Biberplage an der Isen:Unbekannte sabotieren Fallen für Problem-Biber an der Isen

Lesezeit: 2 min

Eine der beiden Kastenfallen am Alten Bad an der Isen. Am Freitagabend werden sie abgebaut. Die Aktion war erfolglos. (Foto: Renate Schmidt)
  • An der Isen sollten Biber lebend gefangen werden, um die Population zu regulieren. Das ist gescheitert: Unbekannte haben die Fallen täglich sabotiert.
  • Biber waren lange Zeit gefährdet: In den 80er und 90er Jahren freute man sich, dass sie sich wieder ansiedelten. Nun sind sie Schädlinge geworden. Sie nagen Bäume an, die dann vertrocknen.
  • In ganz Bayern ist die Population mittlerweile auf 6000 Biber angewachsen.

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Bemühungen, die zunehmende Zahl von Bibern an der Isen im Naherholungsgebiet zwischen Dorfen und Oberdorfen zu reduzieren, sind fehlgeschlagen. Biberfreunde haben die Fallen täglich sabotiert. Heute Abend wird der zuständige Biberberater Rudolf Erlacher die Kastenfallen wieder abbauen. Denn am Samstag, 1. April, endet die Fangsaison, weil die Biber dann Junge bekommen und man Rücksicht auf die Elterntiere nimmt.

Kein einziger Biber ist mit den Lebendfallen erwischt worden, die seit etwa drei Wochen an der Isen flussaufwärts des Alten Bads stehen. Biberberater Erlacher hatte relativ schnell eine Ausnahmegenehmigung erhalten, nachdem die Schäden an den Bäumen im vergangenen Winter enorm zugenommen haben. Nachdem jahrelang an der Isen nur ein Einzeltier gehaust hatte, sind nun offenbar weitere Biber hinzugekommen, die viele 40, 50 und 60 Jahre alte Bäume so stark angenagt haben, dass sie nun austrocknen.

Naturschutz
:Der Biber ist zurück in München

Doch seine Rückkehr macht nicht alle glücklich. Im Gegenteil: Er wird wieder gejagt und erschossen.

Von Isabel Meixner

Ursprünglich sollten lediglich die verbleibenden gesunden Bäume mit Drahtgitter geschützt werden; angesichts der großen Schäden wurde es dann aber doch für sinnvoll erachtet, den Bestand einzudämmen. Das ist jedoch nicht gelungen. Die beiden Kastenfallen seien nur etwa zwei Tage unbemerkt geblieben, sagte Erlacher. Danach hätten Unbekannte regelmäßig die Fallen sabotiert. Mal habe man den Trittmechanismus ausgelöst und manchmal die Klappen mit Stöcken blockiert. Jeden Morgen habe er die Fallen kontrolliert und jedesmal sei die Fahrt vergebens gewesen. "Das ist schon ärgerlich", sagte Erlacher.

Nicht nur im Isental, sondern in ganz Oberbayern hat die Zahl der Biber stark zugenommen. Bei einer Veranstaltung zum FFH-Gebiet "Isental mit Nebenbächen" Anfang der Woche hatte Regierungsdirektor Thomas Eberherr die Zahl der Biber, die jährlich allein in Oberbayern "entfernt werden", auf mehr als 200 beziffert: "Da ist man auch nicht zimperlich", sagte Eberherr. "Aber der Biber kommt sofort wieder nach, wenn ein Revier verwaist."

Mittlerweile mehren sich jedoch die Anzeichen, dass man in Bayern die mittlerweile auf 6000 Biber angewachsene Population aus der Roten Liste eins nimmt und die Tiere nur noch auf die Rote Liste drei setzt. Im Januar hat eine Expertenrunde für Säugetiere im Auftrag des Landesamtes für Umwelt getagt und sich dabei auch mit den Daten zur Bestandsentwicklung des Bibers und zu seiner Schadensproblematik befasst. Entschieden ist noch nichts, aber die Überlegungen in den Arbeitsgruppen gehen in die Richtung, dass man ein weiteres Anwachsen der Biberpopulationen vermeiden will. Die Rote Liste Bayern wird alle zehn Jahre fortgeschrieben und derzeit laufen die Vorbereitungen für die nächste Fortschreibung.

Für Problem-Biber gibt es häufig Ausnahmeregelungen

Bayern war das erste Bundesland, in dem Biber in den 1960er Jahren ausgewildert wurden. In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich der Bestand noch sehr langsam. In den 1980er und 1990er Jahren nahm man noch erfreut zur Kenntnis, dass die Tiere wieder heimisch werden. Aber seither mehren sich auch kritische Stimmen, die auf mächtige Schäden an Kulturen, Flächen und Gewässern hinweisen. Denn ursprünglich ging man davon aus, dass Biber Auwälder benötigen. Doch die Tiere sind in der Lage, ihren Lebensraum nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Auch enge Kanäle, Rinnsale und Bäche stauen sie auf und heben den Wasserpegel.

Für sogenannte Problem-Biber gab es daher immer mehr Ausnahmegenehmigungen, sie zu fangen. In den Anfängen wurden die gefangenen Tiere in Naturschutzgebiete in ganz Europa ausgeflogen; beispielsweise ins Donaudelta. Da sie sich in diesen Gebieten aber auch schon prächtig vermehrt haben, nehmen kaum noch Länder Biber an. Der Biber ist in ganz Europa wieder angekommen.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ismaning
:Der Biber beißt, der Mensch soll zahlen

Die Bayerischen Staatsforsten wollten den Pächter von Fischgewässern bei Ismaning für Schäden des geschützten Nagers haftbar machen. Der Passus im Vertrag von Josef Demmel ist nun gestrichen, doch die Problematik bleibt.

Von Irmengard Gnau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: