Aktion in der Langen Zeile:Küssen statt Abkommen

Aktion in der Langen Zeile: Sabine und Wolfgang Reiter sind verheiratet, beide in der ÖDP aktiv und küssen sich nicht zum ersten Mal - aber für die TTIP-Aktion besonders gern.

Sabine und Wolfgang Reiter sind verheiratet, beide in der ÖDP aktiv und küssen sich nicht zum ersten Mal - aber für die TTIP-Aktion besonders gern.

(Foto: Renate Schmidt)

Die ÖDP kritisiert TTIP auf ihre Weise

Am Anfang war es wohl ein bisschen zäh, aber am Ende haben sich ein paar Erdinger dazu überreden lassen, sich ein Küsschen auf den Mund oder die Backe zu geben. Stefan Treffler, der Kreisvorsitzende der ÖDP, hat dann schnell von den Freiwilligen ein Foto gemacht, am Mittwochmorgen an der Langen Zeile, und das landet jetzt im Internet, unter www.küssen-gegen-ttip.de. "So schön kann Kritik an einem geplanten Freihandelsabkommen sein", schreibt die ÖDP und freut sich über die etwas andere Art von Freihandels-Kritik, die in Erding zumindest nicht allzu viele Menschen erreicht hat, aber auch in anderen Städten stattfindet. Die Partei organisiert die kleine Aktion, weil sie aufmerksam machen will auf einen besonderen Aspekt des Freihandelsabkommens, das derzeit zwischen den USA und der Europäischen Union ausgehandelt wird. Nämlich, dass es Auswirkungen haben könnte auf Kosmetika und Pflegeprodukte: Die ÖDP befürchtet, dass die Verbraucherschutzstandards der EU bei Kosmetika durch TTIP gefährdet seien, gar "aufgelöst" würden. Es heißt, in den USA seien nur elf Inhaltsstoffe verboten, in der EU aber derzeit mehr als 1300. Und diese Verbote könnten durch TTIP wegfallen - befürchtet die ÖDP. Wer will, konnte sich beim Infostand an der Langen Zeile gleich eine Postkarte mitnehmen. Sie wird an EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström geschickt mit der Aufforderung, die TTIP-Verhandlungen zu stoppen.

Aber leider, so richtig interessierten sich die Menschen nach wie vor nicht für das Freihandelsabkommen, sagt ÖDP-Mitglied Wolfgang Reiter. Nur vereinzelt würden sich die Erdinger wirklich Gedanken machen; vielleicht ist das Thema nicht mehr im Fokus der Menschen - Griechenlandhilfen und die Herausforderungen um die Flüchtlinge bestimmen die Diskussion.

Die Kuss-Aktion war nicht die letzte, die die ÖDP noch in den Sommerferien veranstalten will. Überraschenderweise wird es dann um jemanden gehen, der normalerweise eher nicht mit der ÖDP in Verbindung gebracht wird: Einen Fanclub für Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller soll es geben, der ist von der CSU. Für Stefan Treffler kein Problem: Er sagt, Müller halte tolle Reden und fordere jetzt eigentlich genau das, was die ÖDP schon vor 20 Jahren gefordert hatte.

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