Das erste Kapitel wird man jetzt umschreiben müssen:Hallbergmoos ist zwei Jahre älter

Lesezeit: 2 min

Der Heimatforscher Karl-Heinz Zenker hat jetzt endlich genügend Beweise für seine These, zuletzt sind noch Gründungsmedaillen aufgetaucht. Der Gemeinderat macht es offiziell, gefeiert wird aber das alte Datum 1830

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Mit welcher Begründung man 1930 das Gründungsdatum von Hallbergmoos auf das Jahr 1830 gelegt und damals das 100-jährige Bestehen des Ortes gefeiert hat, kann heute niemand mehr so richtig nachvollziehen. "Eine 125-Jahrfeier ist mir nicht bekannt", sagte Karl Heinz Zenker, Hallbergmooser Heimatpfleger und Gemeinderat. In der Chronik zur 150-Jahrfeier findet sich dann schon der Hinweis, dass Freiherr von Hallberg bereits 1828 den Plan für das neue Dorf am Rande des Moores fertig hatte, die ersten Siedler aber erst im Jahr 1830 nach Hallbergmoos gekommen sind, weshalb 1830 als Gründungsjahr anzusehen sei.

Jetzt aber hat Zenker echte Indizien dafür gefunden, dass Hallbergmoos in Wirklichkeit zwei Jahre älter ist. Zuerst stieß Zenker bei seinen Recherchen auf zwei Urkunden des bayerischen Innenministeriums, die als Gründungsdatum des Ortes den 28. Mai 1828 nannten, dann entdeckte er in einer Chronik von Wolter Egan-Krieger das Foto einer Gedenkmünze aus dem Jahr 1828 zu Ehren König Ludwigs I. Als sich nach einem Zeitungsbericht ein Mann meldete, der im Besitz dieser Medaillen ist, fiel der Heimatforscher fiel aus allen Wolken. Der Mann möchte seinen Namen nicht genannt haben, hat die Münzen vor einigen Jahren bei e-Bay ge- und jetzt der Gemeinde verkauft. Sie haben einen Durchmesser von 25 Millimetern, sind etwa fünf Gramm schwer und aus Kupfer. In Großbuchstaben steht darauf: "Dem Koenig Ludwig die Kolonie Hallberg 1828" und auf der Rückseite "Gott erhalte den Koenig und Bayern." Ein zweites Indiz für das Alter der Gemeinde ist eine Notarurkunde vom 15. Oktober 1828, die belegt, dass Freiherr von Hallberg für 4000 Gulden ein Haus verkauft hat.

Darüberhinaus sieht sich der Heimatforscher in seiner Einschätzung von Historikern bestätigt. So antwortete auf Zenkers Anfrage Wolfgang Pledl, der Leiter der Kontaktstelle Heimatforschung, für ihn bestehe kein Zweifel daran, dass Hallbergmoos am 21. Mai 1828 gegründet wurde, als Ludwig I. dem Gesuch der Freiherren von Hallberg, eine Ansiedlung zu gründen, zustimmte. Das sei ein eindeutiger Rechtsakt. Zenker betont: "Als die ersten Siedler 1830 nach Hallbergmoos kamen, zogen sie ja nicht in ein Niemandsland, sondern in einen Ort, der bereits den Namen Hallbergmoos trug."

Seit der jüngsten Gemeinderatssitzung ist die Sache jetzt auch offiziell bestätigt: Der Gemeinderat korrigierte das Ortsgründungsdatum auf 1828, bei Jubiläumsfeiern bleibt man aber bei 1830, weil in dem Jahr die ersten Siedler kamen. Zufällig war an dem Abend der Leiter des Freisinger Stadtarchivs, Florian Notter, anwesend, weil er die Hallbergmooser in Sachen Schaffung einer Archivarstelle beriet. Notter betonte, die Recherchen von Karl-Heinz Zenker seinen einwandfrei. Es sei nicht ungewöhnlich, dass offizielle Daten aus Tradition gefeiert würden, obwohl sie nachweislich so nicht stimmten, Freising mache es mit dem Korbiniansjubiläum ebenso. Die Gemeindechronik von Hallbergmoos, zumindest das erste Kapitel, wird man jetzt aber umschreiben müssen. Denn darin sind die Urkunden und die Medaillen noch nicht erwähnt. Für den in der gleichen Sitzung ins Leben gerufenen Arbeitskreis für Ortsgeschichte gibt es damit jetzt schon gleich eine wichtige Aufgabe.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: