Wer jetzt noch nach einer Ausbildungsstelle Ausschau hält, der sollte langsam Gas geben. Bei der Agentur für Arbeit läuft die Vermittlung auf Hochtouren. Im Landkreis Erding haben aber auch Spätzünder gute Karten, wie die Pressestelle mitteilt. Die Auswahl unter Berufen und Betrieben ist groß, die Nachfrage nach Arbeitskräften auch. Mit einer Arbeitslosenquote 1,6 Prozent ist der Landkreis wieder einmal Spitzenreiter im gesamten Agenturbezirk.
742 Bewerber aus dem Landkreis Erding haben sich seit Beginn des Berufsberatungsjahrs am 1. Oktober 2016 bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Das sind zehn weniger im Vergleich zum Vorjahr. "501 Jugendliche haben inzwischen eine schulische oder berufliche Perspektive für September", heißt es in der Pressemitteilung der Agentur für Arbeit. 223 Bewerber sind derzeit noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im gleichen Zeitraum haben Unternehmen bei der Agentur für Arbeit 677 offene Ausbildungsstellen im Landkreis gemeldet - acht mehr als im Vorjahr. Davon sind aktuell noch 357 Stellen unbesetzt.
"Diese Zahlen sind aber nach wie vor vorläufig einzuschätzen", sagt Kathrin Stemberger von der Pressestelle der Agentur. Aktuell sei sehr viel in Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt. "Viele Ausbildungsverträge werden jetzt geschlossen." Eine endgültige Aussage sei erst im September möglich. Die Schere "zwischen der Anzahl der unbesetzten Ausbildungsstellen und der Zahl der Jugendlichen auf Arbeitssuche" werde sich aber sicher weiter schließen.
Zum Vergleich die Zahlen für den gesamten Bezirk der Arbeitsagentur Freising, der die Landkreise Erding, Freising, Ebersberg und Dachau umfasst: Seit Oktober 2016 wurden insgesamt über 3142 offene Ausbildungsstellen gemeldet, davon waren im Mai noch 1476 vakant. In dem Zeitraum meldeten sich 2860 Jugendliche für eine Berufsberatung bei der Agentur an. 1053 Jugendliche waren im Mai noch auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. 1809 hatten inzwischen eine Stelle gefunden oder sich für eine weitere Schullaufbahn entschieden.
Die Agentur hat auch die Top Fünf der Ausbildungsberufe für den Landkreis aufgelistet. Offensichtlich herrscht dort immer noch strikte Trennung zwischen nach Jungen- und Mädchen- Traumjobs: Demnach rangiert bei den beliebtesten Ausbildungsberufen bei den Jungen der Kfz-Mechatroniker an erster Stelle, gefolgt von Kaufmann im Einzelhandel, Kaufmann im Büromanagement, Fachinformatiker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Bei den Mädchen steht Kauffrau-Büromanagement auf Platz Eins, gefolgt von Industriekauffrau, Medizinische Fachangestellte, Verkäuferin und Zahnmedizinische Fachangestellte.
Die meisten freien Ausbildungsstellen im Landkreis gibt es laut Agentur für Arbeit bei den Verkäuferinnen, gefolgt von Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Fachkraft für Lagerlogistik, Kaufmann/-frau für Spedition sowie Fluggerätmechaniker/-in. Gesucht werden aber auch Maurer, Elektroniker oder Lebensmittelfachverkäufer.
Interessant ist auch ein Blick auf die Schulabschlüsse der Jugendlichen, die sich für einen Ausbildungsplatz bei der Agentur gemeldet haben: Die Hälfte davon, exakt 50 Prozent, hat die Mittlere Reife, 34 Prozent einen Mittelschulabschluss, jeweils nur sechs Prozent Abitur oder Fachhochschulreife. Die übrigen vier Prozent machten keine Angaben. "Generell ist zu sagen, dass die Jugendlichen sich aufgrund der wirtschaftlich sehr starken Region in einer komfortablen Situation befinden", betont Kathrin Stemberger. Auch wer sich erst jetzt ans Bewerben mache, habe immer noch alle Chancen, einen Platz zu finden. Dabei könnten die Jugendlichen zwischen vielen Berufen und Betrieben wählen.
Auch auf dem Arbeitsmarkt sieht es gut aus. Mit einer Arbeitslosenquote von 1,6 Prozent war der Landkreis im Mai nicht nur Spitzenreiter im gesamten Agenturbezirk, sondern er erreichte auch den bislang niedrigsten Wert in diesem Jahr. Zum Vergleich: Im Vormonat errechnete die Agentur noch eine Quote von 1,8 Prozent, im Vorjahr waren es 1,9 Prozent. Insgesamt waren im Landkreis Erding im Mai 1311 Personen auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Das sind 78 Männer und Frauen weniger als noch im April. 576 Personen meldeten sich erneut arbeitslos, 648 Erdinger konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.
Unternehmen informierten die Agentur im Mai über 199 zu besetzende Arbeitsstellen. Insgesamt waren damit in Erding 993 bei der Agentur gemeldete Stellen vakant. Dazu zählten unter anderem 199 vakante Stellen im produzierenden Gewerbe und allein 205 offene Stellen im Berufsbereich "Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung". Inzwischen wird also nicht nur auf dem Bau nach Arbeitskräften gesucht, sondern auf im Büro.