Brauereien:Na dann, Prost

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Auch bei kalten Temperaturen lässt es sich im Biergarten aushalten - solange die Sonne scheint und das Bier schmeckt (Foto: Stephan Rumpf)

Auf dem internationalisierten Biermarkt kommen die Rohstoffe aus der ganzen Welt, mitunter sind sie gentechnisch verändert. Die Erdinger Braumeister sagen aber: Hopfen und Weizen sind regional und ökologisch - fast

Von Mathias Weber

Einmal, für einen recht kurzen Moment in der langen Geschichte des Bierbrauens, da wollte alle Welt nach Grünbach. Braumeister kamen von überall her, nur um einen Mann kennen zu lernen: Benno Scharl. Der Brau-Fachmann Scharl gilt als Begründer des modernen Bierbrauens: Er modernisierte die Brauhäuser, legte Hopfengärten an. Wie man Bier braut, das war damals, Ende des 18. Jahrhunderts, ein gut gehütetes Geheimnis. Scharl hat Schluss gemacht mit dieser Geheimnistuerei. Er hat eine Brauanleitung aufgeschrieben und veröffentlicht. Sein posthum veröffentlichtes Buch über die untergärige Bierbrauerei gilt als erste moderne Beschreibung dieser Methode.

Hopfen, Wasser, Malz, mehr hat Scharl damals nicht benutzt, und mehr benutzen auch heute die Braumeister nicht - das Reinheitsgebot gilt, zumindest in Deutschland. Auch wenn es gerade in Bayern noch viele kleine Brauereien gibt, der Biermarkt ist schon lange internationalisiert. Die Braumeister sagen, die Rohstoffe kämen von dem einen Kontinent, gebraut werde auf dem anderen, verkauft auf dem dritten. Was ist heutzutage eigentlich in unserem Bier, und hat das noch irgendeinen regionalen Bezug?

Bei dem Preis...

Die Brauerei Oettinger aus Schwaben, mit einem jährlichen Ausstoß von mehr als sechs Millionen Hektoliter einer der größten deutschen Brauereien und bekannt für seinen günstigen Preis, hat kürzlich angekündigt, keine gentechnisch veränderten Rohstoffe für ihre Biere zu benutzen - zum Wohle des Kunden. Oettinger braut nicht nur für sich selbst, sondern auch im Auftrag großer Handelsunternehmen. Wer sich im Supermarkt eine Dose Bier kauft, der trinkt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bier der Oettinger-Gruppe.

Mit heimischen Rohstoffen einen solchen Ausstoß zu erreichen - und dabei auch noch günstig zu bleiben - das schaffe man nicht so leicht, meint Christopher Vincenti, der den Eittinger Fischerbräu leitet. "Es ist nicht möglich, bei diesen geringen Bierpreisen regional einzukaufen", sagt er. Hopfen und Malz müsse in der ganzen Welt eingekauft werden, in Amerika etwa oder in Asien. Und wer dort einkauft, dem müsse auch klar sein, dass die Produkte gentechnisch verändert sein könnten. Für einen Marketing-Gag hält er die Aktion der Großbrauerei.

Oettinger will also keine Gentechnik mehr im Bier, doch wie halten es die zumeist kleinen lokalen Brauereien im Landkreis Erding damit? "Wir haben nichts mit Gentechnik zu tun", sagt Thomas Drechsel, Braumeister bei der Taufkirchner Brauerei. "Wir vermeiden es tunlichst, solche Produkte zu kaufen." Auch Michael Grimm, Braumeister der Schlossbrauerei Grünbach, hält nichts von Gentechnik. "Die Forschung im Bier-Bereich ist gar nicht so interessant, da geht es eher um Mais." Eine Veränderung Malz und Hopfen wird höchstens durch bestimmte Züchtungen erreicht, damit sie etwa resistenter gegen Schädlinge sind. "Aber das gibt es schon seit Jahr und Tag", sagt Grimm.

Der Weizen kommt auch mal aus Tschechien

Alle Brauereien, von der kleinen z'Loh bei Dorfen bis zum Airbräu am Flughafen, beziehen ihren Hopfen aus der Hallertau, einige auch aus einem kleinen Anbaugebiet am Bodensee. Auch der Weizen für das Malz, so versichern die Brauereien, kommt zum Großteil aus der Nähe. Grundsätzlich sehen die Brauer der Region keinen Grund, sich aus Amerika oder anders woher importierter Rohstoffe zu bedienen. "Bei der Qualität, die man in Deutschland bekommt, muss man nicht unbedingt ausländische Ware kaufen", sagt Braumeister Grimm. Manche Brauereien beziehen dennoch den Weizen auch mal aus Tschechien, oder aus Frankreich. Die Qualität schwanke eben von Jahr zu Jahr, heißt es, und manchmal sei ausländischer Weizen besser.

Die Brauereien im Landkreis sind - bis auf den Erdinger Weißbräu - klein. Zum Vergleich: Die Erdinger geben einen Ausstoß von 1,7 Millionen Hektolitern im Jahr an, bei Oettinger sind es knapp sechs. Als einzige der kleinen Brauereien wollte Braumeister Vincenti aus Eitting Angaben über seinen Ausstoß machen: Unter 10 000 Hektoliter produziere man dort. Im Vergleich ist das nicht viel, obwohl in Eitting neben den Eigenmarken auch im Auftrag anderer Brauereien Bier gebraut wird. Erdinger Weißbräu lässt hier zum Beispiel das dunkle Bier und das St. Prosper der Marke Fischer's Stiftungsbräu brauen.

Der Rest der Brauereien gibt sich beim Thema Ausstoß wortkarg. Solche Zahlen möchte man nicht öffentlich Preis geben. Verständlich: Der Markt ist hart, die Lust der Deutschen auf Bier nimmt immer weiter ab (siehe Grafik), Mixgetränke und Radler werden aber immer beliebter. In dieser angespannten Marktsituation haben es gerade die kleinen Unternehmen nicht leicht. Daher, wie ein Braumeister sagt, sind vor allem zwei Sachen wichtig: "Gute Rohstoffe und Liebe zum Produkt." Benno Scharl hätte ihm zugestimmt.

© SZ vom 16.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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