Autofahrer sind vorsichtig:Unsicherheit an den Zapfsäulen

Auch im Landkreis Erding strömt der Kraftstoff mit dem höheren Anteil an Bio-Ethanol als das herkömmliche Benzin aus den Zapfsäulen. Die Benzinsorte E10 hat sich als Ladenhüter herausgestellt,

Anja Perkuhn

Erding - Seit Anfang Februar bieten Tankstellen vor allem im Osten und im Süden Deutschlands das sogenannte Bio-Benzin "E10" an. Auch im Landkreis Erding strömt der Kraftstoff mit dem höheren Anteil an Bio-Ethanol als das herkömmliche Benzin aus den Zapfsäulen - das Geschäft läuft allerdings nicht so gut wie geplant. Die Benzinsorte E10 hat sich als Ladenhüter herausgestellt, die bundesweite Einführung an allen der 15000 Tankstellen ist deshalb vorerst ausgesetzt, meldete der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) am Ende dieser Woche.

Autofahrer sind vorsichtig: Der Erdinger Nico Mai tankt E10 - vor allem, weil es deutlich günstiger ist als beispielsweise SuperPlus. Allerdings, sagt er, gebe es auch schon auf der Internetplattform Facebook einige Seiten, die vor dem angeblichen Biosprit warnen. "Das muss ich mir nochmal genauer ansehen", sagt er.

Der Erdinger Nico Mai tankt E10 - vor allem, weil es deutlich günstiger ist als beispielsweise SuperPlus. Allerdings, sagt er, gebe es auch schon auf der Internetplattform Facebook einige Seiten, die vor dem angeblichen Biosprit warnen. "Das muss ich mir nochmal genauer ansehen", sagt er.

(Foto: Peter Bauersachs)

Tankstellenpächter und -besitzer wie Emil Mayr von der Freien Tankstelle Moosinning sind deshalb etwas ratlos - wie viele Verbraucher bereits vor dem Einführungsstop. "Eigentlich sollten wir das E10 ab Mitte März kriegen, was damit nun passiert, müssen wir abwarten. Aber eigentlich ist es fast ein Glück, dass wir es nicht haben." Die Kunden fragen nämlich durchaus nach dem E10 - allerdings nicht aus Interesse daran. "Die fragen: 'Habt ihr E10 drin? Nein? Gott sei Dank!'" Viele der Kunden hätten den neuen, als umweltschonend angepriesenen Kraftstoff bereits ausprobiert, "und die meisten sagen, er verringert die Motorleistung."

Vor allem im Gegensatz zum SuperPlus-Benzin mit einer deutlich höheren Oktanzahl. Das ist allerdings um mehrere Cent pro Liter teurer als das E10. Trotzdem, erzählen Tankstellen-Mitarbeiter, würden viele Kunden immer lieber SuperPlus tanken. "Die Leute wissen, dass sie damit einen viel besseren Kraftstoff kaufen", sagt Karim Awada, Pächter der Aral-Tankstelle in Erding. Dort ist das Verhältnis von ausgegebenem E10 zu Super- und SuperPlus-Benzin etwa gleich, "und so hat man sich das natürlich nicht gedacht."

Kritikpunkte an dem Treibstoff sind neben der geringeren Motorleistung und dem angeblich höheren Verbrauch auch der Kraftstoff selbst. Viele Autofahrer sind unsicher, ob ihr Fahrzeug das Benzin verträgt. "Meistens ist es die Sorge dass es keine Langzeitstudien gibt, die die Leute zurückhält", sagt Awada. Denn eigentlich ist einfach, herauszufinden, ob das eigene Auto das E10 verträgt: Sowohl Fahrzeughersteller als auch diverse Verbände und das Bundesumweltministerium geben Listen aus, aus denen ersichtlich ist, welche Fahrzeuge problemlos mit dem Benzin betrieben werden können. "Doch viele Fahrer sind sich nicht sicher, ob sie E10 verwenden sollen, auch wenn der Hersteller es offiziell zulässt", sagt Awada. Es gab bereits regelrechte Ächtungen des Kraftstoffes, das Umweltinstitut München beispielsweise zweifelt die Umweltfreundlichkeit des Benzins an und empfiehlt, E10 zu boykottieren.

Das kreiert eine allgemeine Unsicherheit an den Zapfsäulen, viele Menschen entscheiden sich dann für die sichere Variante. Oder manchmal auch für sehr spezielle Maßnahmen: "Wir hatten schon Kunden, die von uns eine schriftliche Bestätigung wollten, dass ihrem Motor nichts passiert", erzählt eine Tankstellen-Mitarbeiterin. Das geht natürlich nicht, die Tankstellen verweisen bei Fragen meist auf die kleinen, weiß-grünen Flyer des Bundesumweltministeriums..

Bei der Agip-Tankstelle in Erding klemmen ein paar davon auf einem Tisch links neben dem Tresen unter einer Zigarren-Auslage. Sie sind das einzig Greifbare, das die Mitarbeiterinnen in der Hand haben, "wir können ja auch keine Auskunft über alles geben", sagen sie. Doch zumindest bei dieser Tankstelle lassen ein paar Kunden am Donnerstag einige Liter E10 in ihren Tank fließen: Franz Waldherr ist Jäger und begrüßt den Ansatz, dass E10 die Umwelt schonen soll. Vor allem ist der ältere Herr mit dem Gamsbart auf dem grünen Hut aber auch Rentner, "und deshalb ist der Preisunterschied wichtig." Auch Nico Mai, 19, tankt E10. "Es ist einfach billiger. Bei einer Tankfüllung macht das vielleicht nur ein paar Euro aus, aber insgesamt gesehen schon eine Menge."

Wie es weitergeht mit dem E10 weiß vorerst niemand so recht. Und bis es Klarheit gibt, steht vor allem die Frage im Raum, die sich nicht nur Franz Waldherr stellt: "Warum bringen die etwas auf den Markt, das nicht jeder nutzen kann?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: