Bauarbeiten in Dorfen:Nachhaltig vernetzt

Die Stadtwerke machen Dorfen mit ökologischer Nahwärme und Glasfaserkabeln fit für die Zukunft. Seit einigen Wochen beinhaltet das innovative Konzept auch das Supermarktgebiet

Von Florian Tempel, Dorfen

Überall Baustellen, alles aufgegraben: In der Bundesstraße B 15, im Stadtzentrum am Isener Tor, am Johannisplatz oder in der Gartenstraße. Wer stört die Autofahrer, zwingt sie zum Warten und zu Umwegen? Die Stadtwerke Dorfen, die Rohre und Leitungen verlegen - und es weiterhin tun werden. Denn die Stadtwerke sind dabei, die Stadt nachhaltig zu vernetzen und für die Zukunft fit zu machen: Mit ökologischer Nahwärme und Glasfaserkabeln.

Vor acht Jahren ging es los, als am nördlichen Stadtrand das Biomasse-Heizkraftwerk in Betrieb genommen wurde: Gehäckseltes Restholz befeuert das Kraftwerk, in dem Wasser auf etwa 90 Grad erhitzt wird. Die Holzabfälle stammen zu einem Teil aus den Wäldern der wohltätigen und steinalten Nikolaistiftung, die die Stadtwerke langfristig gepachtet haben. Auch mit der Waldbesitzervereinigung Erding (WBV) haben die Stadtwerke Verträge abgeschlossen und nehmen Restholz von WBV-Mitgliedern an. Darüber hinaus kann auch jeder Privatmensch seine Holzabfälle aus dem eigenen Garten beim Heizkraftwerk abliefern.

Das heiße Wasser fließt vom Kraftwerk durch gut gedämmte Rohre zu den Abnehmern. Die ersten Gebäude, die seit acht Jahren schon mit Nahwärme geheizt werden, sind das Gymnasium, die benachbarte Grund- und Mittelschule sowie das Förderzentrum, das Pflegeheim Marienstift und die Klinik Dorfen. Im Laufe der Jahre haben die Stadtwerke ihr Nahwärmenetz stetig erweitert. Mittlerweile reicht es bis an den Südrand der Stadt, ist in der Isener Siedlung und dem Supermarktgebiet in der Nähe des Bahnhofs angekommen. Der weitere Ausbau in die Stadtteile im Nord- und Südosten ist genau geplant. Vor allem sollen alle neuen Gebäude und Neubaugebiete ans Nahwärmenetz.

Ökologie, Klimaschutz, Nachhaltigkeit - der Erfinder der Dorfener Nahwärme, der Chef der Stadtwerke, Karl-Heinz Figl, bringt in seinem Konzept alles zusammen. In den Wälder der Nikolaistiftung zeigt der promovierte Forstwissenschaftler bei der jährlichen Waldführung, "wie der Wald im nächsten Jahrhundert aussehen wird". Seit die Stadtwerke die Wälder bewirtschaften, wird der Anteil an Laubbäumen kontinuierlich erhöht und beträgt stellenweise schon 75 Prozent. Die Wälder liegen zwar nicht im Stadtgebiet, sondern auf Flur der Nachbargemeinden Taufkirchen und Inning. Dennoch kommt der Nachschub für das Heizkraftwerk über buchstäblich "kurze Wege". Gleiches gilt für die Anlieferungen der WBV-Mitglieder. Der Berg an Hackschnitzel am Kraftwerk ist momentan besonders groß, da in diesem Jahr der Orkan Niklas und der starke Borkenkäferbefall für extra viel Nachschub gesorgt haben.

Dass die Erzeugung von Heizenergie mit Biomasse das Klima schützt, ist klar. Dorfener Nahwärme ist fast CO₂-neutral - und nur nicht ganz, weil an Spitzenstunden besonders kalter Tage mit etwas Erdgas dazugefeuert wird, und weil es an einigen Stellen noch Insellösungen gibt. In der Arteser Straße, am Breslauer Weg oder der Ludwig-Ganghofer-Straße ist das Nahwärmenetz noch nicht angekommen. Die Zeit, bis die Rohe zu den Kunden dort verlegt sind, wird mit kleinen Gaskraftwerken überbrückt. So war es auch am Supermarktgebiet, das seit einigen Wochen aber nun am Netz ist.

Den Kunden bringt die Dorfener Nahwärme im Vergleich zu Öl- oder Gasheizungen zwar noch keinen Preisvorteil. Während Strom aus erneuerbaren Energien kräftig vom Staat subventioniert wird, gibt es für umweltfreundliche Nahwärme keinen Bonus. Dennoch: Die Übergabestationen der Nahwärme im Haus sind nicht nur kleiner und platzsparender als andere Heizungsmethoden. Da die Stadtwerke zur Steuerung zu jedem Kunden auch hochleistungsfähige Datenleitungen verlegen, können Nahwärmeabnehmer bald auch wirklich schnelle Internetanschlüsse bei den Stadtwerken bekommen. In Neubauten werden die Stadtwerke sogar Glasfaserleitungen ins Haus legen -"als Zuckerl", sagt Figl. Dass die Stadtwerke in Kürze auch Telekommunikationsanbieter sein werden, ist ein weiterer Clou am Dorfener Netzausbau. Das hat auch, aber nicht nur mit der Nahwärme zu tun. Die Stadtwerke werden in den kommenden Jahren überall, wo sie die Straße aufreißen, Glasfaser verlegen. Auch wenn es nicht um Nahwärme geht, sondern um Strom-, Wasser- oder Gasleitungen.

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