Aufgemuckt:Kampf gegen Startbahn geht weiter

Das Aktionsbündnis verabschiedet seinen langjährigen Sprecher Hartmut Binner. Mit dem Freisinger Stefan Nocon und Martin Falkenberg aus Berglern gibt es zwei neue Gesichter im Gremium

Von Petra Schnirch, Erding/Freising

Mit lang anhaltendem Beifall hat das Aktionsbündnis Aufgemuckt Mittwochabend Sprecher Hartmut Binner verabschiedet. Der 78-Jährige hatte schon im Sommer angekündigt, dass er sich nach elf Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gremium zurückziehen werde. Da auch Gerhard Müller-Starck nicht mehr antrat, gibt es mit Stefan Nocon und Martin Falkenberg zwei neue Gesichter. Wiedergewählt wurden Helga Stieglmeier, Doris Kraeker und Anton Speierl.

Er habe eine "Gänsehaut" bekommen, sagte Binner nach den Beifallsbekundungen, bevor er seinen Platz am runden Tisch des Sprecherrats endgültig frei machte. "Es geht mir saugut", fügte er hinzu, er bereite sich nun auf den zweiten Ruhestand vor. Er versprach aber: "Ich lasse euch nicht im Stich." In seinem letzten Rechenschaftsbericht listete er die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre auf und erinnerte an Mahnwachen und Demonstrationen - sogar in Berlin - gegen die geplante dritte Startbahn. Er sprach von einem "farbigen Widerstand mit vielen Ideen". Wegen der Anhörungen zur Massenpetition gegen den Flughafenausbau, die letztendlich abgelehnt wurde, waren die Aktivisten mehrere Male im Landtag. Es gab Gespräche in der Staatskanzlei. "Grandios" nannte es Binner, dass zum Besuch des Ministerpräsidenten in Attaching 2000 Leute gekommen waren - gehofft hatte er auf 200.

Vor allem dank des Bürgerentscheids 2012 in München mit einem deutlichen Votum gegen die dritte Startbahn sei der Widerstand bisher sehr erfolgreich gewesen, bilanzierte Binner. In einem Punkt aber hat er seine Meinung geändert: Wenn hochrangige CSU-Politiker kommen, reiche es künftig aus, einen Abgesandten mit einem Banner und der Aufschrift zu platzieren: "Ihr seid es uns nicht mehr wert zu protestieren" - alles andere sei sinnlos. Den Fraktionschef der Landtags-CSU, Thomas Kreuzer, bezeichnete Binner als "Oberbetonwand".

Einer der Tiefpunkte für die Ausbaugegner war das Bekenntnis von Ministerpräsident Horst Seehofer im Landtag zur dritten Startbahn. Ihr sei "fast die Kinnlade heruntergefallen", schilderte Katharina Schulze, Sprecherin des Bündnisses "München gegen die dritte Startbahn" und Grünen-Landtagsabgeordnete, in einem Grußwort. "Ich war geschockt." Die Münchner Initiative habe sich "in weiser Voraussicht" aber nie aufgelöst und sei startklar. Die CSU könne sich "auf etwas gefasst machen", wenn sie meine, über das Projekt noch einmal abstimmen zu müssen. Münchens OB Dieter Reiter (SPD) müsse an sein Versprechen erinnert werden, dass es nur dann einen zweiten Bürgerentscheid geben werde, wenn sich die Flugbewegungen entscheidend verändern. Das sei trotz eines leichten Anstiegs derzeit nicht der Fall.

Neu im Aufgemuckt-Sprecherrat sind der Freisinger Stefan Nocon, der "in den neuen Medien zu Hause ist", wie er sagte, und Martin Falkenberg, Sprecher der Bürgerinitiative Berglern. Er erhielt bei der Wahl eine Stimme mehr als der Moosburger Michael Stanglmaier. Sie ließ durchblicken, dass sie für eine Beibehaltung der bewährten Strategie sei - die meisten sahen dies im Brauhaus in Lerchenfeld offenkundig ähnlich. Stieglmeier lebt wie Doris Kraeker in Erding, Anton Speierl kommt aus Dachau. Auch er sprach sich dafür aus, weiterhin vor allem den Bedarf der dritten Startbahn in Frage zu stellen. An Infoständen habe er außerdem festgestellt, dass die Menschen die Folgen des Wachstums mit hohen Mieten und Immobilienpreisen hinterfragten. Man brauche hier "keinen weiteren Wachstumsimpuls setzen".

Binner soll bei der Aufgemuckt-Weihnachtsfeier verabschiedet werden. Beifall gab es auch für Gerhard Müller-Starck, der sich in der Bürgerinitiative Freising stärker engagieren will. Die wird sich umbenennen in "Bürgerverein zur Vermeidung von Lärm und Schadstoffbelastung", wie Eva Bönig ankündigte, um die Gemeinnützigkeit zu erlangen und Zuschüsse zu erhalten. Denn es ist geplant, ein mobiles Schadstoffmessgerät anzuschaffen. "Wir können die Mär widerlegen", sagte Müller-Starck, dass Dieselfahrzeuge und Lastwagen in Flughafennähe in erster Linie für die Schadstoffe verantwortlich seien und nicht der Flugverkehr.

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