Arbeiten mit 2000 bar Wasserdruck:Stadtwehr kurz vor Fertigstellung

Baustelle am Stadtwehr

Baustelle Stadtwehr: Derzeit arbeiten die Stahl-Wasserbauer auf der Baustelle, die die Klappe für die linke Seite des Wehres einbauen, außerdem fehlt noch ein Teil der Elektronik.

(Foto: Stephan Görlich)

Die rechte Seite ist in Betrieb, links muss noch ein Tauchtrupp letzte Handgriffe erledigen. Auch der Fehlbach wurde aufgewertet.

Von Antonia Steiger, Erding

In den letzten Zügen liegen die Sanierungsarbeiten am Erdinger Stadtwehr, im November soll es eingeweiht werden, sagt Marion Glanzer, die beim Wasserwirtschaftsamt München für Sonderaufgaben im Wasserbau zuständig ist. Vorerst freue sie sich, wie sie sagte, dass die bisherigen Arbeiten unfallfrei abgelaufen seien. So selbstverständlich sei das gar nicht, fügte sie an. Denn der Beton sei in einem sehr viel miserableren Zustand gewesen als erwartet, das habe auch zu Verzögerungen geführt. Mit 2000 bar Wasserdruck wurde beim Betonabbruch gearbeitet - alles eingehaust in einem Zelt, damit umherfliegende Brocken niemanden treffen können. "Das ist gefährlich", sagte Glanzer. Und so anstrengend, dass die Arbeiter alle zwei Stunden abgelöst werden müssten.

Sechs große Pumpen liefen permanent

Eigentlich, so sagte Glanzer, habe sie gedacht, dass die Sanierungsarbeiten im Trockenen erledigt werden könnten. Doch die Situation stellte sich anders dar: "Unter der Wehranlage und durch die Schadstellen kam Wasser heraus", sechs große Pumpen liefen deswegen permanent. Mittlerweile ist der Beton aber saniert, und die Firmen haben die verlorene Zeit sogar wieder aufgeholt, so dass die Einweihung in diesem Herbst stattfinden werde. Derzeit arbeiten die Stahl-Wasserbauer auf der Baustelle, die die Klappe für die linke Seite des Wehres einbauen, außerdem fehlt noch ein Teil der Elektronik. Die rechte Seite ist ihr zufolge bereits in Betrieb. "Und sie funktioniert ganz gut." Um auch die linke Seite in Betrieb nehmen zu können, muss das Wasserwirtschaftsamt darauf warten, dass ein Tauchtrupp Zeit hat, um die letzten Handgriffe unter Wasser erledigen zu können.

Das Erdinger Stadtwehr, dessen Vorläufer aus dem Dreißigjährigen Krieg stammt, ist von zentraler Bedeutung für den Hochwasserschutz der Stadt, dort kann Wasser von der Sempt in den Fehlbach geleitet werden. Schon 2013 war klar, dass der Beton saniert und die Klappen erneuert werden müssen. Wenn das Wehr in einigen Wochen wieder komplett geöffnet wird, dann wird auch der CSU-Stadtrat und Umweltreferent Thomas Schreder dieses Ereignis genau beobachten, er hat vor allem den Gewässerschutz im Auge. Vor einigen Wochen hat das Wasserwirtschaftsamt im Fehlbach unterhalb des Wehres bereits einige Hindernisse aufgestellt und fest verankert. Die Hindernisse wirbeln das Wasser auf, es gibt verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten, und das alles tut dem Wasser, den Fischen und auch den Vögeln gut, wie Schreder erklärt.

Schreder ist schon "sehr gespannt"

Zwar sind im Fehlbach weniger Sedimente als in der Sempt abgelagert, deswegen sei die Wasserqualität "einigermaßen in Ordnung". Doch was passiert, wenn größere Wassermengen durch den Fehlbach fließen und das Kiesbett frisch aufschütten, darauf sei er "sehr gespannt". Schon jetzt habe er Kleinfische gesehen, "die Brut ist geschlüpft". Sie hätten bisher keinen ausreichenden Schutz vor Ihresgleichen gehabt. "Sie sind leichte Beute für andere Fische", sagte Schreder. Das soll dank der Hindernisse besser werden. Aber nicht nur die kleinen Fische profitieren, auch Insekten, Krebse und Vögel, für die wiederum die kleinen Fische eine Nahrungsquelle seien. Mit Wasseramsel, Eisvogel und Bachstelzen rechnet Schereder daher in der Zukunft am Fehlbach. "Bisher konnten sie sich nirgendwo niederlassen." Die neuen Hindernisse böten ihnen nun aber schöne Plätze und eine gute Aussicht auf das Leben in und am Wasser. Und auch Fledermäuse können sich künftig am Stadtwehr häuslich einrichten. Wie Glanzer sagte, sei das Wasserwirtschaftsamt darauf hingewiesen worden, dass in Nischen des Wehrs Fledermäuse ihr Heim gehabt hätten. Das habe sich zwar nicht bestätigt. Das Wasserwirtschaftsamt hat aber nun trotzdem Kästen aufgehängt - falls doch eine Fledermaus vorbeischaut und bleiben möchte.

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