Dachau/Erding:Betrug im großen Stil

20-jähriger Dachauer muss sich vor dem Landgericht verantworten

Von Andreas salch, Dachau/Erding

Mit sicherem Auftreten erreicht man meist viel, selbst dann, wenn man dabei nichts Gutes im Schilde führt: So wie vermutlich auch Hüseyin S. Der Dachauer ist gerade mal 20 Jahre alt. In der Geschäftswelt machte er trotz seines jugendlichen Alters und knabenhafter Züge jedoch offenbar mächtig Eindruck. Dies soll er im vergangenen Jahr dazu genutzt haben, um Autohändler im Landkreis und in der Region München übers Ohr zu hauen. Aus dem Grund muss S. sich seit diesem Montag unter anderem wegen Betrugs vor dem Landgericht München II verantworten.

Die Masche, die Hüseyin den Ermittlungen zufolge angewandt hat, war einfach und effektiv. Ende Juli vorigen Jahres etwa gaukelte der 20-Jährige in München einem Autohändler vor, er interessiere sich für einen Mercedes Benz aus dessen Gebrauchtwagenflotte. Der Wagen kostete 12 000 Euro. Einen Tag später soll S. wieder in dem Geschäft aufgetaucht sein und behauptet haben, er habe den vollen Kaufpreis bereits überwiesen. Doch das war nicht der Fall. Als Nachweis hatte dem Autohändler ein von einer Bank quittierter Überweisungsbeleg genügt. S. bekam die Wagenschlüssel überreicht, setze sich in den Wagen und fuhr davon. Einen Führerschein hat der Dachauer übrigens noch nie besessen.

Ebenso wie in anderen Fällen auch, soll er den Wagen kurze Zeit später wieder verkauft haben. 3800 Euro erhielt er für den Pkw. Für den Käufer entpuppte sich der Wagen jedoch nicht als Schnäppchen. Denn Hüseyin S. machte sich aus dem Staub, ohne dem neuen Eigentümer die Wagenpapiere übergeben zu haben.

Aber nicht nur Kfz-Händler sollen Hüseyin S. auf den Leim gegangen sein. Als Geschäftsführer eines Handy-Ladens in Erding soll er dessen Inhaber Handys im Wert von etwa 11 500 Euro gestohlen haben. Außerdem geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass S. zudem Kunden hochwertige Mobiltelefone zu günstigen Preisen verkauft, sie aber nicht geliefert haben soll. Darüber hinaus soll der Dachauer Reparatur-Aufträge für Handys entgegengenommen, sie aber nicht repariert haben. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden, den S. als Geschäftsführer des Handy-Geschäfts angerichtet haben soll, auf rund 20 000 Euro.

Ferner legt sie ihm zur Last, er habe mehrere Hotelrechnungen nicht bezahlt und mehrmals an Tankstellen die Rechnung nicht beglichen. Alles in allem geht die Anklage von 30 Fällen des gewerbsmäßigen Betrugs aus. Mit dem Geld aus den mutmaßlichen Taten will der Dachauer seine Spielsucht finanziert haben.

Neben S. auf der Anklagebank sitzt Ercan K., Inhaber einer Spielothek. Hüseyin S. sagte, der 49-Jährige sei für ihn wie sein Onkel. Er habe ihm "gezeigt, wie man den richtigen Weg geht". Hüseyin S. soll sich unter anderem daran beteiligt haben, einen Mann krankenhausreif zu schlagen, der bei Ercan K. offenbar Spielschulden hatte. Von seinem "Onkel" Ercan K. erhoffte er sich auch Schutz vor seinen Gläubigern, so Hüseyin S. bei seiner Vernehmung. In der Untersuchungshaft hat er damit begonnen, seine Schulden abzustottern. Sie belaufen sich auf etwa 100 000 Euro. Der Prozess dauert an.

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