"Bürger für Eching:Nach dem Sturm

Michaela Holzer

Michaela Holzer (BfE) will jetzt endlich wieder zu konstruktiver Sacharbeit zurückkehren.

(Foto: privat)

Die "Bürger für Eching" sind froh darüber, dass Irena Hirschmann aus der politischen Gruppierung ausgetreten ist. Sie hoffen, dass nun nach turbulenten Wochen endlich wieder Ruhe in ihren Reihen einkehrt

Von Klaus Bachhuber, Eching

Der Austritt von Irena Hirschmann aus den "Bürgern von Eching" (BfE) wird von der Gruppierung ausdrücklich begrüßt. "Die Probleme, von denen sie spricht, sehe ich durch ihren Austritt gelöst", betont Schriftführerin und Gemeinderätin Michaela Holzer in einer persönlichen Stellungnahme, "jetzt haben wir wieder Zeit, konstruktive Sacharbeit zu betreiben." Hirschmann, Fraktionsvorsitzende der Gruppierung im Gemeinderat, hatte am vergangenen Montag ihren Austritt verkündet und mit scharfen Attacken gegen die Ortsvorsitzende Sylvia Jung garniert.

Holzer verweist in ihrem Papier darauf, dass die Konfrontation zuletzt keineswegs nur zwischen Jung und Hirschmann bestand, vielmehr verlasse Hirschmann den Verein "auch im Streit mit dem gesamten Beirat und einigen anderen Mitgliedern". Zuletzt waren allerdings um den Jahreswechsel sieben Mitglieder der BfE ausgetreten, die mutmaßlich eher der Hirschmann-Seite zuzuordnen waren. Bei gleichzeitig vier Neuzugängen zähle der Verein jetzt 18 Mitglieder, schildert Holzer, nachdem die Vorsitzende stets eine Angabe verweigert hatte.

In einer weiteren persönlichen Stellungnahme nennt die Vorsitzende Sylvia Jung die Vorwürfe Hirschmanns "substanzlos". Diese scheine "in ihrer eigenen Welt zu leben, in der nur ihre eigenen Wahrheiten gelten", stellt Jung fest. Nach ihrer Darstellung habe Hirschmann nach 2010 heuer ein zweites Mal als Bürgermeisterin kandidieren wollen, sei aber vom Verein nicht unterstützt worden, was für sie offenbar "ein schwerer persönlicher Rückschlag" gewesen sei. Die BfE unterstützten schließlich SPD-Kandidat Sebastian Thaler.

Die Kritik von Hirschmann an der neu verabschiedeten Satzung des Vereins, von dieser auch als letzter Anstoß für ihren Austritt angeführt, ist für Michaela Holzer nicht nachvollziehbar. Die Satzung sei einzig gegen Stimme Hirschmanns verabschiedet worden "und damit basisdemokratisch, was ihr ja so wichtig ist". Die von Hirschmann explizit gerügte "Probezeit" für neue Mitglieder mit anschließender Entscheidung durch den Vorstand habe es auch in der alten Satzungsfassung gegeben. In der Summe habe es seit 2014 "immer wieder unhaltbare Vorwürfe von inzwischen ausgetretenen Mitgliedern gegen Sylvia Jung gegeben". Hirschmann habe sich nach Darstellung Holzers dabei stets auf deren Seite gestellt und "nie falsche Aussagen richtiggestellt". Sie bestätigt die Klage Hirschmanns, dass es Drohungen und Beleidigungen gegeben habe, allerdings hätten die nach ihrer Darstellung der Vorsitzenden Jung gegolten.

Die offenbar seit 2014 existierenden Verwerfungen innerhalb der Gruppierung waren in Veröffentlichungen im Mai publik geworden. Seither herrschte wohl während des Bürgermeisterwahlkampfs eine Waffenruhe, ehe nun zu Wochenbeginn Hirschmann ihren Vereinsaustritt erklärte und die zuvor schon von BfE-Dissident Klaus-Dieter Röver geäußerte Kritik an Jung bekräftigte.

Irena Hirschmann war vor gut 18 Jahren gemeinsam mit Bertram Böhm in die SPD eingetreten und war auch kurzzeitig für die SPD in den Gemeinderat gewählt worden. Das Mandat legte sie damals allerdings nach wenigen Wochen nieder und trat später auch im Streit aus der Partei aus, ebenso wie später übrigens auch Böhm. Im Zuge der anschwellenden Proteste gegen die geplante Therme am Hollerner See gehörte Hirschmann mit Sylvia Jung und Michaela Holzer zu den Gründern der BfE. In Bezug auf diese Vorgeschichte merkt Jung nun an, dass Hirschmann "mit den BfE eine zweite politische Chance hatte und leider wieder an sich selbst gescheitert ist"

Unmittelbar nach Gründung der Gruppe trat Hirschmann 2010 als deren Bürgermeisterkandidatin an. Bei der Kommunalwahl 2014 erreichte die Gruppierung aus dem Stand drei Sitze für ihre drei "Frontfrauen". Jung blieb Ortsvorsitzende, Hirschmann wurde Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. In dieser Konstellation gab es seither offenbar permanenten Kleinkrieg innerhalb des Vereins.

Jung versichert, dass im Gegensatz zu den Attacken der scheidenden Hirschmann "die Arbeitsweise der BfE von Kooperation geprägt ist, unser Ziel ist eine größtmögliche Bürgerbeteiligung, bei der die Sachargumente im Vordergrund stehen".

Irena Hirschmann sagte auf Anfrage, sie habe sich noch nicht neu orientiert. Als fraktionslose Gemeinderätin könne sie in den Ausschüssen nicht mehr mitwirken, die im Echinger Politsystem das Tagesgeschäft wesentlich entscheiden. Eine mögliche neue Gruppierung mit den in den vergangenen Monaten aus den BfE Ausgetretenen stünde im Raum. Mittlerweile gibt es bereits sieben politische Gruppierungen in Eching, darunter drei parteilose.

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