Asyl in Erding:Nur geduldet

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Erdings Landrat Martin Bayerstorfer.

(Foto: Stephan Görlich)

Viele anerkannte Flüchtlinge finden keine Wohnung und bleiben daher in den Asylunterkünften. Deren Zahl hat im Landkreis wieder abgenommen, wie Landrat Martin Bayerstorfer sagt

Von Antonia Steiger, Erding

Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge auf dem umkämpften Wohnungsmarkt im Landkreis Erding zu finden, ist schwer. Sehr hoch ist daher die Zahl der anerkannten Flüchtlinge, die in Unterkünften leben, die eigentlich für Asylbewerber vorgesehen sind, deren Verfahren noch nicht beendet ist. Sie lag nach Auskunft des Landratsamtes am 9. Dezember bei 356. Diese Frauen und Männer, Kinder und Jugendlichen heißen im Bürokratendeutsch "Fehlbeleger", weil sie einen Platz in einer Unterkunft belegen, obwohl sie dort schon ausgezogen sein sollten. Wie sich die Situation im kommenden Jahr entwickeln wird, erscheint im Moment unklar. Zwar werden dem Landkreis seit dem Frühjahr 2016 nicht mehr wöchentlich weitere Flüchtlinge zugeteilt, es nimmt aber auch die Zahl der Unterkünfte weiter ab.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) zog am Freitag bei seiner Pressekonferenz zum Jahresende eine Zwischenbilanz zum Thema Asyl. Dabei sagte er, dass die Regierung von Oberbayern die Landkreise angewiesen habe, keine neuen Unterkünfte anzumieten und auch keine Verträge zu verlängern. Und eigentlich hat die Regierung von Oberbayern die Landkreise auch angewiesen, dafür zu sorgen, dass anerkannte Asylbewerber die Flüchtlingsunterkünfte zu verlassen. Das aber ist nicht so einfach, wie Bayerstorfer betonte. "Wo sollen sie denn hin?" Die anerkannten Flüchtlinge dürfen deswegen in ihren Zimmern bleiben, und das werde vorläufig von der Regierung von Oberbayern auch geduldet, die ja die Kosten übernehmen muss.

Die Zahl der Unterkünfte ist im Laufe des Jahres bereits gesunken: Dezentral sind die Flüchtlinge im Moment auf 100 Häuser verteilt, Anfang 2016 waren es 88 und in der Spitze sogar 112 Standorte. Aufgelöst wurde unter anderem eine Modulanlage am Gymnasium Dorfen, in dem zwanzig Menschen gelebt haben, und die Anlage am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Dort war Platz für 40 Flüchtlinge, jetzt leben dort noch etwa zehn. In den 100 dezentralen Unterkünften im Landkreis gibt es im Moment auch noch freie Plätze, wie Bayerstorfer bestätigte. Darunter sind auch einige Häuser mit größerer Kapazität, zum Beispiel eine Modulanlage in Forstern mit Platz für 40 Menschen, ein Gebäude am Bahnhof Thann in der Gemeinde Lengdorf, in dem 34 Menschen Platz finden, ein ehemaliges Gewerbeobjekt in der Robert-Koch-Straße in Erding mit Platz für 32 Menschen und eines in Wörth, in dem 30 Menschen leben können.

Fraglich ist nun aber, wie es im kommenden Jahr weitergeht, wenn die Landkreise die laufenden Verträge nicht mehr verlängern dürfen. 2017 werden weitere Verträge auslaufen, das bestätigte der Leiter des Fachbereichs Asyl im Landratsamt, Christian Blatt. Bayerstorfer fügte an, es werde weiterverhandelt mit der Regierung von Oberbayern.

Im Landkreis Erding gibt es zudem noch zwei Gemeinschaftsunterkünfte mit derzeit vielen freien Platzen. Die eine Gemeinschaftsunterkunft in Oberding mit Platz für 102 Personen ist bereits der Regierung von Oberbayern übertragen worden, dort leben im Moment etwa fünfzig Menschen. Die andere in Lindum soll im Laufe des Januar in die Trägerschaft der Regierung von Oberbayern übergehen. In ihr ist Platz für 108 Personen, dort leben derzeit etwa 35 Menschen.

Wie schwer es für Flüchtlinge ist, eine reguläre Unterkunft zu bekommen, erklärte Bayerstorfer. Wenn ein Vertrag für eine Flüchtlingsunterkunft auslaufe, werde den Vermietern stets angeboten, dass sie diese an anerkannte Flüchtlinge vermieten könnten. "Aber das passiert in den wenigsten Fällen." Der Landkreis werde als Mieter akzeptiert, nicht aber die Flüchtlinge selbst. Abhilfe will demnach nun aber unter anderem die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises schaffen, die in Taufkirchen ein Grundstück zur Verfügung gestellt bekommt, wie Bayerstorfer sagte. Dort sollen 20 Wohnungen entstehen, ein Teil darf die Gemeinde Taufkirchen dabei selbst vergeben. Auch in Erding entsteht sozialer Wohnungsbau, und zwar südlich des Thermengartens. Dort wird eine Fläche überplant, wo außerdem Einheimische und eine Baugemeinschaft bauen sollen.

Am 9. Dezember lebten 1341 Asylbewerber in den Unterkünften, 701 Männer, 272 Frauen und 367 Kinder und Jugendliche. Sie kommen aus Afghanistan (28 Prozent), Syrien (20), Nigeria (16), Eritrea (8), Pakistan (8) und aus 27 anderen Staaten (20 Prozent). 525 Menschen wurden dem Landkreis im Jahr 2016 zugewiesen, 364 zogen aus den Unterkünften im Laufe des Jahres aus.

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