Arbeiten in Erding:Ständig unterwegs

Die Statistik zeigt: Auch im Landkreis arbeiten immer weniger Menschen an ihrem Wohnort. Und sehr viel mehr Erdinger pendeln hinaus, als Auswärtige einpendeln

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Zahl der Pendler in Deutschland steigt kontinuierlich: Inzwischen sind es 60 Prozent aller Arbeitnehmer, die nicht an ihrem Wohnort oder in ihrem Landkreis arbeiten. Eine Entwicklung, die bei vielen Medizinern wenig Begeisterung auslöst. Denn Pendeln bedeutet Stress und eine höhere Gefahr zu erkranken. Auch im Landkreis Erding ist der Trend zu mehr Pendeln zu beobachten. 35 413 Erdinger haben zum Stichtag 30. Juni 2016 den Landkreis verlassen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen. Es gibt aber auch Einpendler: 19 345 wohnen außerhalb, arbeiten aber im Landkreis.

Die Verhältnisse sind dabei extrem unterschiedlich verteilt. Die Stadt Erding hatte zum Stichtag bei rund 38 000 Einwohner 13 697 sozialversicherungspflichtige Jobs, Oberding bei knapp über 6000 Einwohner hingen 11 270. Kein Wunder, dass alleine in die Gemeinde Oberding 10 777 Menschen zur Arbeit einpendeln - das heißt, jeder Zweite der 19 345 Auswärtigen hat als Ziel die Gemeinde Oberding. Eine ähnliche Zahl weist im Übrigen im Landkreis Freising die Oberdinger Nachbarkommune Hallbergmoos auf.

Oberding profitiert wie kaum ein anderer Ort vom Flughafen, der zu einem großen Teil auf dessen Flur liegt. Dies zeigt ein Vergleich der Anzahl der Betriebe am Ort. In der Kreisstadt verteilen sich die Jobs auf 1074 Firmen, in Oberding auf nur 365. Die wenigsten Betriebe im Landkreis Erding hat mit 26 die Gemeinde Steinkirchen, gefolgt von Kirchberg (950 Einwohner) mit 29. In Steinkirchen - rund 1150 Einwohner - hat nur jeder 25. seinen Job am Ort - 542 der 564 Sozialversicherungspflichtigen pendeln aus. Im Verhältnis von Betrieben am Ort und Einwohnerzahlen gesehen, liegen beide Kommunen aber nicht sehr weit von Erding weg.

Mit 60 Prozent Auspendlern bei 59 178 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt Erding genau im Trend, wie aus der neuen Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn hervorgeht. Die meisten haben ihre Arbeitsstelle in der Stadt München, gefolgt von den Landkreisen Freising, München, Ebersberg, Mühldorf am Inn und Landshut, wie Kathrin Stemberger von der Agentur für Arbeit in Freising, die den Landkreis Erding mit betreut, mitteilt. Aber auch eine nicht geringen Anzahl von Beschäftigten sind zwar nicht hier wohnhaft, arbeiten aber im Landkreis Erding: 19 345 Einpendler gibt es nämlich - 377 davon kommen sogar aus dem Ausland. Eingependelt wurde vor allem aus dem Landkreis Freising, der Stadt München und dann aus den Landkreisen Landshut, Mühldorf am Inn, Ebersberg und dem Landkreis München.

Laut Definition sind Pendler in der Beschäftigungsstatistik alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, deren Arbeitsgemeinde sich von der Wohngemeinde unterscheidet. Ob und wie häufig gependelt wird, ist unerheblich. Einpendler sind Personen, die in ihrer Arbeitsgemeinde nicht wohnen, Auspendler sind Personen, die in ihrer Wohngemeinde nicht arbeiten. Untersuchungen zeigen, dass tägliche Pendelmobilität die körperliche und psychische Gesundheit der Erwerbstätigen gefährden kann. Die Krankenkassen beschäftigen sich deswegen seit Jahren mit dem Thema. So sind Pendler häufiger genervt als Menschen mit kürzeren Arbeitswegen und haben laut einer Studie der Techniker Krankenkasse auch ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken.

Die Erdinger sind in der Region München, in der es die meisten Pendler in Deutschland gibt, aber nicht an der Spitze. Der Landkreis Dachau hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Landkreis der Pendler entwickelt. Im Jahr 2015 fuhren 40 400 Menschen zu einer Arbeitsstelle außerhalb des Landkreises. Das waren 84,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort.

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