Am Klinikum Erding:Vom Bierzelt in die plastische Chirurgie

Lesezeit: 2 min

Ein Mann hat einen Biss erlitten, im Klinikum wurde ihm geholfen: (von links) Assistenzarzt Michael Herrler, Chefarzt Cvetan Taskov, Oberärztin Isabella Mazzola, Michael Hofmann und Oberarzt Andreas Kolbinger. (Foto: Privat)

Ein Mann beißt dem 27-jährige Michael Hofmann die Nasenspitze ab. Die Ärzte am Klinikum Erding konnten helfen.

Von Carolin Fraunhofer, Erding

Die Abteilung für plastische und ästhetische Chirurgie des Klinikums Erding boomt. Seit ihrer Gründung vor sieben Jahren entwickelte sich die Abteilung von Chefarzt Cvetan Taskov stetig weiter. Sie zieht auch Patienten aus dem Ausland an, die sich von Taskov und seinem Team behandeln lassen wollen. Die Station bringt jedoch auch den Bürgern im Landkreis Erding einen Mehrwert über eine mögliche Schönheitsoperationen hinaus - wie etwa Michael Hofmann. Er brauchte dringend Hilfe, nachdem ihm jemand die Nasenspitze abgebissen hatte.

Am letzten Herbstfestabend, 3. September, attackierte ein anderer Festbesucher den 27-jährigen Michael Hofmann und biss ihn. Er wurde in die plastischen Chirurgie des Klinikums Erding eingewiesen, dort rekonstruierten die Ärzte die Nasenspitze in einer aufwendigen Operation, wie das Klinikum Erding mitteilt.

Der Vorfall ereignete sich laut Polizeiinspektion Erding am Sonntagabend gegen 22.20 Uhr. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es. Der Täter stehe fest, der Tathergang sei aber noch unklar. Die Polizeiinspektionen in Ebersberg und Poing sind demnach mit der Aufklärung beschäftigt, wie und warum es zu dem Biss kam. Nach dem Biss kam der 27-Jährige sofort ins Klinikum Erding.

Der Biss war so tief, dass der Knorpel frei lag, wie die Klinik mitteilt. Der Oberärztin Isabella Mazzola gelang es mit ihrem Kollegen Andreas Kolbinger, die Nasenspitze nachzubilden. Mazzola und Kolbinger nutzten dafür die Technik der Lappenplastiken, die auch bei großen Tumordefekten angewandt wird, wie es weiter heißt. Dabei entnehmen die Ärzte eigenes Körpergewebe passgenau und setzen es an der benötigten Stelle wieder ein. Bei dem 27-jährigen Michael Hofmann entnahmen die Oberärzte in der Operation Gewebe aus der Stirn. Hofmann musste anschließend zwei Tage im Krankenhaus bleiben, bevor er in die ambulante Behandlung wechselte. Mittlerweile seien auch die Fäden gezogen, teilt die Pressesprecherin der Klinik, Daniela Fritzen, mit. Die Gewebeentnahme an der Stirn sei unter kompletten Erhalt der Ästhetik erfolgt.

Die Nase hat für das Gesicht enorme Bedeutung: Sie präge das Aussehen maßgeblich und sei darum auch ein spezielles Gebiet in der plastischen Chirurgie, heißt es in der Mitteilung des Klinikums. Die Nase teile als "einzelne, ungeteilte anatomische Einheit im Gesichtsmittelpunkt" die Gesichtsdrittel. Außerdem gleiche sie die umliegenden Gesichtsstrukturen aus. Selbst kleinste Änderungen der Nase könnten daher schwerwiegende Veränderungen des Aussehens des Gesichts hervorrufen, und darum sei eine genaue Rekonstruktion für die Patienten entscheidend.

Die rekonstruktive Chirurgie hilft nicht nur dem 27-jährigen Hofmann. Sie kann auch die weibliche Brust aus körpereigenem Gewebe nach Brustkrebs wieder aufbauen und nachbilden. Taskov spezialisierte sich auf diese hochkomplexe Methode. Dabei wird das körpereigene Gewebe an der Brust neu eingesetzt. In einer fünfstündigen Operation werden Gefäße freigelegt, an denen das vom Bauch entnommene Gewebe angeschlossen wird. Ein Nebeneffekt ist die einhergehende Bauchstraffung.

© SZ vom 26.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: