Arbeitsmarkt in Erding:Für das Selbstbewusstsein

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Rentabel in Altenerding beschäftigt immer mehr Menschen

Von Mathias Weber, Erding

"Schlecht nachvollziehbar" sei dieser Umstand, heißt es von der Erdinger Caritas. Wie ist es im wirtschaftsstarken Landkreis Erding, in dem die Arbeitslosigkeit immer irgendwo um die zwei Prozent liegt, wo also Vollbeschäftigung herrscht, überhaupt möglich, dass manche Menschen einfach keinen Job finden; "sich schwer auf dem ersten Arbeitsmarkt vermitteln lassen", wie es heißt. Natürlich kann es tausend individuelle Gründe dafür geben, in solch einer schwierigen Situation will die Caritas aber helfen. In Erding und in Freising gibt es daher Rentabel, einen so genannten Beschäftigung- und Qualifizierungsbetrieb. In der Erdinger Filiale von Rentabel kann die Caritas 18 Plätze für Arbeitsgelegenheiten und neun Plätze für psychisch kranke Personen anbieten. Insgesamt wurden dort im vergangenen Jahr 61 Menschen eingesetzt - das sind 20 Prozent mehr als 2015. Verkündet wurden diese Zahlen kürzlich bei der Jahrespressekonferenz der Erdinger Caritas.

Die Rentabel-Mitarbeiter werden über das Erdinger Jobcenter in das Haus in Altenerding vermittelt. Diese Menschen haben, heißt es von der Caritas, "multiple Vermittlungshemmnisse": zum Beispiel psychische oder körperliche Erkrankungen und Einschränkungen. Rentabel bietet den Menschen nun die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten, die jeder nach seinen individuellen Möglichkeiten bewältigen kann. Dabei ist der in der Öffentlichkeit bekannte Gebrauchtwarenmarkt in der Otto-Hahn-Straße nur ein Teil des Angebots. Die Menschen können nicht nur dort, sondern auch im Dienstleistungsbereich eingesetzt werden, etwa bei Möbelmontage, bei Naturpflege, bei Entrümpelungen und Entsorgungen. Eine große Erwartungshaltung gibt es nicht, es soll kein Druck entstehen: "Jeder bekommt die Chance anzukommen, sich einzuarbeiten und das zu geben, was er leisten kann."Ziel der Maßnahmen ist es, Arbeitsabläufe zu üben und wieder zu erlernen, aber auch das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein zu steigern und zu stärken. Bisweilen tragen die Bemühungen Früchte: Immerhin drei Mitarbeitern ist im vergangnen Jahr der Sprung in den normalen Arbeitsmarkt geglückt.

Aber nicht nur Langzeitarbeitslose finden bei Rentabel eine Beschäftigung. Es gibt mehrere Abteilungen für andere Zielgruppen. Zum Beispiel in der Initiative "Arbeit statt Strafe", ein Bereich, der freiwillig, ohne Finanzierung angeboten wird. Straffällige Menschen können ihre Sozialstunden bei Rentabel abarbeiten, sechs waren es im vergangenen Jahr. 15 Personen mit Behinderung haben sich 2016 bei Rentabel etwas dazu verdient, und seit dem vergangenen Jahr gibt es auch spezielle Arbeitsgelegenheiten für Asylbewerber. Fünf pädagogisch angeleitete und sozialpädagogisch betreute Plätze konnten neu geschaffen werden. Die Flüchtlinge aus dem Senegal, aus Afghanistan, Nigeria und Eritrea "nehmen das Angebot gerne an", heißt es von der Caritas, "um damit der Eintönigkeit in den Asylunterkünften zu entgehen."

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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