Aprilscherz im Landkreis:Willkommen in "Aufgemuckthausen"

Unbekannte haben Ortsschilder im Landkreis Erding mit einem weißen Plastiküberzug verhüllt. Der Aufdruck sorgte für Belustigung - und bei vielen Pendlern für Orientierungslosigkeit.

Florian Tempel

Unbekannte haben in den frühen Morgenstunden des 1. April zahlreiche Ortsschilder im Landkreis Erding mit einem weißen Plastiküberzug mit ganz speziellem Aufdruck verhüllt. Ob in Erding, Reichenkirchen oder Wartenberg, überall war am Freitagmorgen "Aufgemuckthausen". Wenn auch nur für kurze Zeit, bis Polizeistreifen oder Gemeindearbeiter die offensichtlich von Gegnern einer dritten Startbahn organisierte Aktion durch Enthüllung der wahren, gelben Ortsschilder beendeten.

Aufgemuckt

"Völlig irritierte und orientierungslose Pendler, die sich plötzlich im Outback einer von Startbahngegnern durchtränkten Flughafenregion wiederfanden", hätten die Inspektion informiert, heißt es im Polizeibericht.

Die Polizeiinspektion Erding stellte die in ihrem Zuständigkeitsbereich aufgetauchten Plastiküberzüge sicher. "Der Eigentümer kann sich bei uns melden", sagte der stellvertretende Dienststellenleiter Bodo Urban. Auch in den Landkreisen Freising und Dachau fanden sich nicht wenige in derselben Weise behandelte Ortsschilder.

Wer immer die Aktion zu verantworten haben mag, er wird kaum zur Polizei gehen. Der Pressesprecher des Polizeipräsidium Oberbayern Nord, Hans-Peter Kammerer, stellte fest, dass es sich bei der Aktion in jedem Fall um eine Ordnungswidrigkeit handle. Denn das Verhüllen eines Verkehrsschildes sei ganz klar ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Aktiv wird die Polizei nicht. "Ermittlungen gegen Unbekannt wegen einer Ordnungswidrigkeit gibt es nicht", sagte Kammerer.

Das dürfe dennoch nicht als Freibrief verstanden werden, betonte der Polizeisprecher: "Natürlich müssen wir vor solchen unerlaubten Dingen warnen." Wenn durch die Verhüllung eines Ortschildes zum Beispiel ein ortsunkundiger Autofahrer sein Tempo nicht auf 50 Kilometer pro Stunde reduziert und sich dann ein Unfall ereignet, könnte die Verhüllung der Schilder als Straftat eines "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr" gewertet werden - "das ist aber sehr theoretisch", räumte Kammerer ein.

Ein Delikt der "gemeinschädlichen Sachbeschädigung" kommt nicht in Frage, da die Ortsschilder durch den Plastiküberzug nicht beschädigt worden sind. Recht gelassen zeigte sich die Polizei in Freising. "Völlig irritierte und orientierungslose Pendler, die sich plötzlich im Outback einer von Startbahngegnern durchtränkten Flughafenregion wiederfanden", hätten die Inspektion informiert, heißt es im Polizeibericht.

Eine Nachfrage beim Bündnis Aufgemuckt, in dem der Widerstand gegen den geplanten Bau einer dritten Starbahn am Münchner Flughafen organisiert wird, brachte keine Aufklärung zur Ortschilderverhüllung. Aufgemuckt-Sprecherin Helga Stieglmeier beteuerte, "wir wissen nicht, wer dahinter steckt".

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