Die Kosten von 6,2 Millionen Euro sollen eingehalten werden:Individuelle Holzbauweise

Richtfest der neuen Grundschule in Langenpreising: Großzügige offene Flächen und Lerncluster für das pädagogische Konzept beeindrucken die Besucher

Von Gerhard Wilhelm, Langenpreising

Obwohl sich viele der Gemeinderäte schon vorhab einen Blick auf und in den Rohbau gönnten, waren die "Ahs" und "Ohs" beim Richtfest der neuen Grundschule in Langenpreising am Donnerstagnachmittag immer noch zahlreich. Und es schwang auch ein wenig Stolz mit. Nicht jede Gemeinde mit rund 2 800 Einwohnern baut eine rund 6,2 Millionen Euro teure Schule und beschreitet gleichzeitig mit dem pädagogischen Konzept sogenannter Lerncluster neue innovative Wege. "Es ist schon ein monumentaler Bau, ein großzügiger Bau", ist das Fazit von Bürgermeister Peter Deimel. Und wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, soll die Schule zu Beginn des nächsten Schuljahres im September in Betrieb gehen.

Zurzeit ist man aber wegen der kalten Witterung zwei Wochen im Verzug - aber nur im Außenbereich. Denn das Gebäude wird gänzlich in Holzbauweise erstellt, weshalb Polier Stefan Gigl nicht nur für die Zimmerer beim fertiggestellten Dachstuhl bei seinem Richtspruch sprach. Wer in die neue Schule mit 1 087 Quadratmetern Fläche und weiteren 200 Quadratmetern für die offene Ganztagsbetreuung kommt, dem fallen sofort zwei Dinge auf: Überall dominiert Holz, bis auf die Decke auf dem Erdgeschoss, und die Großzügigkeit und offenen Flächen mit sehr hohen Decken im Obergeschoss mit einer lärmabsorbierenden Holzdecke. 600 Kubikmeter Holz werden für die Schule gebraucht werden, was 600 Tonnen dauerhaft gebundenem CO₂ entspricht. Entworfen wurde der Bau vom Architekturbüro Hirner und Riehl aus München.

Die Kosten von 6,2 Millionen Euro sollen eingehalten werden: Polier Stefan Gigl (links) hielt den traditionellen Richtspruch und lobte die "Bauherrenschaft", die Gemeinde Langenpreising, für "ihren Schneid" so ein Bauwerk wie die Grundschule zu wagen und zu "manchem Opfer bereit" zu sein.

Polier Stefan Gigl (links) hielt den traditionellen Richtspruch und lobte die "Bauherrenschaft", die Gemeinde Langenpreising, für "ihren Schneid" so ein Bauwerk wie die Grundschule zu wagen und zu "manchem Opfer bereit" zu sein.

(Foto: Renate Schmidt)

Im Mittelpunkt stand beim Bau die Umsetzung des Lernkonzeptes. Es werden sogenannte Lerncluster entstehen. Im Obergeschoss ordnen sich jeweils vier große, helle Klassenzimmer um einen so genannten Marktplatz herum an. In zwei dieser Cluster sollen um die 150 Schüler einmal lernen und "zeitgemäß" unterrichtet werden. Die Klassenräume sind offen bis unter das Dach und erhalten auf diese Weise individuelle Charaktere. Teilweise haben sie sogar eine Art Galerie. Und an der Decke große Fenster, die gleichzeitig im Lüftungskonzept der Schule eine Rolle spielen. "Im Sommer kann abends die warme Luft nach draußen und die kühlere Nachtluft wird von unten eingelassen", sagt Bürgermeister Deimel.

Über den Bau hat sich der Gemeinderat in Zusammenarbeit mit den Architekten in zahlreichen Sitzungen viele Gedanken gemacht und Ortsbesichtigungen durchgeführt. "Vieles erkennt man erst aus eigenen Erfahrungen, Einsichten", sagt Deimel. Zum Beispiel, dass man am Eingang der Schule besser großzügig Rostgitter vorsieht, damit der Dreck draußen bleibt. Über viele Punkte wurde debattiert und manchmal auch gestritten. "Aber konstruktiv." Dass die Fassade aus Holz und die Deckleisten aus nichtbehandeltem Holz bestehen, erhielt zum Beispiel nur eine Mehrheit von 9 zu 6 im Gemeinderat. Und deshalb wird im ganzen Gebäude mit stromsparenden LEDs beleuchtet, es gibt eine Lüftung, die sogar mit CO₂-Sensoren ausgerüstet ist, und eine Grundwasser-Wärmepumpe. Bei manchem war man sich schnell einig: 3 000 Euro teure, künstlerisch bestimmt wertvolle Lampen wurden verworfen, dafür die Deckenleuchten einfach ins Holz eingelassen. "Wenn wir die teuren Lampen genommen hätten, hätte man uns bestimmt für verrückt erklärt, sagt Bürgermeister Deimel.

Die Kosten von 6,2 Millionen Euro sollen eingehalten werden: Helles Holz dominiert die neue Grundschule in Langenpreising. Dieses Klassenzimmer hat sogar eine Galerie. Oben ist der spätere Lichtschacht zu sehen.

Helles Holz dominiert die neue Grundschule in Langenpreising. Dieses Klassenzimmer hat sogar eine Galerie. Oben ist der spätere Lichtschacht zu sehen.

(Foto: Renate Schmidt)

Das neue Lernkonzept sieht vor, dass durch die Sichtbeziehung in die Klassenräume nebenan sich zum Beispiel Schüler, die mit den Inhalten schon weiter sind, selbst beschäftigen können; der Lehrer kann derweil in den anderen Klassenräumen den normalen Unterricht fortführen. Mehrzweckraum, Werkbereich, die Räume der Mittagsbetreuung und die Verwaltung gruppieren sich im Erdgeschoss um die Pausenhalle und sind von hier aus auch einsehbar. Die Erschließung der Klassenzimmer erfolgt durch die Marktplätze; lange Gänge, die keinen Nutzen haben, entfallen so.

Bürgermeister Deimel ist überzeugt, dass die Schule, wenn sie dann fertig gestellt ist, bestimmt öfters Besuch erhält - aus Kommunen, die ebenfalls eine neue Schule bauen und sich Ratschläge und Tipps für die Umsetzung holen wollen. Zumal die Holzbauweise den Vorteil der kürzeren Bauweise habe - allerdings die höheren Auflagen bezüglich Statik und Brandschutz habe. Erste Besucher hat die noch nicht fertige Schule schon am Donnerstag gehabt. Denn die Holzbauweise hat auch bei Erdbeben Vorteile.

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