Dass sich Eltern nach einer Trennung um ihr Kind streiten, kommt vor. Dass sich aber zwei Familien um einen Hund streiten und dieser Streit zu juristischen Auseinandersetzungen führt, ist ungewöhnlich. Derzeit ist eine Jugendrichterin am Amtsgericht Fürstenfeldbruck mit solch einem Fall befasst. Konkret geht es um einen mutmaßlichen Überfall, bei dem der Hund, ein weißer Schäferhund namens Teddy, entführt worden sein soll. Auf der Anklagebank sitzt eine fünfköpfige Familie aus Puchheim. Sie soll sich Teddy, mit Sturmhauben und Pfefferspray bewaffnet, gewaltsam zurückgeholt haben. Deshalb sind sie wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Da der Prozess am Mittwoch wenig neuen Erkenntnisse bringt, setzt die Richterin die Verhandlung aus, damit eine Pfefferspraydose auf Spuren untersucht wird.
Die Geschichte fängt an, als sich das Puchheimer Ehepaar trennt und die Mutter, 50, vorübergehend keinen Platz für Teddy hat. Bei einer 49-jährigen Mutter aus Poing findet sie einen Pflegeplatz. Als die Puchheimerin Teddy ein halbes Jahr später zurückholen will, ohne die vereinbarten Kosten zu zahlen, behält die Poingerin das Tier quasi als Pfand zurück - und der Streit beginnt. Es ist allerdings weder der erste Prozess noch die erste "Entführung" von Teddy. "Man kann sich nur an den Kopf langen, was da alles passiert ist wegen eines weißen Schäferhundes. Die eine hat eine Raubanklage, die andere eine wegen gefährlicher Körperverletzung", fasst der Verteidiger zusammen. Dass seine Mandantin vom Amtsgericht in Poing wegen übler Nachrede und Tierquälerei verurteilt worden ist, erwähnt der Jurist freilich nicht. Es wird aber von anderer Seite thematisiert.
Nun sind die fünf Puchheimer wegen gemeinschaftlicher gefährliche Körperverletzung angeklagt. Sie sollen am Abend des 3. Oktober 2015 ihren Schäferhund zurückgeholt haben. Der Anklage zufolge griffen sie die 49-Jährige und ihre beiden Töchter beim Gassigehen hinterrücks an, schlugen und traten auf die Mutter und die ältere Tochter ein und benutzten Pfefferspray. Vater und Sohn trugen Sturmhauben.
Nach der Aussage der Angeklagten stellt sich der Fall anders dar. Man habe gar kein Pfefferspray dabei gehabt. Die Sturmhauben "waren halt männlicher Schmarrn", sagt der Verteidiger. Laut der 50-Jährigen hat die Poingerin sie mit dem Spray angegriffen. Woraufhin ihr Sohn diese einmal geschlagen habe. "Ich habe ihr das Spray weggenommen." Damit habe sie die Angreiferin und vielleicht noch jemanden besprüht, erklärt die Puchheimerin. Soweit geben die Angeklagten die Taten zu. "Wo kommen dann die Verletzungen der Zeugin her?" Die Frage bleibt ohne Antwort.
Der Verteidiger erwähnt den Täter-Opfer-Ausgleich. In dessen Rahmen habe seine Mandantin der Poingerin 2700 Euro für die Pflege von Teddy bezahlt. "Die Zeugin glaubt aber nach wie vor, dass Teddy ihr gehört", stellt er fest. Die Poingerin gibt zwar zu, den Schäferhund "natürlich gerne" zurückzunehmen. "Aber es ist ihr Hund", sagt sie in Richtung der Angeklagten. Darüber hinaus hat sich die 49-Jährige zwei Monate, nachdem Teddy weg war, einen eigenen Hund angeschafft.
Die drei mutmaßlichen Opfer aus Poing präsentieren einen ganz anderen Bericht. Sie sei "von hinten niedergeschlagen" und dann mit Pfefferspray, Schlägen und Tritten traktiert worden, sagt die Mutter und verneint explizit, selbst Pfefferspray benutzt zu haben. Ihrer 19-jährigen Tochter sei es ähnlich ergangen, als sie sich schützend über Teddy gebeugt hatte. Die jüngere Tochter, 16, bestätigt beide Aussagen. Nach diesen Schilderungen klingt es so, als wären noch mehr Leute an dem Überfall beteiligt gewesen. "Auf jeden Fall ist um den Hund ein Riesenzirkus gemacht worden", stellt die Richterin fest. Dem Antrag des Verteidigers, die von den Angeklagten am Tatort gefundene Pfefferspraydose auf die Fingerabdrücke der Poingerin untersuchen zu lassen, stimmt sie zu. Das Ergebnis wird beim nächsten Termin präsentiert.