Diebe räumen Erdinger Apple-Laden aus:Wie im Film

Dreiste Diebe haben sich Zugang zum Apple-Laden in der Haager Straße verschafft und Geräte im Wert von 100 000 Euro gestohlen. Doch viel damit anfangen werden sie nicht können

Von Stefanie Pichlmair, Erding

Diebe bohren in der Tiefgarage ein Loch in die Wand, hinter der sich ein Elektrogeschäft befindet, schlagen die Alarmanlage kaputt und erbeuten Geräte und Bargeld im Wert von mehr als 100 000 Euro: Mit solchen abenteuerlichen Geschichten unterhält Hollywood sonst eigentlich Kinobesucher. Dass so etwas auch in Erding passieren könnte, hätte Günter Nußrainer nie für möglich gehalten. Er ist Geschäftsführer im Apple-Laden Agelero in der Haager Straße und musste sich eines Besseren belehren lassen: Vergangenen Montag passierte das, woraus anderorts Filme gemacht werden; dreiste Diebe haben seinen Laden ausgeräumt. Der Schaden: gigantisch.

Am Dienstagmorgen haben seine Mitarbeiter den Diebstahl entdeckt. Die Diebe haben das Lager ausgeräumt und auch im Verkaufsraum einige Apple-Produkte mitgehen lassen. Für Nußrainer stellt sich der ganze Vorgang so dar: "Die Diebe haben die Alarmanlage zerschlagen, bevor der Wachdienst alarmiert werden konnte", sagt er. Zwar wurde die Alarmanlage ausgelöst, doch es dauert einige Zeit, bis sie die Verbindung zum Notruf herstellt. "Ähnlich wie bei einer Telefonanlage. Erst wird gewählt, dann die Verbindung aufgebaut", sagt Nußrainer. Die kaputte Alarmanlage hat er mittlerweile ersetzt, außerdem will er den Diebstahlschutz mit einem neuen Sicherheitskonzept massiv aufrüsten.

Die Diebe waren zwar zu schnell für die Alarmanlage, doch das nützt ihnen nicht viel: "Sämtliche Apple-Geräte sind wertlos", sagt Nußrainer. Apple versieht jedes seiner Produkte mit einer Seriennummern, diese kann der zuständige Händler im Falle eines Diebstahls sperren lassen, das Diebesgut kann folglich nicht benutzt werden. Verkauft werden kann es vorerst dennoch, da die Seriennummer erst bei erstmaliger Benutzung des Geräts mit der Liste gesperrter Nummern abgeglichen wird. Daher rät Nußrainer vor allem Endkunden zu besonderer Vorsicht: "Schnäppchen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen. Wer Hehlerware erwirbt, muss sie zurückgeben, da Erwerb daran gesetzlich nicht möglich ist. Dabei ist unerheblich, ob und wie viel dafür bezahlt wurde." Auf seinen Kosten bleibt der Verbraucher oftmals sitzen. "Außer, er beruft sich auf einen gutgläubigen Erwerb", sagt Dirk Busch von der Polizeiinspektion Erding. "Wer zum Beispiel ein neues iPhone 6 für 900 Euro kauft, könnte ein Sonderangebot entdeckt haben. Der Marktpreis liegt bei etwa 1000 Euro, da wären zehn Prozent Nachlass realistisch. Wer hingegen nur 400 Euro für das Gerät zahlt, muss ahnen, dass an der Sache irgendetwas faul ist", sagt Busch. Weicht also der Kaufpreis zu sehr von dem Vergleichspreis ab, ist ein gutgläubiger Erwerb ausgeschlossen.

Bis Nußrainer die Seriennummern der gestohlenen Geräte sperren lässt, wird es allerdings noch etwas dauern: "Wir wollen sehen, wo die Geräte aktiviert werden. Wir erhoffen uns dadurch Hinweise auf die Täter." Zu den Tätern und dem Stand der Ermittlungen kann Dirk Busch von der Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen. Doch da die Täter einen Schraubenzieher am Tatort vergessen und dadurch DNA-Spuren hinterlassen haben, könnten sie bald gefasst werden. "Voraussetzung ist allerdings, dass sie bereits in der Datenbank registriert sind. Die Überprüfung läuft gerade", sagt Busch. Doch selbst wenn die Täter nicht gefasst werden, wird Nußrainer nicht auf den 100 000 Euro Schaden sitzen bleiben. Spektakuläre Einbrüche passieren in Hollywood zwar öfter, dagegen versichert ist man jedoch auch in Erding.

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