Amadeus:Evakuierung nach Bombendrohung

Amadeus: Im Amadeus-Rechenzentrum in Aufhausen werden täglich viele hunderttausend Reisebuchungen aus aller Welt verarbeitet.

Im Amadeus-Rechenzentrum in Aufhausen werden täglich viele hunderttausend Reisebuchungen aus aller Welt verarbeitet.

(Foto: Peter Bauersachs)

Das Rechenzentrum in Aufhausen wurde am vergangenen Donnerstag geräumt. Ein Sprengsatz wurde nicht gefunden. Die Kripo Erding ermittelt wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhen einer Straftat"

Von Florian Tempel, Erding

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord wollte den Vorfall "etwas kleiner halten", sagt am Montag ein Polizeisprecher. Man möchte in solchen Fällen grundsätzlich vermeiden, Nachahmer zu inspirieren. Zur Bombendrohung, die am vergangenen Donnerstag zur Evakuierung des Amadeus-Rechenzentrums und einem Großeinsatz der Polizei geführt hat, gab es deshalb keine Pressemitteilung. Nachdem der Vorfall aber doch bekannt geworden war, bestätigt das Polizeipräsidium die Sache: Gegen 7 Uhr morgens ging am Donnerstag die Drohung ein, mittags werde bei Amadeus eine Bombe explodieren.

Das Unternehmen wurde umgehend evakuiert. Die Polizei rückte mit Spezialkräften an. Mehr als 30 Beamte, unter anderem Spezialisten des Landeskriminalamts sowie vier Sprengstoffsuchhunde, suchten das Rechenzentrum im Erdinger Stadtteil Aufhausen ab. Ein Sprengsatz wurde nicht gefunden und es kam auch zu keiner Explosion. Die Kripo Erding ermittelt nun wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhen einer Straftat".

Einen Ermittlungsansatz gibt es. Die anonyme Bombendrohung wurde über ein Online-Kontaktformular der Polizei im Internet eingegeben. Der Verfasser der Nachricht hatte sie wahrscheinlich deshalb an das Polizeipräsidium Augsburg gesandt, weil dieses in der alphabetisch geordneten Liste der Dienststellen an erster Stelle steht. Im Feld für "Hinweis, Frage oder Anregung" hatte er dann seine Drohung kurz und knapp eingetippt. Auf die Möglichkeit, Namen, Adresse und Kontaktdaten anzugeben, verzichtet der anonyme Schreiber natürlich. Dennoch hat er mit seiner elektronischen Nachricht eine Absenderkennung hinterlassen: Eine sogenannte IP-Adresse, die angibt, von welchem Rechner aus der Text gesendet wurde. Womöglich lässt sich so nachvollziehen, wer die Bombendrohung abgeschickt hat.

Wie die Polizei ist auch das Unternehmen Amadeus sehr zurückhaltend mit Informationen zum Vorfall. Die für die Pressearbeit zuständige PR-Agentur gab nur eine wenige Zeilen lange Erklärung ab: "Amadeus hat sofort das Betriebsgelände evakuiert, um die Sicherheit der Belegschaft zu gewährleisten." Weiter heißt es nur noch: Zugleich sei "die Umsetzung des Business-Continuity-Plans angeordnet" worden. Übersetzt heißt das: Ein Notfallplan wurde aktiviert, sodass die vielen hunderttausend Reisebuchungen, die in Erding täglich verarbeitet werden, über ein anderes Rechenzentrum weiterlaufen konnten.

Falsche Bombendrohungen gibt es regelmäßig. Erst im Februar musste nach einem anonymen Anruf das Freisinger Amtsgericht und das benachbarte Vermessungsamt auf dem Domberg evakuiert werden. 2011 wurde das Gymnasium in Grafing wegen eines Bombenalarms geräumt. In Deutschland kommt es alle paar Monate zu ähnlichen Vorfällen. Gerichte, Bahnhöfe und Flughäfen sind auffällig oft betroffen. Unternehmen werden meist im Zusammenhang mit Erpressungen mit Bombenexplosionen bedroht.

In vielen Fällen sind die Motive der Bombendroher banal oder schwer nachvollziehbar. 2007 hatte ein 47-jähriger Mann in Erding einen Brief in der öffentlichen Toilette in der Nagelschmiedgasse abgelegt, in dem er ankündigte, den Schranneplatz in Schutt und Asche zu legen. Warum, ließ er auch in seinem Prozess offen, in dem er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Ein Jahr zuvor war ein 45-Jähriger am Amtsgericht angeklagt, der mit einem Drohanruf am Flughafen München seinen Flug nach Athen aufhalten wollte, weil er selbst zu spät dran war. In Berlin drohte 2006 ein Mann, das Mietshaus, in dem er wohnte, in die Luft zu jagen, weil ihm die Zwangsräumung bevorstand. Eine Studentin legte 2003 den Düsseldorfer Flughafen mit einer Bombendrohung lahm, weil sie so eine Urlaubsreise mit ihrem Verlobten verhindern wollte.

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