Bedarfsplan für den Landkreis Erding:Feuerwehren auf dem Prüfstand

Bedarfsplan für den Landkreis Erding: Wie gut sind die Feuerwehren ausgerüstet, ist das Hydrantennetz dicht genug? Die Kreisbrandinspektion erstellt bis Ende des Jahres einen Bedarfsplan.

Wie gut sind die Feuerwehren ausgerüstet, ist das Hydrantennetz dicht genug? Die Kreisbrandinspektion erstellt bis Ende des Jahres einen Bedarfsplan.

(Foto: Renate Schmidt)

Noch bis Jahresende wird in den Kommunen des Landkreises ein Bedarfsplan erstellt, der sich an den vorhandenen Gefahren orientiert. Erding will dabei landesweit unter den ersten zehn sein, die liefern

Von Thomas Daller, Landkreis

Wie viel Feuerwehr braucht eine Kommune? Welche individuelle Gefahren sind in der Gemeinde vorhanden? Wo kann es knapp werden mit der Hilfsfrist von zehn Minuten? Und sind die Feuerwehren technisch ausreichend für alle Notfälle ausgerüstet? Die Kreisbrandinspektion Erding klopft derzeit bei allen Kommunen im Landkreis an, um solche Fragen für den Feuerwehrbedarfsplan Bayern zu ermitteln und Lösungen anzubieten. Aktuell hat Kreisbrandinspektor Lorenz Huber die Gemeinde Taufkirchen beraten. Obwohl dieser Bedarfsplan derzeit für ganz Bayern erstellt werden soll, ist Huber zuversichtlich, dass Erding landesweit am schnellsten Ergebnisse für den gesamten Landkreis liefern wird: "Die anderen schlafen noch", sagte er in der Gemeinderatssitzung in Taufkirchen am Montagabend.

Der Anspruch an die Feuerwehr, wie schnell sie am Einsatzort zu sein hat, ist schon sehr sportlich: innerhalb von zehn Minuten soll sie jeden Ort, der an einer befestigten Straße liegt, erreichen können. Eineinhalb Minuten benötigt der Disponent in der Rettungsleitzentrale, um den Notrufs entgegenzunehmen, die Daten einzugeben und den Alarm auszulösen. Viereinhalb Minuten gesteht man den Feuerwehrleuten zu, teils mitten in der Nacht aus dem Bett zu springen, sich anzuziehen und zum Feuerwehrgerätehaus zu fahren, in die Einsatzkleidung zu schlüpfen und loszufahren. Nicht mehr als weitere vier Minuten dürfen vergehen, um einen Brand oder einen Verkehrsunfall zu erreichen. Unvorstellbar für jemanden, der morgens erst einmal einen Kaffee und eine Dusche braucht, um in die Gänge zu kommen. Doch in Taufkirchen und in vielen anderen Gemeinden funktioniert das, hat Kreisbrandinspektor Huber zufrieden festgestellt. Pluspunkt für Taufkirchen: Die fünf Standorte der Feuerwehrgerätehäuser sind so ideal über das Gemeindegebiet verteilt, dass die komplette Fläche abgedeckt ist.

Ein weiterer Faktor ist die Risikoanalyse, die in fünf Kategorien eingeteilt wird, wobei fünf beispielsweise bei einem Verkehrsaufkommen wie am Mittleren Ring in München gilt. Eine Fünfer-Zone gibt es im Landkreis Erding nicht, aber Vierer sind schon dabei: Die Ortsdurchfahrt Taufkirchen mit seinen beiden Bundesstraßen ist so ein Fall. Ein Unfall mit einem brennenden Lastwagen in der Ortsmitte, dessen Flammen auf die angrenzenden Häuser übergreifen könnten, ist ein Szenario, das Huber in der Gemeinderatssitzung anriss. Auch ein Brand der Polstermöbelfirma Himolla darf nicht zu einer Überforderung der Einsatzkräfte führen.

Die Kunst des Feuerwehrbedarfsplans besteht darin, möglichst keine ellenlangen Wunschlisten aufzustellen, die die Gemeinden finanziell überfordern würden. So fehlen beispielsweise Feuerwehrschläuche, falls es auf dem weitläufigen Himolla-Betriebsgelände brennen würde. In Erding hingegen sind 1000 Meter F-Schläuche angeschafft worden, die man nur im Falle des nächsten Hochwassers benötigen würde. Als schlanke Lösung empfiehlt Huber, sie künftig in Taufkirchen zu lagern und zum Transport lediglich einen alten Unimog rot zu lackieren und ihn mit einem Kran und vier Schlauchboxen auszustatten.

So lässt sich technische Ausrüstung, beispielsweise auch gebrauchte Atemschutzgeräte im Landkreis verschieben, schwieriger wird es bei den Einsatzkräften: Wenn, wie in Dorfen, zwei große Betriebe wie Meindl und Hawe schließen, bekommt das die Feuerwehr massiv zu spüren. Deren Mitarbeiter werden zu Auspendlern und stehen tagsüber auch nicht mehr für die Feuerwehr zur Verfügung. Laut Huber ist das ebenso im Westen des Landkreises ein Problem, wo viele Auspendler wohnen. Die Feuerwehren könnten darauf nur mit mehr Jugendarbeit reagieren, empfiehlt Huber, eine Patentlösung sieht auch der Feuerwehrbedarfsplan nicht vor.

Der Landkreis zählt insbesondere deswegen zu den Vorreitern, weil der Feuerwehrbedarfsplan erst seit 2016 Pflicht ist, in Erding aber schon freiwillig seit 2006 daran gearbeitet wird. Ende des Jahres sollen die Pläne für alle 26 Kommunen vorliegen. Im Zuge des Bedarfsplans hat man laut Kreisbrandrat Willi Vogl festgestellt, dass es keine "weiße Flecken" im Landkreis gibt, wo die Zehn-Minuten-Frist nicht eingehalten wird. Und Kreisbrandinspektor Huber sieht in Symbiosen der Feuerwehren viel Potenzial, Kosten gering zu halten, vor allem in den Verwaltungsgemeinschaften.

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