Bekannte Namen:Geschichten aus dem Branchenverzeichnis

Der Moosburger Heimatforscher Karl A. Bauer hat das Einwohnerbuch aus dem Jahr 1928 durchforstet und untersucht, wie viele Berufe und Betriebe es damals in der Dreirosenstadt gab.

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Wer kennt die Berufe noch, nennt die Namen derer, die sie einst ausübten? Viele sind vergessen, eine Reihe aber haften seit Jahrzehnten und länger im Bewusstsein vor allem der älteren Generation in Moosburg. Der Zahnarzt Oskar Hertel etwa, der auch in den 70er Jahren 1. Bürgermeister der Stadt war und an seinem Haus am Plan das Schild "Zahnatelier" prangen hatte. Karl A. Bauer, der bekannte Moosburger Heimatforscher, hat sich die Mühe gemacht, anhand des Branchenverzeichnisses im Einwohnerbuch der Stadt aus dem Jahr 1928 das Arbeitsleben der da-maligen Zeit auch für die Heutigen greif-bar zu machen und darüber sogar ein lesenswertes Buch verfasst. Sein Bildervortrag jetzt in der Volkshochschule war bestens besucht. Bauer will, wie mit allen seinen Vorträgen, nicht nur alte Fotografien vorführen, sondern in erster Linie zum Nachdenken anregen. Wie lebten sie damals, wie arbeiteten sie, wie funktionierten die Sozialgefüge?

Historisches Arbeitsleben Moosburg

Fritz Kohn liefert Dachziegel auf dem Gries in den 1920ern mit seinem Laster aus. 1921 erweiterte er seine Ziegelei in Zieglberg mit einem Sägewerk.

(Foto: Karl A. Bauer (Repro) OH)

Moosburg hätte aus heutiger Sicht damals als Insel der Seligen gelten können, sagte er nun, alles, was zum Leben gebraucht worden sei, sei hier hergestellt und verkauft worden. So habe es x-Krämerläden gegeben. Im Branchenverzeichnis angefangen jede Menge Ärzte, schön differenziert nach praktischen, Tierärzten und Zahnärzten. Die Namen Grölkinger, Müller und Ostermaier der praktischen Ärzte sind noch heute bekannt. Auch die zahlreichen Bäckereien sind noch heute ein Begriff. In der Herrnstraße der Bäckermeister Karl Schloder, dessen geschnitzte Holztafel mit den Inhabernamen seit 1650 heute im Heimatmuseum hängt. Oder Bartl Diewald, der "Bäcker am Berg", der mit seiner Bäckerei auch auf der Herbstschau mit einem Stand "Diewalds Eispalast" vertreten war. Die Bäckerei Heinrich befand sich am Stadtplatz/Ecke Weingraben. Von außen sichtbar war auch ein Aufzug für die Säcke mit Mehl. Wo heute das Bäckereigeschäft Grundner am Stadtplatz ist, befand sich die "Bäckerei und Melberei" L. Karg. Zahlreich waren die Brauereien und Gaststätten, die Karl A. Bauer laut eigenen Worten eigentlichen einen eigenen Abend wert wären. Wo heute die Sparkasse am Stadtplatz steht, war einst der Brauerei-Gasthof Andrä-Bräu des Sebastian Erber. An der Münchner Straße dann die "Alte Post", der Gasthof Bucher (Inhaber Paul Kratzer) und der Setz-Bräu. Die Bilder und Gemälde über deren Fronten sind Alt-Moosburgern noch gut in Erinnerung.

Historische Arbeitswelt Moosburg

Heinrich Häckl mit seinem Kohlenfuhrwerk vor dem Tierarzt Pöschl Haus am Westerberg.

(Foto: Karl A. Bauer (Repro) OH)

Das Baugeschäft Josef Abele an der Thalbacher Straße warb im Branchenverzeichnis als "Spezialgeschäft für Eiskeller und wasserdichte Keller" und verwies auf "volle Garantie". Nebenbei betrieb Abele auch eine Tankstelle. An der Thalbacher Straße gab es auch die Baugeschäfte Heinrich Häckl und Fritz Kohn. Mit dem Pferdegespann fuhr Häckl auch Briketts und Kohlen aus. Fritz Kohn eröffnete auch in Zieglberg eine Ziegelei mit Sägewerk und war damit der erste Gewerbebetrieb in der Gemeinde Wang.

Historisches Arbeitsleben in Moosburg

Heinrich Schubert, Friseur und Dentist, mit Frau (r.), Oma, Lehrling und Geselle (l.) vor dem Schubert-Haus um 1909.

(Foto: Karl A. Bauer (Repro) OH)

Am Stadtgraben/Ecke Viehmarkstraße eröffnete Georg Senftl 1879 eine erste kleine Buchbinderei mit Ladengeschäft. Es folgte die Erweiterung durch eine Buchdruckerei und die erste Ausgabe der Moosburger Zeitung. Josef Schützinger folgte mit einer Buchdruckerei und Buchbinderei am Plan, dem Josef Pichlmayr nachfolgte. Im Fingergässchen gab es eine weitere Buchdruckerei Süß. Im Weingraben hatte Anton Aschenbrenner ein Friseurgeschäft. "Appr. Bader" stand an der Wand über dem Eingang. Ein approbierter Bader war zuständig für die Wehwehchen der kleinen Leute, die sich einen richtigen Arzt nicht leisten konnten. Friseur Xaver Kapfelsberger hatte sein Geschäft an der Thalbacher Straße, neben Bauwaren und Kohlen Schröcker und der Metzgerei Höpfl, später Maier. Der "Rasier- und Friseursalon" Heinrich Schubert, der später auch Dentist war, befand sich am Stadtplatz.

Die Gärtnerei Beubl ist heute noch am gleichen Ort, der damals aber nicht Gärtnerstraße sondern Obere Gereuthstraße hieß. Auf der vormaligen Gärtnerei Achammer an der Landshuter Straße befindet sich heute ein Neubaugebiet, und auch die Gärtnerei Hagl am Stadtgraben heißt heute Gärtnerei Bauer und ist in die Isarmoosstraße umgesiedelt. Hafnermeister Konrad Hirschpointner gibt es heute noch an der Thalbacher Straße. Karl A. Bauers Großvater begann dort einst als Berufsanfänger.

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