Atomkraftgegner auf dem Schrannenplatz:Erinnerungen an Tschernobyl

Lesezeit: 1 min

Mahnwache mit dem früheren Krankenhausdirektor Jürgen Bickhardt

Yasmin Vetterl

Das sofortige Abschalten aller Atomkraftwerke hat bei der Mahnwache gegen Atomkraft am Montag auf dem Schrannenplatz in Erding die SPD-Kreisrätin Ulla Dieckmann gefordert. Die Besucher der Mahnwache stimmten zu: "Ab-schal-ten, ab-schal-ten" schallte es über den Schrannenplatz. Dieses Mal war als Redner Jürgen Bickhardt eingeladen. Der früherer ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses erinnerte an die Atomkatastrophe in Tschernobyl vor 25Jahren.

Auch damals hätten die Politiker behauptet, "alles im Griff zu haben". Doch wie heute in Japan habe auch damals niemand etwas im Griff gehabt, sagte Bickhardt. Er forderte ein Umdenken. Der Verzicht auf Verschwendung von Energie schaffe einen besseren Lebensstandard, auch wenn die Einschränkung zunächst als Verschlechterung empfunden werde.

Bereits vor 25 Jahren hätten die Bürger das Abschalten der Atommeiler in Deutschland gefordert, doch nichts sei passiert. Nach dem Unglück in Japan solle nun endlich was geschehen. "Selbst wenn Tschernobyl 25 Jahre zurück liegt, das Cäsium ist noch da", sagte Bickhardt. Die Böden seien noch stark belastet, der Genuss von Pilzen oder Wild unterliege Einschränkungen. Bickhardt forderte, dass aus dem Unglück in Japan gelernt werde. "Wenn wir auf regenerative Energien setzen und Energie sparen, können wir etwas verändern."

Pfarrerin Andrea Oechseln forderte zum Abschluss der Mahnwache die Bürger Erdings zu einem Gebet auf, um den Opfern in Japan zu gedenken. Die Schöpfung Gottes dürfe nicht mit Füßen getreten werden, sagte sie.

Ulla Dieckmann, die das Erdinger Bündnis gegen Atomkraft unterstützt, erinnerte die Anwesenden daran, dass die Mahnwache weiterhin jeden Montag um 18 Uhr auf dem Schrannenplatz stattfinde - solange das Moratorium der Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke andauere. "Japan darf nicht verdrängt werden, so wie es mit Tschernobyl passiert ist", sagte sie.

© SZ vom 11.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: