Aufnahmen von Menschen müssen gelöscht werden:Der Wald schaut zu

Wildkamera

Fotofallen sollen Jägern ein Bild des Wildbestandes vermitteln. Aufnahmen von Spaziergängern müssen umgehend gelöscht werden.

(Foto: Arno Burgi)

Immer mehr Jäger nutzen Wildkameras. Das bereitet Datenschützern Sorge

Von Veronika Wulf, Erding

Der Wald ist für viele ein Rückzugsort, zum Joggen, Pilze sammeln oder um den Hund auszuführen. Deshalb sehen es Datenschützer kritisch, dass immer mehr Wildkameras im Umlauf sind. Wie viele dieser gut getarnten Geräte, die bei Bewegung Fotos schießen, in den Wäldern im Landkreis Erding hängen, ist nicht bekannt. "Es ist nicht verpflichtend, eine Wildkamera zu melden, deshalb gibt es darüber keine Statistik", sagt Thomas Schreder, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Erding. Doch zunehmend viele Jäger berichteten von ihren Beobachtungen mit einer Wildkamera.

Ihnen hilft die Kamera vor allem, die Tierwelt in ihrem Gebiet besser zu kennen, da sie nicht rund um die Uhr selbst im Wald sitzen und beobachten können. So kann der Jäger herausfinden, wie viele Frischlinge eine Bache hat, oder ob das Rotwild gesund ist. "Manchmal entdeckt man durch die Fotos auch neue Tiere im Gebiet", sagt Schreder. "Aber normalerweise sieht ein Jäger schon an den Fährten, welche Tiere sich in seinem Bezirk aufhalten", sagt Schreder. Die Wildkameras seien lediglich eine zusätzliche Möglichkeit. "Beispielsweise, wenn der Boden sehr trocken ist und kaum Spuren sichtbar sind." Was Jäger und Wissenschaftler als nützliche Hilfe sehen, ist Datenschützern eher ein Dorn im Auge. "Wir bekommen immer wieder Beschwerden von Bürgern, die beim Waldspaziergang von einer Wildkamera erfasst wurden und diese entdeckten", sagt Thomas Petri, der bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz. Er ist sich sicher, dass die Anzahl der Geräte zugenommen hat. "Nicht nur, weil sich mehr Bürger bei uns melden, sondern auch, weil die Technologie so billig geworden ist, dass sie auch mehr benutzt wird." Einfache Geräte gibt es bereits für rund 100 Euro.

Die Rechtslage ist eigentlich einfach: Wildkameras dürfen nur dort aufgehängt werden, wo sie keine Menschen aufnehmen. Das bedeutet: nicht in der Nähe von Wanderwegen und Rastplätzen oder sonstigen öffentlichen Orten, an denen sich Menschen aufhalten. "Das macht auch keinen Sinn, sie an diesen Stellen aufzuhängen", sagt Schreder. Schließlich wolle man ja das Wild beobachten. Und das taucht lieber an ruhigeren Orten auf wie Futterstellen oder Suhlen. "Die Kameras werden auch nicht auf Gesichtshöhe angebracht. Ein Reh ist maximal hüfthoch", sagt er. Nicht zuletzt sei es im Interesse der Jäger, die Kameras gut zu verstecken, schließlich sind sie beliebtes Diebesgut. Sollte doch mal ein Spaziergänger jenseits der Wege im Unterholz abgelichtet werden - oder auch nur sein Fuß - dann müsse der Kamerabesitzer das Foto sofort löschen. Je nach dem, wer die Kamera aufgehängt hat, greifen unterschiedliche Gesetze: War es ein öffentlicher Träger, gilt in Bayern das bayerische Datenschutzgesetz, bei Privatpersonen das Bundesdatenschutzgesetz.

Petri sieht keinen Bedarf, dass die Gesetze angepasst werden. "Das bayerische Datenschutzgesetz ist sehr streng, da gibt es keinen Änderungsbedarf." Lediglich beim Vollzug hake es. Es finde keine regelmäßige Kontrolle statt, lediglich konkreten Hinweisen geht der Datenschutzbeauftragte nach. "Wir leiten die Beschwerden an die Fachaufsicht der Forstbehörde weiter, weil die im Gegensatz zu uns Weisungsrecht haben", sagt Petri. Im öffentlichen Bereich drohe ein Bußgeld, wenn Menschen unerlaubterweise fotografiert werden. "Normalerweise reicht aber ein Hinweis auf das Gesetz und die Personen hängen die Kameras ab." Ganz anders sieht es aus, wenn jemand die Bilder nutzt, um dem Fotografierten zu schaden. In Österreich gab es vor einigen Jahren einen solchen Fall, als eine Wildkamera einen Politiker beim Schäferstündchen mit seiner Geliebten im Wald erwischte. Im Landkreis Erding gab es laut Schreder noch keine solchen kuriosen Fälle. "Das ist auch gut so, schließlich wollen wir ja Wildtiere beobachten und keine Menschen", sagt er.

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