Aus für Kultur im Hunter:Generationenkonflikt

Aus für Kultur im Hunter: Werner Riedel tritt mit seiner Posaune erst einmal nicht mehr am Schießfeld auf.

Werner Riedel tritt mit seiner Posaune erst einmal nicht mehr am Schießfeld auf.

(Foto: privat)

Schlechte Stimmung im neuen Hunter am Schießfeld: Werner Riedel beerdigt seine Jazz-Reihe schon wieder. Er und die Geschäftsführer sagen, es habe einfach nicht gepasst.

Von Mathias Weber

Es war ein schnelles Ende: Nur zwei Mal war Werner Riedel mit seinen Jazz-Veranstaltungen im neuen Hunter, dem Nachfolgelokal der Schiaßn, zu Gast; jetzt ist schon wieder Schluss und Erding hat wieder keine regelmäßige Jazz-Veranstaltung. Wie Riedel der Erdinger SZ bestätigt, war das Konzert seiner Latin Funk Factory am vergangenen Freitag das letzte im Hunter.

Der Schritt überrascht, war Riedel doch erst im Mai wieder mit großen Ambitionen in Erding gestartet. Zuvor war er regelmäßig Gast in der alten Schiaßn, aber nachdem es zu einem Rechtsstreit zwischen dem ehemaligen Pächter und dem Vermieter, der Fischers Stiftung gekommen war, musste Riedel eine Zwangspause einlegen. Die Gründe, warum es nun zu dem vorzeitigen Ende kam, sind wohl im persönlichen Bereich zu suchen. Es hat einfach nicht geklappt zwischen den Machern des Hunter und dem Jazz-Freund Riedel.

"Ich mache mich doch nicht zum Heini", sagt Jazz-Freund Riedel

Beide Seiten nehmen kein Blatt vor den Mund: "Ich mache mich doch nicht zum Heini", sagt Werner Riedel. Er fühlt sich schlecht behandelt: Bei der ersten Veranstaltung im Mai habe es keine Bedienung gegeben, man habe sich sein Essen selbst im Stüberl holen müssen und im Saal - der vom DJ-Pult dominiert werde - sei es sehr ungemütlich gewesen. Und um halb elf habe man die Bühne räumen müssen, damit der Discobetrieb losgehen kann; Besucher habe Riedel aber nie gesehen. Besonders sauer stößt ihm offenbar auf, dass er seine Jazz-Veranstaltungen schlecht beworben sieht.

Gerade diesem Vorwurf tritt Hunter-Geschäftsführer Torsten Neumann energisch entgegen: Er habe auf der Homepage und auf Facebook geworben, in der Tat finden sich auf der Hunter-Facebook-Seite die Jazz-Veranstaltungen. Neumann fragt sich, was sonst von ihm erwartet wurde - bei einer Privatveranstaltung wie dieser könne er nicht viel mehr machen. "Es ist schade, aber wenn man nur seinen Freundeskreis anschreibt, dann funktioniert das nicht", sagt er. Riedel hätte demnach selbst mehr Werbung für seine Veranstaltung machen sollen. Überhaupt habe er eine gewisse Arroganz bei Riedel bemerkt: "Ich arbeite auch mit großen Künstlern zusammen", sagt der Münchner, "aber so was Kompliziertes habe ich noch nicht gesehen." Riedel meint hingegen grundsätzlich wenig Lust bei den Geschäftsführern zu erkennen, Kulturveranstaltungen durchzuführen. Seine Jazz-Abende seien "Alibi-Veranstaltungen" gewesen. "Man schaut nur auf die breite Masse, man will den Biergarten voll kriegen, große Kultur ist das aber nicht." Neumann sagt aber auch, dass das Hunter nicht als Kulturtempel angelegt ist. Da prallten eben zwei Generationen aufeinander, die nicht miteinander können. "Es passt nicht", das sagen Riedel und Neumann.

Dass Kultur angeboten werden müsste, das ist im neuen Hunter nicht der Fall. "Die Betreiber müssen selbst wissen, was sie machen", sagt der Geschäftsführer der Fischers Stiftung, Matthias Vögele. Als Vermieter kann er sich nicht einmischen - auch wenn er anmerkt, dass es sich immer gewünscht habe, dass auch die Kultur einen Platz am Schießfeld finde. Das Feedback über die ersten Wochen, das ihn erreiche, sei aber positiv.

Geschäftsführer Neumann bestätigt das vorsichtig. Nach wie vor werde das von Anfang an geplante Programm angeboten, also Biergarten, Club und Gastronomie. Allerdings sagt er auch, dass es einem das Wetter dieser Tage nicht leicht mache. "Zum Start hätte man sich sicher einen anderen Sommer gewünscht." Organisatorisch gibt es Neues zu berichten: Das Geschäftsführer-Team ist seit dem Start gewachsen. Der Münchner Gjuri Meta ist neben den drei anderen Geschäftsführern neu dabei, er soll sich um das Club-Geschäft kümmern. Torsten Neumann sagt, dass er grundsätzlich gerne Kultur im Hunter sehen will. Auch Werner Riedel will so schnell nicht aufgeben: Er ist schon wieder auf der Suche nach geeigneten Locations in Erding. Derzeit ist er oft im Alten Wirt in Hohenbrunn zu Gast. Solche Gasthäuser zum Beispiel gäbe es auch in Erding genug, und wenn es passt, würde er gerne wieder hier auftreten. Denn mit dem Interesse an seinen Veranstaltungen zeigt er sich nach wie vor zufrieden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: