Blutspenden in Erding:Nur ein kurzer Pieks

Zum ersten Mal ruft der Kreisverband des Roten Kreuzes zum Blutspenden auf. Die Aktion wird ein Erfolg: Am Montag kommen Dutzende Erdinger in die Stadthalle - weil sie helfen wollen

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Robert Rheker liegt entspannt auf der grünen Bahre. In der rechten Hand hält er einen kleinen roten Gummiball. Ein kurzer Pieks mit der dünnen Nadel in seine Ellenbeuge genügt, und das Blut beginnt langsam zu tröpfeln. Eine Helferin füllt davon zunächst einige Milliliter in vier Röhrchen, verschiedene Labore werden diese Proben am kommenden Tag untersuchen. Dann drückt der 18-Jährige den Ball in seiner Hand fest zusammen, und das Blut fließt gemächlich aber konstant in den hin- und herwippenden Beutel auf der Waage an seiner Seite. Die Bewegung soll verhindern, dass die Konserve gerinnt. In zehn Minuten wird das Gerät piepsen, exakt nach einem halben Liter.

Am Montag haben der Blutspendedienst (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und der BRK-Kreisverband zum Blutspenden in der Erdinger Stadthalle aufgerufen. Im Landkreis ist es für beide Organisationen eine Premiere, da bisher der Blutspendedienst des Städtischen Klinikums München GmbH für die Aktionen zuständig war. Nach dessen Pleite vor einigen Wochen hat nun das Rote Kreuz übernommen. Bei den Verantwortlichen von BRK und BSD in Erding herrschte am Montag Aufbruchsstimmung. Von Hektik fehlte hingegen jede Spur, es war ein ruhiger und straff organisierter Auftakt.

Blutspenden in Erding: Die Spender drücken den Gummiball fest zusammen, und das Blut fließt: Einen halben Liter kann jeder abgeben.

Die Spender drücken den Gummiball fest zusammen, und das Blut fließt: Einen halben Liter kann jeder abgeben.

(Foto: Renate Schmidt)

Kurz vor zwölf Uhr gehen die Türen zum Foyer der Stadthalle auf. Etwa 20 Menschen stehen in einer Reihe und warten auf ihre Registrierung. Ehrenamtliche Helfer von der Erdinger Bereitschaft verteilen an alle potenziellen Spender einen Bogen mit detaillierten Fragen zur eigenen Gesundheit und Auslandsaufenthalten. Diesen einmal ausgefüllt, geht es in den kleinen Saal. Hinter grauen Trennwänden besprechen Ärzte individuell die Fragebögen, messen Blutdruck, Puls und Temperatur. Blutspenden hilft eben nicht nur Menschen in Not, sondern ist auch ein kostenloser Gesundheitscheck. Bei Rheker gibt der Mediziner grünes Licht. Er darf weiter in den großen Saal. Bis zu seiner eigentlichen Spende wird es aber noch etwas dauern.

16 Bahren stehen halbkreisförmig im Saal. Unter drei Tischen in der Mitte stapeln sich Metallboxen, in denen die Konserven später zwischengelagert werden. Es ist fast still im Raum. Die Blutabnehmer warten auf die ersten Spender. Die können noch einen Becher Saft trinken und müssen am Labor vorbei. Dort wird in einem Schnelltest der Hämoglobinwert gemessen, ein kaum spürbarer Pieks ins Ohrläppchen genügt dazu. "Der Test ist wichtig, um sicherzustellen, dass sich nach der Spende ausreichend rote Blutkörperchen nachbilden", erklärt Matthias Freund vom BSD. Ist der Wert zu niedrig, muss der Betroffene an diesem Tag nach Hause gehen. Wer zum ersten Mal da ist, lässt noch seine Blutgruppe bestimmen. Ein BSD-Mitarbeiter drückt schließlich jedem Spender vier beschriftete Beutel und Röhrchen in die Hand. Es kann losgehen.

Blutspenden in Erding: Etwa zehn Minuten dauert die Blutabnahme. Hygiene wird dabei groß geschrieben.

Etwa zehn Minuten dauert die Blutabnahme. Hygiene wird dabei groß geschrieben.

(Foto: Renate Schmidt)

Bei Robert Rheker sind knapp zwanzig Minuten vergangen zwischen der Registrierung im Foyer und dem finalen Stich in die Vene. Für ihn ist es die zweite Spende. Die Abnahme habe sich wie ein "leichter Krampf" angefühlt, sagt er. Warum er komme? "Es ist einfach wichtig." So sehen das auch seine Schwestern Valerie, 20, und Isabel, 22, die zum fünften respektive zweiten Mal dabei sind. "Ich will bei einem Unfall ja auch von einer Spende profitieren können", sagt Valerie Rheker. Bevor sich die Geschwister gemeinsam Kaffee, Kuchen und Butterbrezen am Imbiss holen und sich ein Geschenk aussuchen, werfen sie noch ihre "vertraulichen Selbstausschlüsse" in eine Urne. Auf dem Dokument muss jeder ankreuzen, ob er seine Spende letztlich freigeben will oder nicht. Rhekers Konserven sind zwischenzeitlich auf 20 Grad Celsius gekühlt und im Lieferwagen verladen.

BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden und Matthias Freund vom BSD sind nach den ersten zweiten Stunden zufrieden. 50 Menschen haben schon gespendet. Vor den insgesamt 25 Helfern liegen noch sechs Stunden Dienst.

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