Das Ende des Bründlhofs:Wohnen statt Speisen

Das Ende des Bründlhofs: Der Bründlhof ist am Ende, jetzt soll das Haus abgerissen werden. Mehrere Pächter scheiterten dort, seit 2015 verfällt das Gebäude.

Der Bründlhof ist am Ende, jetzt soll das Haus abgerissen werden. Mehrere Pächter scheiterten dort, seit 2015 verfällt das Gebäude.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Klinik Wartenberg will den früheren Landgasthof abreißen und zwei Gebäude für Personal errichten. Das fünf Millionen Euro teure Vorhaben soll gleichzeitig mit der Klinikerweiterung fertig sein

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Tages des Bründlhof in Wartenberg sind gezählt. Ruhiger ist es um den Landgasthof mit seinem großen Biergarten schon seit 2015 geworden, als der letzte Pächter der Wirtschaft sogar mittels Räumungsklage vom Besitzer, der Klinik Wartenberg, herausgeworfen wurde. Jetzt will die Klinik das Gebäude abreißen und zwei große Gebäude für Personalwohnungen auf dem Gelände errichten. Rund fünf Millionen Euro sollen investiert werden, sagt Geschäftsführer Constantin von Stechow. Den Gemeinderäten war die gewünschte Bebauung allerdings zu massiv, da beide Häuser etwa vierzig Meter lang sein sollen, wie im ersten Entwurf zu sehen war. Zudem müssten wohl einige der "sehr prägenden" alten Bäume gefällt werden, was ebenfalls bemängelt wurde.

Noch im März 2017 war von einem Abriss nicht die Rede. "Ein Abriss oder eine andere Verwendung wird derzeit nicht erwogen", teilte Pressesprecherin Irene Hilf von der Klinik mit. Man habe zwar weiterhin Ideen für das Gebäude - zum Beispiel der Aufbau eines Demenzzentrums oder die Einrichtung eines Demenzcafés -, aber wegen der anderen Baustellen seien diese Ideen in den Hintergrund gerückt.

Eine dieser Baustellen ist die Erweiterung der Klinik für etwa 20 Millionen Euro. Die Baugenehmigung des Landratsamtes liegt laut Irene Hilf inzwischen vor, Mitte April soll es mit den Bauarbeiten los gehen. Zurzeit wird die Zufahrtsstraße zum Haupteingang des Hauses nach Westen verlegt. In dem Neubau an der Südwestseite des bestehenden Gebäudes sollen auf vier Stockwerken insgesamt 48 Zimmer entstehen. Im Erdgeschoss soll die Palliativstation mit bis zu 14 Zimmer ihren Platz finden, in den drei Obergeschossen sollen jeweils in Einzel- oder Doppelzimmern zwanzig Betten für Akutkranke und Reha-Patienten einmal stehen. Der Rohbau soll bis zum Winter 2018 abgeschlossen sein. Dann soll der Innenausbau erfolgen. Wenn alles wie geplant verläuft, soll Ende 2019 oder Anfang 2020 Inbetriebnahme sein. Mit der Erweiterung ist auch mehr Personal notwendig. Mit den kostengünstigen Wohnungen will die Klinik im Kampf um Pflegepersonal und Krankenschwestern punkten, sagt von Stechow. Für eine funktionierende Klinik sei das Personal ein sehr wichtiger Faktor.

Bis zur Fertigstellung der Klinikerweiterung sollen auch die Wohnungen fertig sein. Man könne sich auch vorstellen, im Erdgeschoss eines der Gebäude gewerbliche Nutzung wie medizinische Dienste unterzubringen, sagt der Geschäftsführer. Sogar ein Lokal sei möglich, schließlich habe es an der Stelle immer ein solche Nutzung gegeben.

Für den früheren Landgasthof ist jedenfalls das Ende gekommen. "Eine Goldgrube war er es nie. Der Ruf war cool früher, aber auch ein Sternebetrieb ist kein Selbstläufer", sagt von Stechow. Der Gemeinderat Wartenberg begrüßte es zwar, dass die Klinik für ihre Mitarbeiter Wohnungen baut, aber der Entwurf der Architekten Anger Groh aus Erding waren ihnen zu massiv, da beide Gebäude nebeneinander stehen sollen und damit der Eindruck einer 80 Meter langen Hausfront entstehe, wie Christian Pröbst (CSU) sagte. Gewünscht wurde auch, dass möglichst viele der alten und großen Bäume aus dem Biergarten erhalten bleiben. "Das ist ein tolles Gelände, das sollte man sich schon gestalterisch mehr Gedanken machen", sagte Eduard Ertl (Neue Mitte). Da für die Neubauten der Bebauungsplan "Am Bründlhof" geändert werden muss, wurde das Architekturbüro Pezold mit der Planung beauftragt

Seinen einstigen legendären Ruf hatte der Bründlhof von Jean-Luc Garnier. Mit ihm und seiner Frau Traudel zog im Oktober 1985 die Haute Cuisine mit klassischer französischer Küche in das Wirtshaus gegenüber der Klinik ein. Die Küche war so gut, dass der Bründlhof ununterbrochen von 1998 bis 2006 Jahr mit einem der begehrten Michelin-Sterne belohnt wurde. Von 1995 an trug der Bründlhof auch drei Hauben von Gault Millau in seinem Wappen. Ende 2008 zog es Garnier in seine französische Heimat zurück, die Odyssee des Bründlhofs ging los. Die Pächter danach scheiterten alle mit ihren Konzepten, seit 2015 verfällt das Gebäude.

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