Blick in die Geschichte:Fraunberger, Fugger und Fürsorgeheim

Vor mehr als 750 Jahren wurde das Schloss erstmals urkundlich erwähnt und hat seither oft den Besitzer gewechselt

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Das 1263 zum ersten Mal urkundlich erwähnte Wasserschloss hat eine bewegte Geschichte vom Herrschaftssitz, Lazarett und Fürsorgeheim bis zum Gemeindeeigentum hinter sich: Bis es 2016 in den Besitz der Gemeinde kam haben, viele Familien wie die von Fraunberg, Fugger oder von Puechs dort gelebt. Das Schloss war auch Wallfahrtsort, als in der Schlosskapelle die Reliquien des Heiligen Viktor aus Rom zu sehen waren. Es diente aber auch als Lazarett, später als Pflegeeinrichtung und nun als kulturelles Zentrum. Während der Feierstunde am Sonntag haben Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) und Professor Matthias Dose vor allem die vergangenen hundert Jahre unter die Lupe genommen. Als Schloss und Brauerei 1917 zum Verkauf standen und Vertreter einer Münchner Großbrauerei während des Ersten Weltkriegs Brauerei und Schloss erwerben wollten, spielten die Taufkirchner nicht mit. Mehrere Bürger gründeten eine Genossenschaft, die Brauerei, Schloss und Ländereien übernahm. Die Brauerei wurde weiter geführt, das Schloss und ein Teil des Grundes wurden verkauft. Und 1919 erwarb der Landesarmenverband, Vorgänger des Bezirks Oberbayern, das Schloss, in dem von den 1920er Jahren an ein Fürsorgeheim für hilfsbedürftige Menschen entstand.

Im Schlossgarten baute der Bezirk um 1970 Gebäude für das Bezirkskrankenhaus, der heutigen Isar-Amper-Klinik. Nach 1998 brauchte der Bezirk das Schloss nicht mehr, es wurde nach neuen Nutzungen gesucht. Der Unternehmer Nico Forster zeigte Interesse und verhandelte: Am 17. Januar 2005 verkaufte der Bezirk für einen Euro das marode Schloss an die Gemeinde, die es laut Hofstetter "eine Sekunde später" für einen symbolischen Euro an Forster weiter veräußerte. Der räumte der Gemeinde in einigen Räumen Nutzungsrechte ein und startete die teure Renovierung. Forster habe das Schloss mit seinen Visionen, Investitionen und öffentlichen Zuschüssen zu neuem Leben erweckt, er hatte Erfahrung in der Sanierung historischer Bauten. "Er wollte, dass das Gebäude wieder Würde bekommt. Er hat keinen Plan eingereicht, sondern einfach losgelegt", sagte Hofstetter. Trotz anfänglicher Verwunderung werde die ochsenblutrote Außenfarbe inzwischen als selbstverständlich passend akzeptiert werde, sagte der inzwischen pensionierte ärztliche Direktor des Klinikums Matthias Dose. Nachdem Forster 2010 mit 47 Jahren überraschend starb, wurde die Renovierung gestoppt. Die Familie wollte verkaufen, ein möglicher Käufer forderte aber von der Gemeinde den Verzicht auf die Nutzungsrechte.

Am Ende kaufte die Gemeinde das Schloss für 630 000 Euro, jährlich werden 28 000 Euro Defizit erwartet. Eine mutige Entscheidung, für die die Gemeinde viel Lob ihrer Bürger einheimste. Im Festsaal, Fuggersaal oder den anderen Räumen und im Garten finden inzwischen kommunale, kulturelle und soziale Veranstaltungen statt. Hofstetter fügte an, dass die Kreismusikschule im Schloss Unterricht gibt und Konzerte veranstaltet und der Oase Naturkreis ein Domizil gefunden hat. "Wir sind froh, dass wir das Schloss haben", sagte er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: