Berglern:Berglerner Wasserkraft-Kapriolen

Die Genehmigung ist da - und schon zieht der neue Gemeinderat die Sinnhaftigkeit des Projekts in Zweifel

Von Wolfgang Schmidt, Berglern

Jahrelang hatte die Gemeinde Berglern um die Genehmigung eines Wasserkraftwerks an der Sempt gekämpft. Jetzt ist das Okay vom Landratsamt endlich eingetroffen - aber es kommt offenbar zur Unzeit. Denn einige der neugewählten Räte ziehen die Sinnhaftigkeit des Projekts in Zweifel. Und auch zumindest ein Altgedienter hadert mit seiner Zustimmung von damals.

Dass der Tagesordnungspunkt nicht ganz ohne Nebengeräusche erledigt werden könnte, hatte sich schon vor dem Sitzungszimmer angedeutet. Dort hatten sich um die 30 Berglerner versammelt, die auf einigen offenbar eilig beschriebenen Pappschildern "Kein Wasser-Kraftwerk" forderten. Den stummen Protest setzten sie in der Sitzung fort. Bürgermeister Simon Oberhofer (FWG) hatte nach eigenem Bekunden das Wasserkraftwerk nur deshalb auf die Tagesordnung gesetzt, um über die Genehmigung zu informieren. Man habe sich nach den Protesten des Bezirksfischereivereins und in Abstimmung mit dem Landratsamt "auf eine vernünftige Lösung geeinigt", urteilte Oberhofer. Die sieht in groben Zügen so aus: Zum Schutz der Fische werde das Kraftwerk nicht von einer Turbine, sondern von einer Wasserkraftschnecke angetrieben. Deren scharfe Kanten bekämen zudem auch noch Gummilippen. Nördlich der Brücke werde die Sempt etwas abgesenkt, um ein Minimum an Gefälle zu erreichen. In einem Seitenarm könnten die Fische laichen.

Die Kritik von Anton Scherer (BBL) und Konrad Huber (BBL), sie seien ungenügend informiert worden, konnte Oberhofer noch einigermaßen kontern mit dem Hinweis, die technischen Voraussetzungen hätten sich geändert. Ohne neue Zahlen, die alten stammten aus dem Jahr 2011, mache es keinen Sinn, hier und heute breit zu debattieren.

Bei dem Beitrag von Elisabeth Bauer (PuB) ging es aber ans Eingemachte. Die Tatsache, dass der angestammte Badebereich der Berglerner an der Sempt einem Wasserkraftwerk weichen sollte, gefiel der neuen Gemeinderätin überhaupt nicht. "Was hat Berglern denn an Freizeiteinrichtungen zu bieten?", fragte sie in die Runde. Weil auch ihre weitere Frage, wie viele Haushalte versorgt werden könnten, nicht beantwortet werden konnte, stellte Elisabeth Bauer fest: "Planungen können auch wieder revidiert werden."

Schützenhilfe bekam sie von einem, der bei der Abstimmung im alten Gemeinderat noch für die Wasserkraft gestimmt hatte. Heinrich Bauer (PuB) sagte, bei der Bürgerversammlung, die Ja zur Wasserkraft gesagt hatte, hätte niemand kapiert, dass bei einem Bau des Werkes der untere Wasserfall komplett verschwinden werde. Dieser Sachverhalt sei damals auch bei der entscheidenden Sitzung nicht näher beleuchtet worden. Im heutigen Licht betrachtet, sage er: "Ich bin klipp und klar gegen das Projekt."

Widerworte zu den negativen Stimmen kamen am Donnerstagabend nur von Albert Furtner (FWG), der gar nichts davon hielt, sich die Entscheidung des alten Gemeinderats schlecht reden zu lassen. Die Wasserkraft sei umweltfreundlich und im Gegensatz zu anderen alternativen Energien erzeuge sie ununterbrochen Strom - und das vollkommen ohne Schadstoffe. Im Übrigen sei es ja auch nicht so, dass das Baden an der Sempt nach dem Bau nicht mehr möglich sei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: