Am Poststadl geht es voran:Dreißig Jahre Reifezeit

Am Poststadl geht es voran: Ein unansehnliches Gebäude - mehr nicht: Dieser Poststadl, der vor Jahren abgerissen wurde, gab dem Bebauungsplan seinen Namen. Bald sollen hier Menschen wohnen - in neuen Häusern.

Ein unansehnliches Gebäude - mehr nicht: Dieser Poststadl, der vor Jahren abgerissen wurde, gab dem Bebauungsplan seinen Namen. Bald sollen hier Menschen wohnen - in neuen Häusern.

(Foto: Peter Bauersachs)

An der Taufkirchener Kreuzung stand früher ein Gebäude der Post. Dann beschloss der Stadtrat, dass dort Wohnungen entstehen sollen, aber das ist sehr lange her. Jetzt könnte etwas daraus werden

Von Antonia Steiger, Erding

Bis zu 600 neue Einwohner bekommt Erding, wenn das Wohngebiet am Poststadel fertig ist. Sie sollen in einem Ambiente wohnen, das auch dem vorbeifahrenden Autofahrer einen ersten Eindruck der Buntheit von Erdings Altstadt vermittelt. An der Taufkirchener Kreuzung entstehen 62 Reihenhäuser und weitere 170 bis 180 Wohneinheiten. Damit das optisch nicht durcheinander gerät, möchte das Rathaus eine Gestaltungssatzung verabschieden, unter anderem mit einem Farbkonzept. Dem Planungs- und Bauausschuss ist nun möglicherweise Bahnbrechendes gelungen: Er hat einen Entwurf für den nur "Poststadl" genannten Bebauungsplan beschlossen. Er ist einer der ältesten Bebauungspläne, die nicht fertig werden. Seine Anfänge datieren bis 1983 zurück.

Reihenhäuser in einer Schlange

Zuletzt hatte die Stadtpolitik 2015 über den Poststadl geredet, ein Entwurf wurde verabschiedet. Weil sich aber herausstellte, wie Stadtbaumeister Sebastian Henrich sagte, dass das Regenwasser nicht versickert hätte werden können, wenn dieser Entwurf umgesetzt worden wäre, wurde seitdem nicht mehr öffentlich diskutiert. Jetzt ist der neue Entwurf fertig. Er sieht vor, dass an der Hohenlindener Straße entlang der B 388 eine Schlange mit Reihenhäusern entsteht - dies sei das Ergebnis eines Wettbewerbs, wie Henrich sagte - , die auch als Schallschutz für den inneren Bereich fungieren. Weil der Grund für diese Reihenhäuser mehreren Investoren gehört, müsse sich hier jeder genau an die Planung halten. Anders sieht es im Inneren aus, wo bis zu 180 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau entstehen sollen.

Die gezeichneten Striche auf den Entwürfen seien "Baulinien", erklärte Henrich nochmals - ein Seitenhieb in Richtung des Investors Robert Decker, der einmal öffentlich beklagt hatte, dass im Inneren des Wohngebiets auf gerade Ecken und Kanten verzichtet werde, was das Bauen komplizierter und teuerer mache. Henrich wiederholte: Diese Linien stellten nicht dar, wo die Wände verlaufen sollten. Die Wände müssten innerhalb der Linien verlaufen.

Eine Wiese, die auch andere nutzen können

Wesentlicher Unterschied zum früheren Entwurf ist die Entwässerung: Nicht im Süden, sondern im Nordwesten des Bebauungsgebiets, das dort an die Wilhelm-Weindler- und an die Friedrich Herbig-Straße angrenzt, ist nun eine Wiese geplant, die Wassermassen aufnehmen kann. Wenn es nicht in Strömen gießt, darf die Fläche als Spielwiese genutzt werden. Ausdrücklich habe man keinen Bolzplatz ausgewiesen, hieß es. Fußballspielen darf man trotzdem.

Es gebe in diesem Baugebiet keinen einzigen privaten Bauherren, sagte Henrich. "Nur Bauträger, die dort Wohnungen in Masse hinstellen." Daher hält man es im Rathaus für angebracht, mit einer Gestaltungsatzung auf die Gestaltung einzuwirken. Das betrifft vor allem die Farbgebung, die sowohl für die Reihenhaus-Schlange eine Abfolge von bunten Töne vorschlägt, aber auch für die Häuser im Inneren. Auch hier werden farbliche Akzente gesetzt, sie betonen die unterschiedliche Höhen im Geschosswohnungsbau. Eine knappe Mehrheit im Planungs- und Bauausschuss bremste OB Max Gotz (CSU) bei der Gestaltungssatzung jedoch aus: Ohne das Papier genau studiert zu haben und ohne in den Fraktionen darüber geredet zu haben, könne er nicht zustimmen, sagte Hermann Maier (Grüne). Ihm folgten acht Stadträte zu, sieben waren anderer Meinung. Über diese Satzung muss daher bei anderer Gelegenheit abgestimmt werden.

Bauträger wollten noch mehr Geschossfläche

Um keinen Verfahrensfehler zu machen, mussten die Stadträte sämtliche Einwendungen zu dem Bebauungsplanentwurf von 2015 abarbeiten. Es ging dabei unter anderem um den Wunsch nach noch höheren Häusern und anderen Dachneigungen, um die Dachgeschosse ausbauen und noch wirtschaftlicher bauen zu können. Henrich lehnte dies ab und verwies darauf, dass der Abstand zwischen den Häusern größer sein müsse, wenn die Häuser höher würden. Gotz erinnerte daran, dass die Geschossflächenzahl ohnehin "sagenhaft" erhöht worden sei. Der Stadtrat sei sich einig gewesen, dass nun Schluss sein müsse. Die Dächer beim Geschosswohnungsbau im Inneren des Wohngebiets sind Flachdächer, sie werden begrünt und können daher bei Regen auch Wasser aufnehmen.

"Erheblich verbessert" wurde laut Henrich die Verkehrssituation, weil es innerhalb des Quartiers weniger Straßen gebe. Dadurch würde es nicht nur ruhiger, es werden auch weniger Fläche versiegelt. Die große Grünfläche im Nordwesten komme außerdem nicht nur den Bewohnern der neuen Siedlung zugute, sondern auch allen anderen in der Umgebung. Eine Zufahrt über die Franz-Sales-Straße im Norden des Gebiets wird es nicht geben, von dort gelangt man nur zu Fuß oder mit dem Rad in das neue Quartier. Einzig Rettungsorganisationen und Feuerwehren sollen Zugang erhalten, und das soll mit versenkbaren Pollern geregelt werden.

"Der Stadtbaumeister ist zuversichtlich."

Unabhängig von der Gestaltungssatzung, die noch verabschiedet werden muss, wird nun der Entwurf für den Bebauungsplan nochmals ausgelegt, und zwar für mindestens vier Wochen. Dann haben alle betroffenen Privatpersonen und die Träger öffentlicher Belange Zeit, ihre Gedanken vorzubringen. Anschließend könnte der Bebauungsplan reif zur Abstimmung sein. "Der Stadtbaumeister ist zuversichtlich, dass mit diesem Entwurf alle Mitspieler einverstanden sind", sagte Gotz. "Deswegen wagen wir noch mal einen Anlauf." Henrich fügte dem an, dass es in den vergangenen 30 Jahren "eine Art freiwilliger Flurbereinigung" gegeben habe. Grund wurde verkauft, so dass nun die Zahl der Eigentümer "deutlich reduziert" sei. Vorher sei eine Einigung "schlichtweg nicht machbar" gewesen.

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