well durch den Saal anführt. "Da muss man gar nichts können", sagt er, "da geht man einfach hinterher". Das schafft jeder, das macht locker und Vorfreude auf alles Kommende.

Dann gibt es erst mal drei, vier Tänze Walzer und Polka, noch einmal zur allgemeinen Einstimmung. Danach stellt Tanzmeister Michael Well seine Tuba auf den Kopf, geht in die Mitte des Saals und "zeigt das kurz mal vor", wie das geht mit dem Siebenschritt, der Sternpolka oder dem Sautanz. Und er verspricht, dass das alles keine Hexenkunst ist. "Das kann jeder ganz schnell lernen, da muss man einfach mitmachen." Die Erfahrung von vielen Tanzabenden habe bewiesen, das sich selbst bei Menschen, die noch nie das Volkstanzbein geschwungen haben, ein wunderbarer Lerneffekt einstellt. Es sei für viele eine tolle Erfahrung, weil es "ein echtes Erfolgserlebnis" ist, sagt Michael Well, wer hat das nicht gerne. Ihm selbst gefalle es immer am besten, wenn ein Tanzpublikum bei so einem Abend dabei ist, das gar nicht so recht weiß, was es erwartet. Nach kurzer Zeit aber tanzt der ganze Saal und das bis Mitternacht oder noch etwas länger.

Dorfen: Michael Well ist der Zeremonienmeister und Vortänzer.

Michael Well ist der Zeremonienmeister und Vortänzer.

(Foto: oh)

Die Well-Buam haben ein schier unerschöpfliches Repertoire an tanzbarer Musik. Das liegt auch und nicht zuletzt daran, dass sie für Musik aus der ganzen Welt offen sind. Neben den bayerischen und alpenländischen Stücken gibt es deshalb auch mexikanische Walzer oder auch mal in bisschen Square Dance.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: