Bürgerversammlung in Dorfen:Neue Idee für den Bahnausbau

Der Dorfener Umweltreferent Gerald Forstmaier schlägt einen Kompromiss vor: Die Gleise kommen in einen halbtiefen und somit günstigeren Trog. Böschungen links und rechts schirmen die Züge dennoch gut ab

Von Florian Tempel, Dorfen

"Die Stadt muss sich mal outen, was sie konkret möchte." Dieser Satz von Klaus-Peter Zellmer, dem Chefplaner des Bahnausbaus München - Mühldorf, ist bei der Bürgerversammlung im Jakobmayer nicht so gut angekommen. Der Saal war randvoll mit Bürgern, die gemeinsam seit Jahren ganz konkret eines fordern: Die Gleise im Stadtbereich sollen tiefer gelegt werden. Die Antwort der Bahn darauf war wieder dieselbe: Können wir leider nicht machen, weil es zu teuer ist. Dann aber kam doch ein bisschen Hoffnung auf. Der Dorfener Umweltreferent Gerald Forstmaier (Grün-Alternative Liste) stellte seine Kompromissidee eines halbtiefen Gleistrogs vor, der gar nicht so teuer sein kann. Zellmer versprach, "wir nehmen das mit und schauen es uns an".

Wie minimalistisch bei der Bahn geplant wird, machen die derzeitigen Planungen deutlich, die am Dienstagabend der Dorfener Bevölkerung präsentiert wurden. Die Pläne der Bahn sehen zwar eine Tieferlegung der Gleise vor. Doch die ist so kurz, dass sie den Namen kaum verdient. Nur damit an der Bundesstraße B 15 keine allzu große Brücke gebaut werden muss, werden die Gleise hier um 3,60 Meter abgesenkt. Die B 15-Brücke fällt dennoch immer noch so lang aus, dass sie sonderbar weit in die Stadt hineinreicht und das bestehende Straßengefüge erheblich durcheinander bringt. Dass das keine gute Lösung ist, sieht jeder auf den ersten Blick. Die Bahnplaner erwidern hingegen, das sei nur eine Vorplanung und immerhin ein Beweis dafür, dass es technisch machbar wäre. Der städtebauliche Aspekt spielt dabei offenbar keine Rolle. Ähnlich empfinden es die Dorfener beim Lärmschutz. Wenn kilometerlange, fünf Meter hohe Lärmschutzwände die Gleise säumen, dann ist das zwar eine technisch und wirtschaftlich einfache Lösung, aber eben auch ein furchtbar trister, die Stadt und die Landschaft verschandelnder Anblick.

Eines kann man dabei in Dorfen nicht akzeptieren: Egal wie hässlich und unbequem die Folgen des Bahnausbau werden, es darf offenbar nur die billigste Ausführung sein - außer die Dorfener besorgen selbst das Geld für Mehrkosten. "Man könnte das alles auch in einem tiefen Trog bauen", sagte Bahnplaner Zellmer. "Aber wer finanziert das?"

Im Isental kommt einem diese knickrige Haltung des Bundes beim Bahnausbau auch deshalb so ungerecht vor, weil beim Bau der Autobahn A 94 die Kosten scheinbar überhaupt keine Rolle spielen. Der Dorfener Thomas Thalmeier forderte, dass bei einer weiteren Informationsveranstaltung der Bahn unbedingt ein Vertreter des Bundes kommen müsse, der "kompetent etwas zur Finanzierung" sagen könne.

Der Dorfener Umweltreferent Forstmaier überraschte die Versammlung mit seiner Idee eines sicher günstigeren, weil weniger tiefen Gleistrogs. Wenn man nur zwei, drei Meter hinunter gehe, werde man wohl über dem Grundwasserspiegel bleiben, sagte Forstmaier. Das mache es wesentlich günstiger, als wenn man ins Wasser hinein viel Beton verbauen müsse. Um die Züge, die noch mehr als zur Hälfte aus dem niedrigen Trog herausragen, weiter abzuschirmen, hat Forstmaier etwa zwei Meter hohe Böschungen links und rechts des Trogs eingeplant. Ganz oben drauf reiche dann eine kleine Lärmschutzwand, die hinter Büschen und Sträuchern, die man auf den Böschungen anpflanzen könnte, verschwinden würde. Der Lärmschutz wäre gleich gut oder noch besser als bei fünf Meter hohen Wänden, die "Einbindung in die Landschaft" schöner und Brücken, wie die an der Birkenallee, könnten niedriger und günstiger gebaut werden.

Die versammelten Dorfener fanden diese Idee ganz hervorragend. Den Bahnplanern hatte sie Forstmaier bereits vor einigen Monaten vorgestellt. Dass sie bislang keine Berücksichtigung fand, erklärten die Bahnplaner damit, dass sie erst die Ergebnisse von Bodenproben abwarten wollten. Erst danach könne man Forstmaiers Vorschlag des halbtiefen Trogs konkret untersuchen. Zellmer erklärte, dass in der kommenden Phase der Entwurfsplanung auf alle Fälle ein Gleistrog mitgeplant und die Kosten dafür berechnet werden. Man brauche das auch zur "Verteidigung" der "Vorzugsvariante". Das hörte sich für viele Zuhörer allerdings so an, als ob man die Untersuchungen für eine Tieferlegung nur machen werde, um den weitgehend ebenerdigen Ausbau rechtfertigen zu können.

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