Die Rückkehr der Asylbewerber:Landrat bittet um Unterstützung

Erstmals nach zehn Jahren muss der Landkreis Erding wieder Flüchtlinge aufnehmen - Landratsamt sucht private Unterkünfte

Florian Tempel

Erding Neun Monate lang hat die Regierung von Oberbayern Landkreise und Kommunen darum gebeten, angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen Unterkünfte für Asylbewerber bereitzustellen. Weil das ohne Erfolg blieb, erhöht die Bezirksregierung nun den Druck und weist allen Landkreisen und kreisfreien Städten, die noch keine Asylbewerberunterkünfte haben, Flüchtlinge zu. Der Landkreis Erding muss bereits Anfang Dezember etwa 20 Asylbewerber aufnehmen. Da sich bislang weder der Landkreis noch seine 26 Kommunen in der Lage sahen, eigene passende Wohnräume zur Verfügung zu stellen, richtet Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) nun einen dringenden Appell an die Bevölkerung: "Wer geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung hat, soll uns diese bitte melden." Seit 2009 kommen zunehmend mehr Menschen aus den Krisengebieten der Welt nach Deutschland und Bayern. Zudem werden Flüchtlinge, die über Griechenland eingereist sind, nicht mehr wie früher dorthin abgeschoben, weil sich die griechischen Behörden nicht um Asylbewerber kümmern. 2010 stellten 6146 Menschen in Bayern einen Asylantrag, mehr als doppelt so viele wie noch drei Jahre zuvor. In diesem Jahr hält der verstärkte Zustrom weiter an. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nennt als das aktuell häufigste Herkunftsland Afghanistan, vor Irak, Serbien, Iran und Syrien. 2010 kamen die meisten Flüchtlinge aus Somalia. In Bayern müssen Asylbewerber normalerweise in großen Sammelunterkünften leben. Diese sind mittlerweile alle belegt, sagt Heinrich Schuster, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern. In Mühldorf wurde zwar unlängst eine neue Sammelunterkunft für etwa hundert Menschen eröffnet und gleiches steht in Garmisch-Partenkirchen und Miesbach bevor. Dennoch reiche auch das nicht aus, sagte Schuster. Neben dem Landkreis Erding weist die Bezirkregierung nun auch den Landkreisen Ebersberg, Freising, Wolfratshausen, Landsberg, Pfaffenhofen, Rosenheim und Starnberg, sowie den Städten Ingolstadt und Rosenheim Asylbewerber zu. Überall dort gibt es bislang keine Flüchtlingsunterkünfte. Im Landkreis Erding lebten zuletzt vor zehn Jahren Asylbewerber. In Folge der Kriege im ehemaligen Jugoslawien erreichte die Zahl der Flüchtlinge Anfang der 1990er Jahre einen Höchststand. Im Juni 1993 lebten im Landkreis mehr als 800 Asylbewerber in 98 Unterkünften. Danach nahm die Zahl kontinuierlich ab. Ende 1996 waren es nur noch gut 200, im Jahr 2000 zogen die letzten Flüchtlinge aus dem Landkreis weg. Auch in den 1990er Jahren waren die Flüchtlinge im Landkreis nicht in großen Sammellagern, sondern in sogenannten dezentralen Unterkünften untergebracht: In angemieteten Wohnhäusern, in alten Bauernhöfen oder Pensionen. Nach solchem Wohnraum sucht das Landratsamt nun wieder. Landrat Bayerstorfer setzt zwar kurzfristig auf private Vermieter, betont jedoch auch, das Landratsamt suche "gemeinsam mit den Gemeinden intensiv nach Lösungen". Denn es ist gut möglich, dass der Landkreis noch mehr als zunächst nur 20 Asylbewerber aufnehmen muss. Die Miete für eine Asylbewerberunterkunft hänge "von Art, Größe und Ausstattung sowie dem Vergleich mit den ortsüblichen Verhältnissen ab", teilt das Landratsamt mit. Eines ist allerdings sicher: Die Miete wird regelmäßig und pünktlich überwiesen. Das Landratsamt nimmt Mietangebote unter der Telefonnummer 08122 / 581310 oder per E-Mail an soziales@lra-ed.de entgegen.

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