Amtseinführung:Gewitzter Teamplayer

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Einer von drei Schwerpunkten, die sich der neue Leiter des WIWeB für seine Amtszeit vorgenommen hat: Mithilfe von 3D-Druckern passgenaues Material, wie etwa Fahrzeugteile, für die Bundeswehr produzieren (Foto: Thomas Jordan)

Wolfgang Kreuzer ist neuer Direktor des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk und Betriebsstoffe (WIWeB) der Bundeswehr. Die Vertreter aus Politik und Militär sind froh, dass es dort nun wieder eine klare Führung gibt

Von Thomas Jordan, Erding

Einen scherzhaften Kommentar zur Kleidung des neuen Institutsleiters des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) konnte sich Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) nicht verkneifen. Er hoffe, sagte der Erdinger OB bei seinem Grußwort zur Amtseinführung, der neue Leiter, Wolfgang Kreuzer, besitze mehr als die eine Krawatte, die er heute trage. Schließlich ist es eine zentrale Aufgabe der Bundeswehr-Forschungseinrichtung WIWeB mit Sitz in Erding, Innovationen für die Dienstkleidung von Soldaten zu entwickeln.

Der Neue, der promovierte Ingenieur Wolfgang Kreuzer, nahm den OB-Kommentar mit Humor. Schließlich kennt Kreuzer das Haus und das breite Aufgabenspektrum materialwissenschaftlicher Militär-Forschung seit Jahrzehnten. 1984 kam der gebürtige Franke als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das WIWeB. Seitdem bekleidet der Werkstoffwissenschaftler Leitungspositionen in dem Erdinger Forschungszentrum. Zuletzt hatte Kreuzer den Geschäftsbereich "Werkstoffe, Bauweisen und Strukturen" des WIWeB geführt. Als Institutsleiter folgt Kreuzer nun auf Georg Maier, der bereits im Dezember vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen war. In seiner Antrittsrede im Hörsaal des WIWeB vor weit über 100 Zuhörern aus Politik und Militär konnte Kreuzer dann auch gleich an die OB-Vorlage anknüpfen. Denn digitale Funktionen in der Bekleidung, etwa zu Tarn- oder Insektenschutzzwecken, werden einen der drei Schwerpunkte seiner Amtszeit bilden. Die beiden anderen, so der 62-Jährige Kreuzer, werden alternative Energieversorgung und der 3D-Druck sein.

Schon heute steht im Druckzentrum des Bundeswehr-Forschungsinstituts in Erding ein knapp zwei Meter hohes und einen Meter breites, graues Gerät. Damit werden Kunststoffteile für den Bundeswehreinsatz gedruckt. Etwa Kotflügel-Teile von Panzerfahrzeugen, wie sie gerade in Afghanistan im Einsatz sind. Außerdem bilden die Erdinger Wehrwissenschaftler auch Soldaten für die Arbeit mit 3D-Druckern aus. Diese können dann nach Anleitung der Erdinger vor Ort im Einsatz passende Ersatzteile mit dem Kunststoffdrucker selbst produzieren.

Wie wichtig das WIWeB für die Bundeswehr ist, betonte Oberst Stefan Schmid-Schickhardt: "Jeden Tag müssen Fahrzeuge und Schiffe der Bundeswehr weltweit funktionieren" sagte der Kommandeur des Waffensystemunterstützungszentrums 1 vom Fliegerhorst Erding. Da sei es enorm wichtig, dass das Materialforschungsinstitut eine gute Leitung habe. Schmid-Schickhardt wies auch darauf hin, dass nach dem bereits laufenden Umzug seiner Truppe nach Manching das WIWeB ab dem Jahr 2021 die einzig verbliebene Dienststelle der Bundeswehr in Erding sein wird.

Eine mit diesem Umzug verbundene Herausforderung für die kommenden Jahre sprach die Personalratsvorsitzende des WIWeB, Yvonne Böhm-Bayer, während der Feierstunde an. Viele Kollegen, so Böhm-Bayer, die von der Schließung des Fliegerhorsts betroffen seien, erhofften sich, in Zukunft beruflich im WIWeB unterkommen zu können. Sie vertraue darauf, dass der neue Chef zu schnellen Entscheidungen fähig sei. Das habe er schließlich schon in der Vergangenheit gezeigt. In seiner Amtsantrittsrede rief dann auch Kreuzer die Mitarbeiter des WIWeB dazu auf, sich einzubringen: "Wer mitmacht, wird auch mitgenommen." Und dass er nicht nur schnell ist, sondern auch ein gewitzter Teamplayer, bewies der neue Chef unmittelbar vor seiner Amtsantrittsrede. Denn den Blumenstrauß, den die Personalratsvorsitzende Böhm-Bayer eigentlich seiner Frau zugedacht hatte, schnappte sich Kreuzer kurzerhand selbst. Und überreichte ihn zum Dank für die gute Zusammenarbeit seiner bisherigen Sekretärin Ingeborg Brunner.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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