Busfahren im Landkreis Erding:"Randvoll"

Busfahren im Landkreis Erding: Busfahren in der Stadt Erding und durch den Landkreis ist oft die einzige Möglichkeit für Asylbewerber, voran zu kommen.

Busfahren in der Stadt Erding und durch den Landkreis ist oft die einzige Möglichkeit für Asylbewerber, voran zu kommen.

(Foto: Renate Schmidt)

Asylbewerber sind im Landkreis Erding auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Und das merkt man: Auf manchen Linien gibt es kaum mehr Platz. Das führt zu Problemen - logistisch und finanziell.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die steigende Zahl von Flüchtlingen macht auch den Busfahrern im Landkreis Erding zu schaffen, die im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für den MVV unterwegs sind. Vor allem, wenn sie auf den Strecken von und nach Taufkirchen oder Dorfen fahren. "Vor allem am Dienstag und Donnerstag in der Frühe sind die Busse randvoll", sagt Eckhard Busanny, der Fuhrparkleiter des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) in Erding, das die Linien 562, 564 und 565 auf diesen Strecken betreibt. Das Problem liege auch darin, dass in der Regel die Busse mit den Schulkindern betroffen sind. "Und die müssen eigentlich rechtzeitig zur Schule". Auf der Strecke nach Erding könne es dann schon mal passieren, dass kein Fahrgast mehr zusteigen kann.

Der RVO versuche zwar dann einen Ersatzbus zu organisieren, sagt Busanny, aber in der Kürze der Zeit sei das auch nicht mehr möglich. Zudem müsse de Frage geklärt werden, wer die zusätzliche Fahrt bezahlt. Bisher sei das immer sehr kulant im Landratsamt behandelt worden.

"Das Landratsamt notiert ebenfalls einen verstärkten Zustrom auf den ÖPNV, besonders im Bereich der Schülerbeförderung. Entlastung verschaffen etwa Verstärkerbusse und größere Fahrzeuge", teilt Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, die Pressesprecherin des Landratsamtes Erding mit. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Struktur, Verkehr und Umwelt des Kreistags wurde zur Entlastung des morgendlichen Fahrgastaufkommens für die Linie 562 deshalb unter anderem beschlossen, den Bus um 7.01 Uhr ab Taufkirchen durch eine Streckenausweitung des nachfolgenden Busses zu entlasten. Der soll dann nicht mehr um 7.27 Uhr von Unterstrogen los fahren, sondern bereits um 7.13 Uhr ab Heldering. Nur unter einer Auflage wurde indes ein Wunsch der Gemeinde Lengdorf zugestimmt: Aufgrund der Flüchtlingssituation in Badberg 5 will die Gemeinde die Verschiebung der Busabfahrt der Linie 565 um 9.13 Uhr ab Dorfen Bahnhof auf 8.13 Uhr und eine zusätzliche Verbindung um 11.12 Uhr ab Dorfen nach Erding. Wenn Lengdorf die Mehrkosten von rund 28 500 bis 35 100 Euro übernimmt, wird dem Wunsch nachgekommen.

Aber nicht nur die zusätzlichen Fahrgäste sind ein Problem. "Oft stehen an den Bushaltestellen mehrere Mütter mit ihren Kinderwägen. Aber rein rechtlich darf eigentlich nur ein Kinderwagen mitgenommen werden", sagt RVO-Fuhrparkleiter Busanny. Er habe deshalb schon mit der Polizei gesprochen, der zuständige Beamte sei erstaunt gewesen, dass die so sei. "Der Busfahrer schätzt natürlich vor Ort die Situation ab, und wenn es geht, lässt er schon mal eine mehr rein. Aber rechtlich gesehen bewegt er sich in einer Grauzone. Wenn er Nein sagt, bekommt er dann meistens das ganze Fett weg von den Abgewiesenen." Ganz problematisch werde es, wenn unterwegs ein Rollstuhlfahrer noch zusteigen wolle. "Eigentlich hat er Vorrang und jemand mit Kinderwagen müsste aussteigen. Aber versuchen sie das mal den Müttern im Bus zu erklären."

Bei der Erdinger Polizei sieht man das Problem nicht als akut an. "Bei uns ist meines Wissens nach nichts eingegangen, dass es wegen einer Überfüllung Probleme gegeben hat", sagt Dienststellenleiter Anton Altmann. Für ihn steht der Busfahrer in der Verantwortung. "Im Linien- und Schulverkehr hat er eine Beförderungspflicht, solange die Maximalzahl an Sitz- und Stehplätzen nicht überschritten wird. Es liegt in seinem Ermessen, ob er vielleicht einen weiteren Kinderwagen zulässt. Wenn was passiert, ist der Busfahrer natürlich dann der Dumme."

Auch Andreas Scharf vom gleichnamigen Busunternehmen, das für den MVV fährt, hat festgestellt, dass die Busse voller werden. "Bei uns ist es die Linie 561. Dort steigen in Bachham regelmäßig minderjährige Flüchtlinge ein, die offenbar zu Sprachkursen fahren", sagt Scharf. Das Busunternehmen wird mit dem Fahrplanwechsel im Dezember die Linien 562 (von Schröding nach Erding) und 564 (Grüntegernbach - Erding) vom RVO übernehmen. Dass die an manchen Tagen überfüllt sein sollen habe man ihm beim Landratsamt aber noch nicht mitgeteilt.

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