Ausstellung:Von kleinen und großen Wundern

Wallfahrt hat im Erdinger Landkreis eine lange Tradition. Der Mai als Marienmonat ist ein hervorragender Zeitpunkt für eine von Sandra Angermaier konzipierte Ausstellung im Landratsamt

Von Denis Giessler, Erding

Der Legende nach verehrten Gläubige bereits im 14. Jahrhundert ein Marienbild, das sich in einem Holunderstrauch bei Maria Thalheim befand. Daraufhin errichteten sie auf einem nahegelegenen Hügel eine Kapelle zu Ehren Mariens. Das Bild kehrte jedoch auf wundersame Weise jede Nacht in den Strauch zurück. Dies nahmen die Gläubigen als Zeichen und errichteten die heutige Wallfahrtskirche Maria Thalheim neben dem Holunderstrauch. Die Legende zeigt: Wallfahrt hat im Erdinger Landkreis eine lange Tradition. Ein typischer Holunderstrauch befindet sich zurzeit auch im Eingangsbereich des Landratsamtes. Er ist Teil der neuen Ausstellung "Von kleinen und großen Wundern - Wallfahrt ins Erdinger Land", die sich dem Thema umfassend widmet und die Geschichte einzelner Wallfahrtsorte näher beleuchtet. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Mai im Landratsamt kostenlos zu sehen.

Sandra Angermaier, Geschäftsführerin des Erdinger Vereins für Heimatschutz und Denkmalpflege, konzipierte die Ausstellung. Ihr allgemeines Interesse am Thema, aber auch das Buch "Gnadenstätten im Erdinger Land" hätten sie dazu veranlasst, das Projekt umzusetzen. Mit einem Vergleich zwischen Wallfahrtsorten und der Erdinger Therme begann sie ihre Eröffnungsrede. "An einem Sommertag kommen pro Tag ungefähr 10 000 Besucher in die Therme. Viele wissen dabei aber gar nicht, dass sich schon früher zahlreiche Menschen auf den Weg ins Erdinger Land gemacht haben." Dabei hätten beide Gruppen eine Gemeinsamkeit: "Sie zogen zu den heilenden Quellen." Diese Tradition der Wallfahrten will Angermaier mithilfe der Ausstellung vermitteln. "Wallfahrten gibt es im Erdinger Landkreis seit mehr als 700 Jahren", sagte sie. "Mit der Ausstellung möchte ich den Menschen hier die Geschichte präsentieren und es den Leuten ermöglichen, sich mit ihrem Landkreis weiter zu identifizieren." Der Mai als Marienmonat passe dafür hervorragend.

Die kreisförmige Ausstellung ist im Eingangsbereich des Landratsamts aufgebaut, Informationstafeln widmen sich ganz unterschiedlichen Themenbereichen - über die Entstehung der Wallfahrten, ihre individuelle Geschichte und bekannte Routen seit dem Mittelalter - etwa der Camino de Santiago, der zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela führt. Auch werden unterschiedliche Gebetsweisen erklärt. In der Mitte des Raums stehen mehrere Sockel, auf denen sich Votivgegenstände wie Häuser und kleine Figuren befinden. Weiterhin sieht man in der Ausstellung ein Marienbild, das in einem Holunderstrauch liegt - eine Anspielung an die eingangs erwähnte Legende von der Gründung der Wallfahrtskirche Maria Thalheim.

Insgesamt 72 Wallfahrtsorte finden sich im Erdinger Landkreis, deren Standorte eine Landkarte verdeutlicht. Die Gnadenorte unterscheiden sich laut Angermaier in ihrer Größe als auch in der Häufigkeit der abgehaltenen Prozessionen: "Dorfen, Thalheim, St. Wolfgang, diese Wallfahrtsorte kennen die meisten. Mir ist es aber wichtig, auch die kleineren, weniger bekannten Gnadenstätten zu zeigen", sagt Angermaier. Dazu gehöre etwa die kleine Silverakapelle Maria Hilf beim Weiler Dürneibach bei Dorfen. Das acht Meter lange Bauwerk wurde 1891 errichtet, größere Prozessionen finden laut Angermaier dort aber nicht mehr statt.

Ausstellung: Eine Votant-Frau in Form einer Wachsfigur,

Eine Votant-Frau in Form einer Wachsfigur,

(Foto: Bauersachs)

Mehrere Wallfahrtsorte im Landkreis weisen mittlerweile Schäden auf, etwa die Wallfahrtskirche Heilig Blut in Erding. "Mehrere Teile von der Stuckfassade sind abgeplatzt, ein Netz wurde bereits 2010 aufgespannt", sagt Ursula Hinterberger, Pressesprecherin des Ordinariats München-Freising. Seit fünf Jahren ist der hintere Teil der Kirche gesperrt. Neben den Stuckschäden gebe es Probleme mit der Statik: "Ähnlich zur kürzlich wiedereröffneten Filialkirche St. Georg in Pretzen ist der Boden sehr weich, das verringert die Stabilität des Gebäudes." Die Kostenberechnung laufe aber bereits, ein "konkretes Datum für den Beginn der Sanierungsarbeiten gibt es aber noch nicht", sagt die Pressesprecherin.

Sandra Angermaier ist mit ihrer aktuellen Ausstellung durchaus zufrieden. Einen bestimmten Aspekt würde sie jedoch gern noch weiter vertiefen: "Ich plane ein Fotoprojekt von allen Bründlkapellen und Bründlquellen im Erdinger Landkreis. Für die Umsetzung braucht es aber noch ein wenig Zeit."

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