Das Gebäude soll 145 Meter mal 73 Meter groß werden:Der letzte Logistiker

Segro Logistik Park

Ein Schild am Grundstück Lohstraße 23 in Schwaig weißt bereits auf den geplanten Segro Logistik Park hin.

(Foto: Stephan Görlich)

Der Gemeinderat Oberding genehmigt zwar im Gewerbegebiet die Ansiedlung für ein weiteres Zentrum, aber dann soll Schluss sein. Noch mehr Fahrzeuge könnten einen Verkehrskollaps auslösen

Von Regina Bluhme, Oberding

Einmal noch, aber dann ist Schluss: Mit Bauchgrummeln hat der Gemeinderat Oberding in seiner Sitzung Dienstagabend den Bauantrag für ein weiteres Logistikzentrum im Gewerbegebiet Schwaig genehmigt. Künftig soll sich in dem Areal aber kein Logistiker mehr ansiedeln, waren sich die Räte einig. Auf dem Gelände befinden sich bereits mehrere internationale Logistiker und Oberding fürchtet einen Verkehrskollaps. Diesmal wurde mit 17 zu vier Stimmen noch einmal eine Ausnahme gemacht.

An der Lohstraße 23 entsteht der "Segro Logistics Park München Schwaig". Das Grundstück liegt zwischen dem Hotel NH Munich Airport und dem Lufthansa Trainingszentrum. Vor dem Areal steht bereits eine große Bautafel, auf der das Unternehmen Segro Gewerbeflächen von 5000 bis 10 000 Quadratmetern anbietet. "Bezug in Kürze" ist zu lesen. Die Segro Germany GmbH hatte bereits im März per Pressemitteilung über das Bauvorhaben informiert, als Termin für die Fertigstellung der Gewerbehalle wurde Anfang 2018 genannt. Die Gemeindeverwaltung hatte erst auf Nachfrage der SZ Erding davon erfahren.

Jetzt stand der Bauantrag auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Gestellt hat ihn die SELP (Segro European Logistics Partnership) mit Sitz in Luxemburg. Das Unternehmen beantragt ein "Logistikzentrum mit Büro-, Sozialflächen und Stellplätzen". Das Logistikgebäude "zur Anlieferung, Lagerung, Kommissionierung und zum Versand von Handelsware" soll auf rund 145 Meter mal 73 Meter errichtet werden, informiert das Bauamt. Macht circa 10 000 Quadratmeter.

Das Projekt liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 20 "Gewerbegebiet Schwaig Nord." "Und da haben wir jetzt ein kleines Problem", sagte Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU). Denn das Unternehmen benötigt für den Bau eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans. Genauer gesagt zwei sogar. Zum einen ist ein Zaun von zwei Metern beantragt, der Bebauungsplan gibt aber nur eine Höhe von maximal 1,60 Metern vor, so Mücke.

Zum anderen gilt auf dem Grundstück an der Lohstraße 23 eine besondere Regelung: Das Luftamt Südbayern habe vor einigen Jahren erklärt, dort müsse eine niedrigere Gebäudehöhe gelten, "weil direkt die Flieger drüber geflogen sind", erklärte Mücke. Mittlerweile habe das Amt die Einschränkung aufgehoben, aber die Gemeinde habe den Bebauungsplan nicht entsprechend abgeändert. Für die geplante Höhe, die laut Verwaltungsleiter Josef Steinkirchner ungefähr mit der des benachbarten Hotels übereinstimmt, müsse eine Befreiung beantragt werden. Die Gemeinde habe sich bereits mit dem Landratsamt kurzgeschlossen: Das Amt würde die Befreiung befürworten, "wenn wir mitgehen." Freilich könne die Gemeinde auch das Unternehmen "hunzen", sprich ärgern, "und wir lehnen ab", sagte Mücke. "Aber fair fände ich das nicht." Bei den Stellplätzen passt laut Bauamt alles: 21 Kfz-Stellplätze sind erforderlich, 24 werden laut Bauantrag errichtet.

"Ein weiterer Logistiker zaubert natürlich kein Lächeln auf unsere Lippen", sagte Bürgermeister Mücke. Schließlich haben sich in dem Gewerbegebiet bereits einige internationale Logistikunternehmen angesiedelt, die für mehr Verkehr und immer wieder für Parkprobleme sorgen. "Eigentlich wollten wir doch keinen Logistiker mehr", hakte Andrea Hartung (WG Niederding) nach. Da musste ihr der Oberdinger Verwaltungsleiter Josef Steinkirchner recht geben. Auf einem Teilbereich des Gewerbegebiets, im Umkreis des Moxy Hotels, hat die Gemeinde bereits im Bebauungsplan festgelegt, dass dort keine Logistiker mehr ansiedeln dürfen. Eine solche Festlegung gebe es für das Areal auf dem Segro baut, aber nicht, fügte er hinzu. "Irgendwann muss jetzt mal Schluss sein. Wir haben genug Logistiker. Der Verkehr wird immer mehr", sagte Hartung. An der Lohstraße soll künftig kein Logistiker mehr ansiedeln, waren sich die Gemeinderäte einig. Allerdings seien auf dem Areal ohnehin so ziemlich alles Flächen vergeben, fügte Steinkirchner er hinzu.

Georg Maier (WG Notzing) kritisierte, dass von fünf angeforderten Nachbarunterschriften nur ein einziger Rückläufer gekommen sei. Einige der Unternehmen seien im Ausland ansässig, "da kommt oft keine Rückmeldung", lautet seine Erfahrung. Noch wisse die Gemeinde nicht, wer in die Halle einmal einziehe, erklärte Mücke auf Nachfrage von Lotte Färber (SPD). "Sie bauen auf Verdacht und suchen dann Betriebe."

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