Altes Landratsamt Erding:Das Offensichtliche übersehen

Altes Landratsamt Erding: Das Alte Landratsamt ist eun wunderbares Gebäude, das unter Denkmalschutz steht. Doch wer hinein will, muss einige Stufen bewältigen.

Das Alte Landratsamt ist eun wunderbares Gebäude, das unter Denkmalschutz steht. Doch wer hinein will, muss einige Stufen bewältigen.

(Foto: Renate Schmidt)

Das Gesundheitsamt soll aus dem Räumen des Personalwohnheims am Klinikum ausziehen, damit dort wieder mehr Apartments frei werden. Aber am geplanten neuen Standort gibt es Probleme mit der Barrierefreiheit

Von Thomas Daller, Erding

Es knirscht im Raumprogramm des Landratsamtes: Bis Ende des Jahres soll das Gesundheitsamt aus dem Schwesternwohnheim am Klinikum ausziehen. Dadurch sollen statt derzeit 80 dann wieder 200 Apartments frei werden, die gebraucht werden, wenn am Kreiskrankenhaus die neue Schule für Pflegekräfte errichtet wird. Das Gesundheitsamt sollte daher in die Räume des alten Landratsamtes in der Langen Zeile umziehen. Doch das alte Landratsamt ist nicht barrierefrei, und ein Umbau ist wegen des Denkmalschutzes schwieriger als erwartet.

Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist angespannt, deshalb will der Landkreis mit der Gesundheitsakademie den Nachwuchs für das Kreiskrankenhaus selbst ausbilden. Allerdings schrecken manche angehende Pflegekräfte die hohen Mietpreise in Erding ab. Deshalb soll das Personalwohngebäude wieder in vollem Umfang reaktiviert werden, um günstige Apartments anbieten zu können.

Landratsamt hat Eigenbedarf angemeldet

Allerdings muss deswegen das Gesundheitsamt und das Veterinäramt ausziehen, die derzeit noch im Personalwohnheim untergebracht sind. Daher hat das Landratsamt im Sommer vergangenen Jahres Eigenbedarf angemeldet und die Mieter im alten Landratsamt, die Fachhochschule für angewandtes Management, eine Versicherung und die Süddeutsche Zeitung gekündigt. Die Fachhochschule und die Versicherung sind bereits ausgezogen, Redaktion und Anzeigenabteilung der SZ ziehen zum 1. April in neue Räume in der Dorfener Straße um.

Anfang Februar dieses Jahres haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes erstmals die für sie vorgesehenen Räume in der Langen Zeile besichtigt. Dabei stellte sich heraus, dass man das Offensichtliche wohl übersehen hatte: Das Erdgeschoss des alten Gebäudes liegt knapp einen halben Meter über Straßenniveau und ist nur über drei Stufen erreichbar. Auch ein Hintereingang über die moderneren Anbauten im Durchgangshof durch die Räume des Kreisjugendrings ist sehr beengt und mit Stufen bewehrt.

Räume nur über Treppen zugänglich

Das gleiche Problem stellt sich im Nordflügel des Gebäudes: Auch dort liegen die Räume eine halben Meter höher und sind nur über Treppen zugänglich. Im Haus gibt es auch keinen Aufzug, sodass das Obergeschoss ebenfalls nicht barrierefrei erreichbar ist. Für Besucher mit Kinderwägen oder die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, wäre das Gesundheitsamt nicht erreichbar. Und ein Umbau wird dadurch erschwert, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Nach ihrer Besichtigung monierten die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Gegenwart von SZ-Mitarbeitern, dass sich die Räumlichkeiten nicht für die Nutzung als Gesundheitsamt eignen würden und verließen kopfschüttelnd das Gebäude.

In der vergangenen Woche haben erneut Mitarbeiter des Landratsamtes, darunter Matthias Huber, Leiter des Liegenschaftsmanagements, das alte Landratsamt besichtigt. Offenbar gewann man auch bei dieser Besichtigung den Eindruck, dass man diese Immobilie nicht so ohne weiteres in Ämter- und Behördenräume umwidmen könne. Bei der Besichtigung fiel auch eine Aussage, man habe mit dem alten Gebäude wohl keinen guten Griff getan.

"Die Planungen dauern noch an."

Auf eine Anfrage der SZ, warum man sich die Räume oder zumindest die Pläne nicht schon früher auf ihre Eignung als Gesundheitsamt angesehen habe, geht Landratsamts-Pressesprecherin Claudia Fiebrandt-Kirmeyer in ihrer Antwort nicht ein. Auch auf die Frage, ob das Gesundheitsamt wie geplant im alten Landratsamt einziehen werde, antwortet sie nur ausweichend: "Die Planungen und Gespräche zur Belegung des Gebäudes dauern noch an. Es wird dort in jedem Fall demnächst eine Abteilung untergebracht. Welche das sein wird, ist noch nicht sicher." Der gesamte Gebäudekomplex soll nun überplant werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: