"Die Leute sind sensibilisiert":Furcht vor Einbrüchen wächst

Die Nachfrage nach Alarmanlagen ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Nach Angaben der Polizei ist die tatsächliche Zahl von Fällen im Landkreis jedoch rückläufig

Von Regina Bluhme, Erding

Der Landkreis rüstet auf. Immer mehr Eigenheimbesitzer installieren eine Alarmanlage, wie bei Sicherheitsunternehmen zu erfahren ist. Die Angst vor einem Einbruch treibt offensichtlich viele um. Fragt man bei der Polizei nach, dann haben die Wohnungseinbrüche im Landkreis aber nicht zugenommen; die Zahl hat sich sogar ein wenig verringert. Inzwischen gibt es einen weiteren Trend: Immer öfter wird auch für private Feiern Security-Personal beauftragt.

"Alarmanlagen sind seit ein, zwei Jahren im Landkreis groß im Aufwind", berichtet Michael Döring, Geschäftsführer der NMC Unternehmensgruppe Döring GmbH mit Sitz in Erding. "Es gibt eine wahnsinnige Resonanz", fügt der Sicherheitsspezialist hinzu. Das bestätigt auch Thomas Hiltl, Geschäftsführer von ADA e.K. Detektei und Sicherheitsdienst aus Erding. "Die Tendenz hat sich eindeutig verstärkt."

Die Leute fürchteten sich vor Einbruch, Vandalismus, vor allem "um die persönliche Sicherheit", betont Döring. Denn die größte Angst sei es, Zuhause im Schlaf von einem Einbrecher überrascht zu werden. Die Alarmanlagen, ob mit Sirene oder stummgeschaltet, sind nicht ganz billig. Mit 3500 bis 4000 Euro muss man laut Döring schon rechnen. Immerhin gebe es ab einer Einbausumme von 2000 Euro einen staatlichen Zuschuss von zehn Prozent.

Von einer hohen Hecke oder Mauer rät Döring ab. "Die bieten ja einen sehr guten Sichtschutz für die Einbrecher." Auch Video- oder Alarmattrappen sieht der Sicherheitsspezialist eher skeptisch. Ein Einbrecher erkunde meist zuvor die Gegend, "der weiß dann schon genau, ob etwas Attrappe ist oder nicht." Passiert dann doch ein Einbruch, dann ist nicht nur der Verlust der Wertgegenstände ein Problem. Es komme das Gefühl der Machtlosigkeit, der Verunsicherung hinzu, "und das verkraftet jeder anders", betont Döring. Mancher auch gar nicht: "Ich habe schon Kunden gehabt, die nach einem Einbruch nicht länger in ihrem Haus leben konnten."

Gefühle lassen sich nur sehr schwer steuern. "Die Leute sind sensibilisiert beim Thema Einbruch", das weiß auch Anton Altmann, der Leiter der Polizeiinspektion Erding. Er führt dies auf die mediale Berichterstattung über Einbrüche, Diebstähle und Raub zurück. Dass die Taten oft gar nicht im Landkreis geschehen sind, sondern ganz woanders, das spiele dann oft keine Rolle für das Sicherheitsgefühl. Man müsse von Region zu Region unterscheiden, sagt Altmann. In Bayern zum Beispiel stagnierten die Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen. Und im Landkreis Erding seien sie im Vergleich zum Vorjahr sogar "geringfügig rückläufig", so Altmann.

Dass die Leute nun etwas für ihre Sicherheit tun wollen, das findet Altmann gut, und das sei auch den Aufklärungskampagnen der Polizei geschuldet. Seiner Ansicht nach ist der beste Einbruchsschutz immer noch: ein aufmerksamer Nachbar sowie Vorrichtungen an den Fenstern und Türen, "die es einem Dieb erst gar nicht ermöglichen, reinzukommen."

Thomas Hiltl hat noch einen weiteren Trend ausgemacht. Bei immer mehr privaten Feiern werde Security-Personal beauftragt. "Das ist in den letzten beiden Jahren förmlich explodiert." So werden nun seine Mitarbeiter auch bei Weihnachts- und Silvesterfeiern von Privatleuten gebucht. Diesen Trend kennt auch Torsten Doppler, Geschäftsführer der Detektei Erding mit Sitz in Bockhorn. Er habe auch schon für Geburtstagsfeiern mit 100 Personen Personal gestellt, berichtet er. Als im letzten Jahr die vielen Flüchtlingen ankamen, hätten einige Einheimische um Personenschutz bei ihm angefragt. Dazu sei es aber nie gekommen, "der Hype war schnell vorbei", berichtet er. Wenn er als Personenschützer im Landkreis arbeite, dann zum Beispiel für Menschen, die Zeugenschutz bei Gericht benötigten oder "beim Klassiker: Eine geschiedene Frau möchte aus der ehemaligen gemeinsamen Wohnung noch etwas abholen und nicht alleine auf den Ex treffen".

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