Auftaktveranstaltung in Eitting:Ein Schatz unter der Erde

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Freistaat und Gemeindetag lenken die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Rohre für Trinkwasser und Abwasser

Von Florian Kistler, Eitting

Viele Bürger erkennen nach Auffassung der Fachleute nicht, dass für den Erhalt des Kanal- und Trinkwassernetzes enorme Investitionen notwendig sind. Um das zu ändern, hat der Freistaat Bayern gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag, dem Bayerischen Städtetag und den Fachverbänden Wasserwirtschaft die Informationskampagne "Schau auf die Rohre" ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne sei es, die Bürger über die Notwendigkeit der Instandhaltung und Sanierung des Wassernetzes besser zu informieren und bayerische Kommunen für dieses Thema zu sensibilisieren. Zur Auftaktveranstaltung am Mittwoch wurden Vertreter der umliegenden Gemeinen und Städte in das Verwaltungsgebäude des Abwasserzweckverbands Erdinger Moos (AZV) eingeladen. Anwesend war auch die Erdinger CSU-Landtagsabgeordnete und ehemalige bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf, die diese Kampagne initiiert hatte.

Die Besucher sahen eine Kanal-TV-Untersuchung eines Rohres. (Foto: Renate Schmidt)

"Inzwischen ist die hohe Wasserqualität für fast alle Bürger in Bayern eine Selbstverständlichkeit", so der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Claus Kumutat. "Dass dafür jedoch ein enormer Aufwand betrieben wird und große Investitionen getätigt werden müssen, sehen viele nicht." Die Auftaktveranstaltung in Eitting solle deshalb dazu beitragen, dass ein breiteres Verständnis für dieses wichtige Thema in der Öffentlichkeit entstehe. "Das Leitungsnetz im Boden ist oftmals der größte kommunale Schatz, den eine Gemeinde hat", betonte Kumutat in seiner Rede. "Seine Instandhaltung ist enorm wichtig, damit diese wertvolle Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft zur Verfügung steht und bezahlbar bleibt."

Bilder aus dem Kanal schickt dieser Apparat an die Oberfläche. Mit ihm lassen sich Rohre auf ihre Dichtigkeit hin überprüfen. Eine wichtige Aufgabe, findet Claus Kumatat, Präsident des Landesamt für Umweltschutz. (Foto: Renate Schmidt)

Der AZV-Vorsitzende, Erdings OB Max Gotz (CSU), kann diese Problematik nachvollziehen und findet es wichtig, auch in der Region ein öffentliches Bewusstsein für den Erhalt des Trink- und Abwassernetzes zu schaffen, wie er sagte. "In Erding verstehen die meisten Menschen, dass die Sanierungsarbeiten wichtig und auch sinnvoll sind. Wenn jedoch ein Straßenabschnitt erneuert wird und in diesem Zuge auch Rohre überprüft und gegebenenfalls saniert werden, fehlt vielen das Verständnis dafür." Vor allem bei längeren Arbeitsschritten, die nicht sichtbar, aber notwendig seien, um beispielsweise die Dichtigkeit der Rohre zu überprüfen, würden sich viele Autofahrer darüber beschweren. Dabei ist es laut Gotz gerade dieses Vorgehen, das dazu führe, dass das Sanierungsniveau in Erding niedriger als in anderen Städten oder Gemeinden in Bayern sei. "Da wir bei der Erneuerungen von Straßenabschnitten auch immer komplett die Leitungen erneuern, haben wir in Erding einen sehr niedrigen Trinkwasserverlust", sagte Gotz am Mittwoch.

In ganz Bayern sind demnach Rohre in einer Länge von etwa 215 000 Kilometer verbaut. Viele davon wurden in den Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs in den 60er und Anfang der 70er Jahre verlegt, hieß es am Mittwoch. Da Trink- und Abwasserrohre lediglich eine Lebensdauer von 50 bis 80 Jahre haben, schätzt das Bayerische Landesamt für Umwelt, dass in den nächsten Jahren in etwa 10 bis 15 Prozent der Leitungen in Bayern saniert werden müssen. Wichtig ist es laut Franz Dirnberger, Geschäftsführer des Bayerischen Gemeindetags, dass frühzeitig reagiert wird. "Wenn ich mir ein neues Fenster kaufe, dann warte ich mit der Instandhaltung ja auch nicht so lange, bis es hineinregnet." Deshalb plädierte Dirnberger dafür, dass der Bürger bei diesem Thema mit ins Boot geholt werde. Er sei es schließlich, der mit seinen Gebühren die Arbeiten hierfür finanziere.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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