Band aus Ebersberg:Singen für das Analoge

JLDBO in Kranhalle Feierwerk M 94,5

"Jeremiah's Life and Death Blues Orchestra" zu Gast im Münchner Feierwerk, Kranhalle, bei der Jahreschartshow von Radio M 94,5.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Auftritt von Jeremiah's Life & Death Blues Orchestra bei M 94.5 ist ein Plädoyer für die Beibehaltung der UKW-Frequenz

Es ist eine Groteske, die Jeremy Teigan da beschreibt: "Die jungen Leute sind Digital Natives, organisieren ihr ganzes Leben mit Smartphones. Aber geht's ums Radiohören, dann sind sie sowas von analog." Sprich: Radio hören sie nur dort, wo ein Gerät herumsteht, oder eben im Auto. Wenn seine Ebersberger Band Jeremiah's Life & Death Blues Orchestra am Donnerstag eine Viertelstunde bei M 94.5 auftritt und danach noch im Münchner "Vereinsheim" spielt, wird der Tag auch so etwas wie ein Protesttag: Die Frequenz, auf der das Münchner Aus- und Fortbildungsradio sendet, steht eine Woche später zur Disposition.

Am 9. Februar nämlich trifft sich der Hörfunkausschuss der bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Er entscheidet darüber, ob das renommierte Ausbildungsradio seine Frequenz verliert und der Rock-Antenne Platz machen muss. Seitdem sind Bands aus München und der Umgebung in Aufruhr. Sollte das Ausbildungsradio nur noch im Internet zu hören sein, so fürchtet die Szene, sei es mit der Reichweite vorbei. Und damit auch mit einer der ganz wenigen Plattformen für Bands außerhalb des Mainstreams. Solche, zu denen auch das "Jeremiah's Life & Death Blues Orchestra" gehört, eine Gruppe, die Rockballaden auch gerne mal mit Banjo und Akkordeon spielt.

Deswegen will Teigan auch gar nicht so viel über die Musik seiner Gruppe reden. "Was wir da im Studio spielen, entscheiden wir sowieso kurzfristig." Sondern viel mehr über den Münchner Sender und dessen Bedeutung für Bands, die nicht in den "Hot Rotations" bekannter Radios laufen. "Ich hoffe, dass der Ausschuss Bescheid weiß über die Bedeutung dieser UKW-Frequenz", knüpft Teigan an seine Argumentation für die Analogfrequenz an. Schon klar, dass die M 94.5-Hörerschaft werbetechnisch nicht allzu relevant sei. "Aber trotzdem hängt eine Subkultur an der Frequenz. Und die ist facettenreich und groß." Oder, mit ein bisschen mehr Pathos formuliert: "Für die kulturelle Vielfalt in der Gegend ist der Sender unglaublich wichtig!"

Für Bands sei er Motivation und Medium zugleich, sagt Teigan und verweist auf seine eigene Erfahrung. "Der Sender ist in der Szene eine richtige Marke." Mit Porträts über interessante Bands, von denen andernfalls nie groß etwas zu hören sei. Mit Moderatoren, die nicht einfach nur Lieder abspielten, sondern sie in einen politischen und künstlerischen Zusammenhang stellten. Neben dem Ausbildungsradio also auch eines für Bildung. Und manchmal, da ist der kleine Sender sogar ein großes Sprungbrett. Programmleiter Wolfgang Sabisch jedenfalls erzählt gerne die Geschichte von dieser einen Germeringer Garagenband, die jemand aus der M 94.5-Redaktion vor gut 20 Jahren anschleppte. Als Sportfreunde Stiller ging es später weit nach oben.

"Jeremiah's Life & Death Blues Orchestra" ist am Donnerstag, 2. Februar, eine Viertelstunde lang zwischen 16 Uhr und 16.30 Uhr auf "M 94.5" im Nordwesten des Landkreises auf der UKW-Frequenz 94.5 zu hören, sonst online auf www.m945.de. Um 19.30 Uhr hat die Band einen Auftritt im "Vereinsheim" in München in der Occamstraße 8. Auch die Reihe "Kunst & Musik" in der Alten Brennerei Ebersberg wird meist von Jeremiah and Friends neuerdings in Zusammenarbeit mit dem Alten Kino gestaltet. Das nächste Mal am 16. März um 21 Uhr, Einlass um 20 Uhr.

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